Jahresrückblick 1954 Innenpolitisches Leben
Bundespräsident Heuss tritt seine zweite Amtszeit an. Jeden Tag bitten über 100 Bewohner der sowjtischen Zone um Asyl. Die Kirchentage in Leipzig und Fulda vereinen die Gläubigen aus Ost und West.
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Die erste Amtszeit des Bundespräsidenten geht zu Ende. Bei den Neuwahlen im Sommer, noch unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Bundestagspräsidenten Dr. Ehlers, einigen sich alle Fraktionen auf die Wiederwahl von Professor Heuss.
Leben im geteilten Berlin
In Berlin, der zweigeteilten Stadt, geht das Leben weiter wie bisher. Überall erinnern Warntafeln an die Sektorengrenzen, Wechselstuben machen die Teilung offensichtlich. In den Kinos werden für Ostbesucher Filme gezeigt, die den "Blick in den Westen" ermöglichen sollen.
Der Osten lockt nur wenige. Otto John, ehemaliger Präsident im Bundesamt für Verfassungsschutz, ist in den Osten gegangen.
Die zentrale Notaufnahme nimmt pro Tag über 100 Einwohner der Sowjetzone auf, die in der Bundesrepublik Asyl beantragen.
Kirchentage
Eine Klammer zwischen Ost und West ist der evangelische Kirchentag in Leipzig. Die Losung lautet: "Seid fröhlich in Hoffnung". Der gemeinsame Glaube überwindet die Schranken.
Etwas später folgt der Katholikentag in Fulda. Deutsche aus Ost und West finden sich zum gemeinsamen Gebet unter dem Leitwort: "Ihr sollt mir Zeuge sein".