Jahresrückblick 1964 Die Außenpolitik in Deutschland
Insgesamt sieben Mal reist der Bundeskanzler in diesem Jahr in europäische Nachbarstaaten, um die außenpolitischen Beziehungen zu verbessern und zu stärken. Heinrich Lübke wird zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Auf Reisen in alle Welt findet er Unterstützung für das Recht aller Deutschen auf Selbstbestimmung.
Im Juni besucht Bundeskanzler Erhard den amerikanischen Präsidenten Johnson zum zweiten Mal. Er bekräftigt nachhaltig die Notwendigkeit und den Wert der atlantischen Gemeinschaft. Außerdem drückt er seine Genugtuung über Fortschritte des Westens im Bemühen um politische, wirtschaftliche und militärische Stärke aus. Insgesamt sieben Mal reiste der Bundeskanzler zu europäischen Nachbarn. In London versichert er, dass ein größeres Europa das gemeinsame Ziel bleibe.
In Rom wird Erhard nach zweitägigen Regierungsgesprächen von Papst Paul VI. in einer Privataudienz empfangen. In Den Haag befürwortet er die Stärkung des europäischen Parlaments.
Doch auch dem Bundeskanzler werden in Bonn einige Besuche abgestattet. Der schwedische Ministerpräsident erörtert Handelsbeziehungen, während der Präsident von Guinea zu einem Privatbesuch kommt. Neue deutsche Rüstungskäufe werden durch den amerikanischen Verteidigungsminister vereinbart. Der französische und der belgische Außenminister diskutieren mit der Bundesregierung über Europa. Der Besuch König Husseins aus Jordanien wirft die Frage der Beziehung Deutschlands zu Israel und zur arabischen Welt auf.
Lübke wird Bundespräsident
Am 1. Juni wird in Berlin das deutsche Staatsoberhaupt für fünf Jahre neu gewählt. Dr. Heinrich Lübke erhält bereits im ersten Wahlgang gegenüber seinem Gegenkandidaten die absolute Mehrheit. Auf Reisen in alle Welt findet Lübke Unterstützung für das Recht aller Deutschen auf Selbstbestimmung. In Peru beginnt er seine Südamerikareise mit einem Appell zur wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit der freien Welt. In Chile verspricht er die Hilfe der Bundesrepublik für den Kampf gegen den Kommunismus in Lateinamerika. Argentinien begrüßt ihn als besten Botschafter Deutschlands. In Brasilien mahnt er nochmals zur Einigung gegen die kommunistische Bedrohung. Die letzte Reise des Jahres führt den Bundespräsidenten im Oktober nach Äthiopien.
Der Nahostpolitik der Bundesregierung gilt der Besuch von Bundestagspräsident Gerstenmeier in Ägypten. Auch die deutsche Ostpolitik macht Fortschritte. Die Bundesrepublik und Jugoslawien treffen im Juli eine neue Handelsvereinbarung. Beide Seiten verpflichten sich zur Verbesserung ihrer Beziehungen. Ebenfalls im Juli einigen sich Bonn und Warschau über einen Zusatzvertrag. Der seit März 1963 rückläufige Handel soll neuen Auftrieb erhalten.