Statistisches Bundesamt Zahl der Abtreibungen auf Tiefststand
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung gesunken. Es wurden rund 94.600 Abtreibungen vorgenommen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist im vergangenen Jahr auf einen Tiefststand seit Beginn der Erhebung gesunken. In rund 94.600 Fällen entschieden sich Frauen für einen entsprechenden Eingriff. Das seien 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Es handelt sich um die niedrigste Zahl seit Beginn der Zeitreihe des Bundesamts zu Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr 1996. Damals waren 130.899 Eingriffe gezählt worden. Zuvor habe es keine Rechtsgrundlage für diese Statistik gegeben, sagte ein Sprecher.
Die meisten Abbrüche zwischen 18 und 34 Jahren
Ein eindeutiger Grund für den Rückgang sei aus den vorliegenden Daten nicht zu erkennen, erklärte die Behörde. Die Corona-Pandemie habe zumindest im Vorjahr nicht für einen derartigen Rückgang gesorgt: 2020 war die Zahl der Abbrüche um 0,9 Prozent und damit weniger stark gesunken.
Sieben von zehn Frauen (70 Prozent), die 2021 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren den Angaben zufolge zwischen 18 und 34 Jahren alt; etwa jede fünfte Frau (19 Prozent) war zwischen 35 und 39 Jahren alt. Rund acht Prozent waren 40 Jahre und älter, drei Prozent noch nicht erwachsen.
14.300 Abtreibungen weniger als 2011
Im Zehn-Jahres-Vergleich registrierte das Statistikamt deutlich weniger Schwangerschaftsabbrüche. Demnach wurden im Jahr 2021 insgesamt 14.300 Fälle weniger gemeldet als im Jahr 2011. Überdurchschnittlich stark ging die Zahl in den jüngeren Altersgruppen zurück.
Bei den 15- bis 17-Jährigen waren es rund 40 Prozent beziehungsweise 1500 Abtreibungen weniger, bei den 18- bis 19-Jährigen sogar rund 41 Prozent weniger. Teilweise sei dieser Effekt darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Frauen in diesen Altersgruppen in Deutschland im selben Zeitraum zurückgegangen sei.
96 Prozent der Eingriffe nach Beratungsregelung
Rund 41 Prozent der Frauen, die im vergangenen Jahr einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, hatten zuvor noch kein Kind zur Welt gebracht, wie das Bundesamt mitteilte. 96 Prozent der Eingriffe wurden nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen.
Seit 1995 bleibt ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen straffrei, wenn die Frau sich zuvor beraten lässt. In den übrigen vier Prozent waren Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten die Begründung für den Abbruch.