Jahresrückblick 1981 Demonstrationen und ein Justizskandal
Gewalt und Gegengewalt prägen das Jahr. Bei Demonstrationen in Berlin stirbt ein 18-jähriger Teilnehmer. In Nürnberg nimmt die Polizei 141 Jugendliche mit einer pauschalen Begründung fest.
Gewalt und Gegengewalt prägen das Jahr. In verschiedenen Städten kommt es anlässlich des Besuchs von US-Außenminister Haig zu Friedensdemonstrationen mit mehreren 10.000 Menschen. Nach Abschluss der Demonstrationen beginnen in Berlin schwere Krawalle, vorrangig ausgelöst durch die Hausbesetzerproblematik. Bei der Räumung von acht besetzten Häusern gerät der 18-jährige Klaus-Jürgen Rattey unter einen BVG-Bus und stirbt. Die genauen Todesumstände bleiben ungeklärt.
Zum Jahresende gerät eine andere Problematik in den Vordergrund: Der wachsende Zustrom von Ausländern. Ein neuer Erlass zur Regelung des Zuzugs kann die Situation nicht entschärfen.
In Nürnberg ziehen am 5. März ein paar hundert Jugendliche nach einer Diskussionsveranstaltung in einem Kommunikationszentrum durch die Stadt. Sie richten einen Schaden von 20.000 Mark an. Die Justiz will ein Exempel statuieren und stellt 141 Haftbefehle mit einer pauschalen Begründung aus. Die Angehörigen der Jugendlichen, die erst nach Tagen informiert werden, schließen sich zusammen und protestieren.
Dieser Umgang mit Bürger- und Verfassungsrechten bringt Hunderte von Menschen auf die Straßen und wächst sich zu einem Skandal aus. Bei der Gerichtsverhandlung der ersten zehn Demonstranten sind die Akten unvollständig. Erst während des Prozesses finden sich Protokolle von Polizeiaussagen ein, die aber späteren Aufzeichnungen widersprechen. Die Staatsanwälte geraten in den Verdacht der Aktenunterdrückung. Der Prozess von Nürnberg wird auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.