Schwache Spitzenkandidaten Angreifen statt wegducken
Laschet patzt, Baerbock ebenso, Scholz bleibt blass: Der Wahlkampf dümpelt sieben Wochen vor der Bundestagswahl vor sich hin. Das ist bedenklich. Höchste Zeit, dass die Kandidatin und die Kandidaten anfangen zu kämpfen.
Armin Laschets Strategie, sich im Wahlkampf wegzuducken - kaum Inhalte, keine Angriffsfläche zu bieten - zunächst schien sie aufzugehen. Nun aber fällt sie dem Kandidaten auf die Füße. Wirklich gut für eine Demokratie ist so ein Plan nie, aber er kann funktionieren, wenn die Strahlkraft eines Kandidaten groß ist und dieser selbst keine Fehler macht.
Angela Merkel hat es vorgemacht. Die Raute - ihr Wahlprogramm. "Sie kennen mich", warb die Kanzlerin. Das reichte, zumal sie sich im Wahlkampf keine Aussetzer leistete. Armin Laschet hat im Hochwasser aber nun mal gepatzt und braucht nun dringend Argumente, um für sich zu werben. Höchste Zeit also, dem Wähler seine Pläne zu verraten, konkret zu werden. Ein schwammiges Wahlprogramm reicht nicht.
Olaf Scholz bleibt im Wahlkampf bisher ähnlich blass, was die Inhalte angeht. Als Kandidat sieht er jetzt nur deshalb das Morgenrot am Umfragehorizont, weil er bisher als einziger keine Fehler macht. Bisher.
Während die männlichen Kandidaten endlich Inhalte liefern sollten, ist es bei Annalena Baerbock genau andersherum. Sie wurde konkret, machte dabei aber so viele handwerkliche Fehler, dass sie mit Inhalten nicht mehr genügend durchdrang. Die Grünen, viel zu lange lieferten sie allen anderen den perfekten Wahlkampfstoff frei Haus und sind damit in erheblichem Maße dafür mitverantwortlich, dass bisher eben nicht die Inhalte diesen Wahlkampf dominieren.
Das Resultat: Sieben Wochen vor der Bundestagswahl weiß fast ein Drittel aller Deutschen nicht, welchen Kandidaten sie direkt ins Kanzleramt wählen würden. Das ist bedenklich, birgt aber auch die Chance, das Ruder noch rumzureißen - in jede Richtung. Kämpft also endlich darum, uns Bürger zu überzeugen. Sagt, was ihr wollt und wofür ihr steht. Macht mobil, statt zu demobilisieren. Die Zeit, Eure Zeit läuft.
Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.