Scholz in Davos Nicht viel mehr als Eigenlob
Die Rede des Bundeskanzlers auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ging an den aktuellen großen Krisen vorbei. Vielmehr glänzte Scholz als Werbeträger für die heimische Wirtschaft.
Die Erwartungen an den Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz in Davos waren hoch. Immerhin haben auf dem Weltwirtschaftsforum gleich mehrere Staaten mehr Waffen für die Ukraine gefordert. Polens Präsident Andrzej Duda sprach Deutschland sogar direkt an. Sein Land würde "Leopard-2"-Panzer liefern. Was denn das Herstellerland dieser Panzer dazu sage?
Doch Scholz kam, stellte sich hinter das Rednerpult und hatte nicht viel mehr auf dem Zettel stehen als Eigenlob. Er pries Deutschlands Energiewende, sprach über neue Flüssiggas-Terminals, volle Speicher und lobte sich für das Tempo, mit der seine Regierung die Dinge voranbringe. Er habe dafür sogar einen neuen Begriff gefunden, sagte Scholz: die Deutschland-Geschwindigkeit.
Lediglich geleistete Waffenlieferungen im Fokus
Nun ist Marketing in eigener Sache nichts Verwerfliches. Aber auf einer Konferenz, in der die großen Krisen der Welt diskutiert werden, ist es zu wenig. Erst auf Nachfrage aus dem Saal kam Scholz überhaupt detaillierter auf aktuelle Waffenlieferungen für die Ukraine zu sprechen, zählte aber auch da nur auf, was Deutschland bereits tue.
Wenige Stunden vor Scholz Auftritt hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres Politikern und Unternehmern in Davos eine Standpauke gehalten. Die Welt stünde im Auge eines Hurrikans der höchsten Kategorie. Viele Krisen kämen zusammen: der Krieg, die Inflation, die Klimakatastrophe. Der Umstieg auf erneuerbare Energien passiere zu langsam, alle müssten sich mehr anstrengen.
Werben im Namen der Wirtschaft
Doch auch darauf ging Scholz nicht ein, sondern pries nur den Windpark-Ausbau in Deutschland. Seine Rede beendete er mit der Bemerkung, dass man in Deutschland nachhaltig und renditestark in die Zukunft investieren könne. Wer das wolle, müsse nun nicht weitersuchen. "Kommen Sie nach Deutschland", rief Scholz dem Publikum zu.
Hier in Davos hat der Chef der deutschen Wirtschaftsförderung gesprochen, aber nicht der deutsche Kanzler.
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