Jahresrückblick 1988 Sozialistische Staaten in der Krise
Nationalitätenkonflikte und Abspaltungstendenzen in Jugoslawien und der Sowjetunion, Liberalisierung in Ungarn, Gorbatschow als Liebling der Reformer, politische Streiks in Polen, Zwangsumsiedlung in Rumänien - die sozialistischen Staaten erleben schwere Erschütterungen.
Umwälzungen in der Sowjetunion: Armenien fordert die umstrittene Region Berg-Karabach von Aserbeidschan zurück. Die Südprovinzen der Sowjetunion werden zu Krisenherden. Es kommt zu Demonstrationen, wie sie die Sowjetunion seit der Revolution nicht mehr gesehen hat. Polizei und Armee sind machtlos. Es gibt Tote und Fluchtbewegungen.
Auch im Baltikum kommt es zu nationalistischen Demonstrationen mit Hunderttausenden von Teilnehmern.
Der ungarische Staats- und Parteichef Kádár tritt ab. Sein Nachfolger Grosz garantiert das Privateigentum und erwägt die Einführung eines Mehrparteiensystems.
Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow wird auf seinen Reisen im ganzen Ostblock von all jenen begeistert empfangen, die nach mehr Demokratie rufen.
Polen wird von politisierten Streiks erschüttert. Die Regierung tritt zurück, die Reformkräfte in der Partei werden gestärkt.
Rumänien stellt sich strikt gegen Gorbatschows Kurs. Hier werden Dörfer ausradiert und die Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt.
Vor dem Hintergrund einer schweren Wirtschaftkrise drohen nationale Rivalitäten Jugoslawien zu sprengen. Der großserbische Populist Milosevic strebt nach der ganzen Macht in Jugoslawien.