Jahresrückblick 1955 Die Ostpolitik und der Sonderfall Berlin
Die Entwicklung im Westen lässt den Osten nicht ruhen. Es wird eine Ost-NATO gegründet - der Warschauer Pakt. Die Nadelstichpolitik gegen West-Berlin wird verstärkt fortgesetzt. Berlin bleibt eine Insel.
Die Entwicklung im Westen lässt den Osten nicht ruhen. Es wird eine Ost-NATO gegründet. Bei der Bevölkerung wird durch diesen Schritt planmäßig die Wehrbereitschaft erhöht.
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, besichtigt die Zonen-Prominenz in Ost-Berlin bewaffnete Werkschutzgruppen. Befreit wird West-Berlin in diesem Jahr von dem sowjetischen Panzerdenkmal. Die Stadtkommandanten einigen sich und der Panzer verschwindet hinter dem Eisernen Vorhang.
Aber die Nadelstichpolitik gegen West-Berlin wird verstärkt fortgesetzt. Pankow erhöht den Autobahnzoll. Alliierte Verhandlungen bringen kein Ergebnis. Die Sowjets ziehen sich hinter Ausflüchte in ihre Botschaft zurück.
Berlin bleibt eine Insel. Ein schweres Jubiläum: Zehn Jahre demokratischer Vorposten. In der einstigen Reichshauptstadt bleiben auf den toten Bahnhöfen die Signale auf Halt und die Gleise überwuchern. West-Berliner Friedhofbesucher unter östlicher Bewachung.
Trotz scharfer Kontrollen steht man bei den West-Berliner Flüchtlingsstellen Schlange. Tagtäglich wollen an die 300 Menschen aus dem Osten in den Goldenen Westen ausreisen, auch wenn die meisten im Westen nur ein Flüchtlingslager erwartet.