Jahresrückblick 1971 Putsch in Bolivien
In Lateinamerika herrscht Armut. Trotzdem der Kontinent reich ist, kämpfen die Menschen um ihr Überleben. Die linken Revolutionäre haben zu Taten aufgerufen.
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Im August findet der 167. Putsch in der 146-jährigen Geschichte Boliviens statt. Der rechte Oberst Banza stürzt General Torres, der im Juli eine Art "Volkssowjet" zugelassen hatte.
Allerdings scheint hier die politische Richtung unwichtig; jeder, der in den Regierungspalast kommt, verspricht den Menschen Frieden und Wohlstand. Die Art des Putschens hat sich geändert. Bei diesem Putsch fließt Blut, Ideologie ist im Spiel. Der Putsch, bei dem nur die Regierungsmannschaft wechselt und die Besiegten mit ihrem Vermögen ins Exil gehen, scheint vorbei zu sein. Im Armenhaus des Kontinents, Bolivien, muss die linke Revolution aufgeben.
In Chile ist seit einem Jahr Präsident Allende an der Macht. Hat er in Lateinamerika ein Zeichen gesetzt? Sind die Weichen für die künftige politische Entwicklung gestellt?
Seit seinem Regierungsantritt verwirklicht er das Programm seiner linken Volksfront. Verstaatlichungen, Enteignungen und Landverteilung sind die Stationen. Die Folgen sind Kapitalflucht und Zahlungsbilanzdefizit.
Der Protest beginnt mit einer Demonstration von Hausfrauen gegen die Preiserhöhungen. Allende gerät unter Druck. Die Armee ist verfassungstreu und schlägt den Protest nieder.
Ende November besucht Fidel Castro Chile. Soll dieser Besuch die Achse der Lateinamerikanischen Revolution demonstrieren? Castro ist besonnen, trotzdem auch Chile die wirtschaftliche Übermacht der USA bremsen will, rät er seinen Gastgebern, zu bedenken, dass sie erst am Anfang der Revolution seien.