Coronavirus Schlechte Aussichten für die Skisaison
Die Angst vor einem zweiten "Ischgl" ist groß: In den meisten Ländern bleiben die Skigebiete für Touristen wegen der Corona-Pandemie über die Weihnachtstage geschlossen - mit wenigen Ausnahmen.
Ist Skifahren ist diesem Jahr in Deutschland noch möglich?
Bisher ist klar: Die Skilifte in den deutschen Wintersportgebieten sollen bis zum 20. Dezember nicht in Betrieb sein. Bund und Länder haben sich zudem bereits auf eine Verlängerung des Teil-Lockdowns bis zum 10. Januar verständigt. Davon dürften wohl auch die Skigebiete betroffen sein. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte dem BR: "Mit der Verlängerung des Lockdowns ist klar, dass Skilifte nicht geöffnet werden können."
Was spricht gegen die Öffnung der Skipisten - etwa für Tagestouristen?
In der ersten Corona-Welle hat gerade das Beispiel des Tiroler Skiortes Ischgl gezeigt, wie massiv sich das Virus aus den Wintersportgebieten in ganz Europa verbreiten kann. Selbst bei einem Aprés-Ski-Verbot bleiben zahlreiche Risikofaktoren: lange Schlangen vor den Liften, überfüllte Seilbahnen, wenig Platz in den Hütten. Zudem sollen Krankenhäuser nicht durch die Behandlung von Skiunfällen zusätzlich belastet werden.
"Wir müssen jede Art von Massenveranstaltung vermeiden", sagte beispielsweise Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing. Es sei anzunehmen, "dass die Verbreitung des Virus über die Areosole auch im Freien gut funktioniert, wenn man am Skilift oder insbesondere in Skigondeln eng zusammen steht beziehungsweise sitzt".
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF: "Ich halte es für fahrlässig und gefährlich, Lifte aufzumachen."
Was sagen die Seilbahnbetreiber und Touristiker?
Der Wintertourismus ist in vielen Skigebieten Europas ein überaus wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Bereits im März und April brachen vielen Unternehmen die Einnahmen weg. Wintertouristen geben zudem im Schnitt in der Region meist mehr Geld aus als Sommertouristen.
Matthias Stauch, Vorstandsvorsitzender des Verbands deutscher Seilbahnen und Vorstand der Bayerischen Zugspitzbahn, verweist auf Sicherheits- und Hygienekonzepte. Bis Oktober hätten die Seilbahnen mehr als 450.000 Gäste befördert, es gebe "bisher keinerlei Erkenntnisse, dass Gäste sich infiziert haben bei uns", sagte Stauch im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Im "Spiegel" verwies er auf die erwarteten Verluste der Seilbahnbranche. Die hatte im vergangenen Jahr einen Nettoumsatz von 80 Millionen erwirtschaftet - ein Drittel davon in der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig.
Österreich hatte im Zuge des Streites über die europaweite Schließung der Skigebiete mit Entschädigungsforderungen in Milliardenhöhe gedroht und dabei mit einem Umsatzausfall von 800 Millionen Euro für jede der Ferienwochen gerechnet.
Wie sieht es in österreichischen Skigebieten aus?
Während Italien und Deutschland vehement für ein europaweites Schließen der Skigebiete werben, will Österreich einen eigenen Weg gehen. So soll ab dem 24. Dezember Skifahren wieder möglich sein - wenn auch Restaurants und Hotels geschlossen bleiben. Mit dem Liftbetrieb soll auch das Skitourengehen wieder eingegrenzt werden.
Trotzdem dürfte das Vergnügen wohl nur Einheimischen vorbehalten sein. Für alle Einreisenden aus Corona-Risikogebieten wurde vom 19. Dezember bis zum 10. Januar eine zehntägige Quarantänepflicht verhängt - betroffen sind damit auch Touristen aus Deutschland. Wer etwa zurück nach Bayern reist, den erwarten dort weitere zehn Tage Quarantäne.
Was ist mit dem Kleinwalsertal und Jungholz im Tannheimer Tal?
Die Skigebiete Kleinwalsertal und Jungholz im Tannheimer Tal gehören zu Österreich, sind aber nur von Deutschland aus zu erreichen. Die Liftbetreiber haben sich laut BR nun aber für die bayerische Regelung entschieden - sie werden also nicht geöffnet.
Ist das Skifahren in Italien erlaubt?
Auch in Italien haben sich im Februar Skitouristen mit Corona infiziert - und das Virus weiterverbreitet. Die Regierung von Giuseppe Conte beschloss trotz großem Widerstand aus den norditalienischen Skiregionen strenge Regeln. Die Skigebiete bleiben geschlossen. Das Reisen werden zwischen 21. Dezember und 6. Januar massiv eingeschränkt - auch zwischen den Regionen. Selbst Italiener dürfen dann nicht in ihre Ferienwohnungen in den Skigebieten reisen. Ebenso sollen für Einheimische die Pisten zunächst tabu sein.
Und Frankreich?
Frankreich will die Skigebiete über die Weihnachtsferien zwar offen lassen, die Skilifte sollen aber nicht geöffnet sein. Der Unmut in Frankreich ist groß: Die Präsidenten der Region Auvergne-Rhône-Alpes sowie der Departements Savoyen, Isère und Haute-Savoie wollen das oberste Verwaltungsgericht einschalten. "Lassen Sie uns unsere Stationen mit strengen Gesundheitsprotokollen eröffnen. Lassen Sie die Franzosen ihre Berge genießen. Tausende von Arbeitsplätzen hängen davon ab", forderte der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, Laurent Wauquiez laut AFP.
Was bleibt? Die Schweiz.
Die Schweiz will an der Skisaison festhalten. Von Quarantäneauflagen bei der Einreise wie in Österreich ist bislang keine Rede. Allerdings soll die Gesamtzahl der Gäste in einem Ort beschränkt werden, zudem sollen strikte Abstandsregeln beim Anstehen an Liften gelten. Auch eine Maskenpflicht in Fußgängerzonen der Skiorte wird diskutiert. Das Nachbarland Frankreich verlangt von Skitouristen, die aus der Schweiz zurückkehren, eine Quarantäne von sieben Tagen.
Auch für die meisten Deutschen dürfte die Schweiz aber wegen der Quarantäneregeln für Rückkehrer keine Option sein. Die Regeln sind allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Baden-Württemberg will etwa an einer Ausnahmeregelung festhalten, wonach Tagestouristen nach ihrer Rückkehr nicht in Quarantäne müssen. Das gilt auch für Wintersportler, die für einen Tag auf die Piste ins Nachbarland wollen. In Nordrhein-Westfalen gibt es hingegen nach einer Gerichtsentscheidung derzeit generell keine Quarantäneregel für Reiserückkehrer. Dort reicht es, wenn Touristen sich nach der Reise zurückmelden. Zudem kann das Gesundheitsamt einen Testnachweis verlangen.