Jahresrückblick 1956 Aufstände in Polen und Ungarn
Der Bannfluch Chruschtschows gegen Stalin löst in Polen und Ungarn Volksaufstände aus. Während in Polen Forderungen durchgesetzt werden, erfährt die ungarische Bewegung eine blutige Niederschlagung.
¶
Auf dem 20. Parteitag der KPdSU schleudert Nikita Chruschtschow einen Bannfluch gegen Josef Stalin, der drei Jahre zuvor verstorben war. Vor den überraschten Delegierten wirft er Stalin Despotismus, Willkür, Terrorismus und Machtmissbrauch vor.
Diese politische Sensation weckt in Polen und später in Ungarn Hoffnung auf demokratische Veränderungen.
Im Juni gibt es in Posen einen Volksaufstand. Erstaunlich offen sind die Prozesse gegen die Initiatoren. Die Strafen fallen mild aus. Vier Monate später weiten sich in Warschau Studentenproteste zu einem Volks- und Arbeiteraufstand aus. Die Demonstranten fordern die Wiedereinsetzung Wladislaw Gomulkas. Dieser wird wieder 1. Sekretär der polnischen KP. Außerdem wird Kardinal Wyszynski, der seit 1953 inhaftiert ist, freigelassen.
Am 23. Oktober beginnt die ungarische Tragödie mit einer friedlichen Studentendemonstration in Budapest. Am Abend fallen erste Schüsse in die Menge.
Ein blutiger Kampf fängt an. Die Zentrale der Geheimpolizei wird gestürmt. Der 1948 zu lebenslänglich verurteilte Kardinal Mindszenty wird befreit. Panzer werden erobert. In der Stadt bleiben keine sowjetischen Panzer. Elf Tage bleibt die Stadt in den Händen der Freiheitskämpfer. Es sind viele Opfer zu beklagen, viele Gebäude sind zerstört.
Am 4. November rücken sowjetische Panzer und Infanterieeinheiten in die Stadt ein und ersticken den Kampf in Blut und Tränen. Zehntausende Ungarn flüchten nach Österreich