Spahn will Widerspruchslösung Jeder soll Organspender sein
Die Zahl der Organspenden in Deutschland muss nach Ansicht von Gesundheitsminister Spahn wieder steigen. Deshalb hat er bereits ein Gesetz auf den Weg gebracht. Zudem will er die Debatte um die Widerspruchslösung neu anstoßen.
Rund 10.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Demgegenüber standen im vergangenen Jahr rund 800 Spender. Gesundheitsminister Jens Spahn sucht deshalb nach Wegen, um zu mehr Organentnahmen zu kommen. Ein Gesetz, das Hindernisse in Kliniken ausräumen soll, hat er in der vergangenen Woche bereits vorgestellt: Transplantationsexperten in Krankenhäusern sollen demnach mehr Zeit bekommen und der Prozess der Organentnahme soll besser vergütet werden.
Zudem denkt Spahn über die Einführung einer Widerspruchslösung nach. "Nur so kann die Organspende zum Normalfall werden", sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Widerspruchslösung bedeutet, dass jeder automatisch als Organspender gilt - außer man selbst oder Angehörige widersprechen. Bisher sind Entnahmen in Deutschland nur möglich, wenn jemand ausdrücklich zustimmt.
Eine solche Neuregelung stelle zwar einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen dar, sagte Spahn. Doch seien alle bisherigen Versuche der Politik, die Zahl der Organspender zu steigern, leider ohne Erfolg geblieben. "Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung."
Auch SPD für Widerspruchslösung
Einen Gesetzentwurf werde er dazu nicht in den Bundestag einbringen, kündigte Spahn an und sprach sich zunächst für eine Diskussion im Bundestag aus. Mit dem Thema dürfte Spahn beim Koalitionspartner SPD auf offene Ohren stoßen. Deren Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", Spahns Gesetzentwurf zur Stärkung der Kliniken sei "die optimale Gelegenheit, um eine umfassende Debatte über die Widerspruchslösung zu führen."
Die Zahl der Organspender hatte nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr mit 797 einen Tiefpunkt erreicht. Im ersten Halbjahr 2018 gab es eine Zunahme.