Pestizidgesetz gestoppt Ein schwarzer Tag für die Verbraucher
Nach dem Aus fürs Pestizidgesetz tun Konservative und Bauernorganisationen so, als wäre nun alles gut - weil Lebensmittel billig bleiben. Aber: Es geht um eine potenzielle Gefahr für Leib und Leben.
Es ist genau so wie Sarah Wiener, die einstige TV-Star-Köchin, Biolandwirtin und österreichische grüne Europaparlamentarierin es heute nach der Abstimmung in Straßburg gesagt hat: Das ist ein schwarzer Tag - für die europäische Landwirtschaft und für die Verbraucherinnen und Verbraucher.
Denn eine Mehrheit aus Konservativen, Christdemokraten, Populisten und wahrscheinlich auch einigen Sozialdemokraten will keine schärferen Regeln für den Einsatz von Gift in der Landwirtschaft - von Pestiziden, wie sie richtig heißen.
Reste vom Gift bleiben möglicherweise
Die traditionelle und intensive Agrarwirtschaft benutzt ja gern den Begriff "Pflanzenschutzmittel" - aber dieses Zeug schützt Pflanzen nur, damit sie schnell, marktfreundlich, ertragsorientiert wachsen, tatsächlich vernichtet es Leben - andere Pflanzen, Insekten, im Zweifel noch mehr.
Denn dann wäre da ja auch noch die menschliche Gesundheit. Und klar ist: Alles, was wir als Menschen an Gift auf unsere Nahrungsmittel spritzen oder streuen oder sonstwie verteilen, landet irgendwann zumindest teilweise auch auf unseren Tellern und dann in unserem Körper.
Das will man vielleicht gar nicht so genau wissen, und man wäscht ja das Obst und das Gemüse immer ganz gründlich, bevor man es isst. Aber möglich, dass das nicht reicht, dass Reste vom Gift bleiben, dass unser Körper damit klar kommen muss. Tut er vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Abgelehnt - was der Gesundheit dienen sollte
Das muss man sich vor Augen führen, um zu verstehen, was da heute im Europäischen Parlament passiert ist: Es wurde etwas abgelehnt, was letztlich der menschlichen Gesundheit dienen sollte. Natürlich auch dem Erhalt der Artenvielfalt, damit auf lange Sicht überhaupt noch etwas auf Feldern und an Bäumen wächst, was wir dann essen können. Aber es sollte doch um die Gesundheit jeder und jedes Einzelnen und einem hoffentlich langen und guten Leben gehen.
Deswegen ist es so besonders geschmacklos, wenn Konservative und Bauernorganisationen nun so tun, als wäre diese Straßburger Entscheidung gut für Verbraucherinnen und Verbraucher, weil Lebensmittel doch jetzt so billig bleiben. Genau: Um den Preis zumindest der potenziellen Gefahr für Leib und Leben. Das ist nicht billig, und das ist auch nicht recht. Aber es ist im Moment offenbar erwünscht.
Ökologie, Nachhaltigkeit, Europäischer Green Deal? War alles gestern. Heute gilt: Kommando rückwärts, Hauptsache dicke Erträge, Hauptsache volle Regale. Sieht gut aus, sicher.
Könnte uns allen aber schlecht bekommen. Aber wie das so ist: Das merkt man ja erst später. Schade.
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