Deutscher Wetterdienst Zweitwärmster Herbst seit Messbeginn
Erneut waren die durchschnittlichen Temperaturen im meteorologischen Herbst zu hoch. Laut Deutschem Wetterdienst ist es einer der wärmsten seit 1881. Und auch mit Blick auf das gesamte Jahr sind die Meteorologen pessimistisch.
Auch wenn derzeit Schnee und Eis in Deutschland für Unfälle sorgen, zählt der meteorologische Herbst in diesem Jahr zu einem der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) im Jahr 1881. Dem Institut zufolge lag die Durchschnittstemperatur in der Jahreszeit bei 11,5 Grad Celsius.
Nur einmal in den vergangenen rund 140 Jahren verzeichnete der DWD im Herbst eine noch höhere Durchschnittstemperatur: Im Jahr 2006 lag sie bei zwölf Grad Celsius. In Süddeutschland war es in diesem Jahr laut DWD sogar der wärmste Herbst seit Messbeginn. Die höchste Temperatur wurde am 12. September im baden-württembergischen Waghäusel-Kirrlach mit sommerlichen 33,3 Grad gemessen.
Der DWD bezieht sich bei seinen Angaben auf den meteorologischen Herbst, also die Monate September, Oktober und November. Die Daten der vorläufigen Bilanz stammen von bundesweit rund 2.000 Messstationen, die Temperaturen, Niederschläge und Sonnenscheindauer registrieren.
Nicht nur warm, sondern auch nass
Bundesweit hatten die Herbstmonate der vorläufigen Bilanz zufolge 392 Sonnenstunden. Trotzdem sorgt der ungewöhnlich nasse November dafür, dass es der voraussichtlich niederschlagsreichste Herbst seit dem Jahr 2002 werden wird.
Seit Anfang September fielen demnach bundesweit im Durchschnitt rund 257 Liter pro Quadratmeter. Obwohl der erste Herbstmonat dabei erstaunlich trocken gewesen sei, habe er in Teilen Deutschlands auch Starkregen mit sich gebracht. Der Tageshöchstwert wurde am 12. September in Beckum-Vellern in Nordrhein-Westfalen gemessen - mit 102,6 Litern pro Quadratmeter binnen 24 Stunden.
Zu hohe Durchschnittstemperaturen im gesamten Jahr
Dieser Herbst wird damit der 13. zu warme Herbst infolge, warnen die Meteorologen vom DWD. Auch die Jahreszeit im vergangenen Jahr sei mit einer Durchschnittstemperatur von 10,7 Grad Celsius deutlich zu warm gewesen. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 sei 2022 der viertwärmste Herbst gewesen.
Doch nicht nur der Herbst 2023 wird den Erwartungen des DWD zufolge mit zu hohen Temperaturen aufwarten, sondern das gesamte Jahr. Im Zeitraum von Januar bis November liege das Temperaturmittel bei 11,2 Grad Celsius - womit dieses Jahr ebenfalls zum zweitwärmsten der rund 140 vergangenen Jahre zu werden drohe.
"Können Klimawandel live erleben"
In Deutschland werden bereits seit 27 Jahren zu warme Sommer verzeichnet, sagt Uwe Kirsche vom DWD und warnte: "Wieder können wir den Klimawandel live erleben." Zur gleichen Einschätzung kommt auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Die Herbstmonate September bis November 2023 waren erneut deutlich zu warm. Somit deutet sich an, dass auch das Gesamtjahr in Deutschland mit zu den wärmsten seit Beginn von Wetteraufzeichnungen gehören wird", sagte Peter Hoffmann, Forscher am PIK. Selbst wenn aktuell "frostige Temperaturen das Witterungsgeschehen in Deutschland bestimmen" würden, reiche das nicht mehr aus, "um den Gesamtdurchschnitt des aktuellen Jahres wesentlich zu senken".
Weltweit zieht die US-Klimabehörde NOAA sogar eine noch drastischere vorläufige Bilanz für dieses Jahr. Mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent werde es das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen der US-amerikanischen Behörde vor 174 Jahren werden.