Jahresrückblick 1958 Atomdebatte spaltet die Republik
Die Bundesregierung beschließt die Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen. Grund dafür sei die offensive Strategie der Sowjetunion. Viele Menschen in der Bundesrepublik protestieren dagegen.
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Nach einer viertägigen hitzigen Debatte im deutschen Bundestag beschließt die CDU/CSU-Regierung zusammen mit der DP die Ausstattung der Bundeswehr mit Atomwaffen im Rahmen der NATO, sofern es nicht zu einer allgemeinen Abrüstungsvereinbarung kommt. Dies führt sowohl bei der Bevölkerung als auch innerhalb des Bundestags zu heftigen Diskussionen. SPD und FDP kündigen in der Debatte ihren Widerstand gegen den Beschluss an. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) begründet die Notwendigkeit von Atomwaffen mit der offensiven Strategie der Sowjetunion.
Gegen die Aufrüstungspläne der Regierung gründen in Frankfurt am Main führende Oppositionspolitiker, Gewerkschaftsführer, evangelische Theologen, Professoren und Schriftsteller, u.a. Heinrich Böll und Erich Kästner, den Arbeitsausschuss "Kampf dem Atomtod". In Form von Arbeitsniederlegungen und Schweigemärschen protestieren Menschen gegen die Atombewaffnung. In den Volkswagen-Werken streiken etwa 20.000 Arbeiter.
Die von Hamburg und Bremen geplante Volksbefragung über die atomare Bewaffnung der Bundeswehr wird im Juli vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt.
Atomraketen für die Bundeswehr sind bereits bestellt.