Jahresrückblick 1964 Internationale Krisenherde

Stand: 06.12.2010 17:53 Uhr

Zypern gilt als Krisenherd an der Südostflanke der NATO. In der Hauptstadt Nikosia liefern sich Griechen und Türken erbitterte Straßenschlachten. Südamerika erlebt 1964 zahlreiche Revolten und Regierungswechsel. Vier Jahre nach dem Erlangen der Unabhängigkeit herrscht immer noch Bürgerkrieg im Kongo.

Zypern

Zypern gilt als Krisenherd an der Südostflanke der NATO. In der Hauptstadt Nikosia, dem Einsatzgebiet der UN-Truppen, liefern sich Griechen und Türken erbitterte Straßenschlachten. Der zyprische Staatspräsident Makarios verhindert jegliche Erweiterung der UN-Befugnisse. General Grivas, der den zyprischen Freiheitskrieg gegen England geführt hatte, kehrt aus Griechenland nach Zypern zurück. Er proklamiert das freie, griechische Zypern von morgen.

Mitte August erhalten die Türken im Nordwesten Zyperns nach wochenlanger Blockade wieder Lebensmittel. Die Belagerung dieses Gebietes hätte fast zu einem Krieg zwischen Türken und Griechen geführt. Auf beiden Seiten fordert der Zypernkonflikt Hunderte von Menschenleben. Ende August beendet ein Waffenstillstandsangebot des zyprischen Staatspräsidenten die kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Mittelmeerinsel.

Südamerika

Südamerika erlebt 1964 zahlreiche Revolten und Regierungswechsel. Am 2. April wird die brasilianische Regierung auf Grund der radikalen Reformpläne von Präsident Gulars gestürzt. Das brasilianische Militär übernimmt für neun Tage die Macht und unterstützt die revoltierenden Gouverneure. Am 11. April wird der neue Präsident General Castelo Branco, der Chef des brasilianischen Generalstabs, gewählt. Branco erhält Vollmachten, die in der Geschichte Brasiliens beispiellos sind.

Afrika

Der Kongo bleibt größter Unruheherd. Vier Jahre nach dem Erlangen der Unabhängigkeit herrscht immer noch Bürgerkrieg. Ende Juni kehrt Moise Tschombe aus dem Exil zurück, der noch zwei Jahre zuvor als Landesverräter galt. Im Juli wird eine neue Regierung gewählt und Tschombe wird mit deren Bildung beauftragt. Am 30, Juni verlassen die letzten Truppen der Vereinten Nationen den Kongo. Der neue Präsident engagiert weiße Söldner, unter deren Führung die Kongo-Rebellen zurückgedrängt werden.

Alle Krisen des Jahres 1964 weiten sich jedoch nicht zu einem großen Konflikt aus, sondern bleiben lokale Ausbrüche im großen Weltbürgerkrieg, in dem es um eine Neuordnung, um den Ausgleich von fundamentalen politischen Gegensätzen geht.