Deutscher Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" für neun Oscars nominiert
Chancen auf einen Oscar für Deutschland gibt es in diesem Jahr durchaus. Das deutsche Antikriegsdrama "Im Westen nichts Neues" geht mit neun Nominierungen in das Rennen. Zwei mehr bekam Favorit "Everything Everywhere All at Once".
Es ist schon eine Weile her, dass ein Oscar für einen deutschen Film verliehen wurde. Vor einem Jahr schaffte es die Tragikomödie "Ich bin dein Mensch" von Regisseurin Maria Schrader zwar ins Rennen um den sogenannten Auslands-Oscar, aber nicht in die Endrunde. Deutschlands letzter Erfolg in dieser Sparte liegt mehr als 15 Jahre zurück: 2007 gewann Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" die Trophäe.
In diesem Jahr stehen die Chancen recht gut, einen der begehrten Filmpreise für eine deutsche Produktion zu gewinnen. Das Antikriegsdrama von Regisseur Edward Berger "Im Westen nichts Neues" ist für neun Oscars nominiert - unter anderem für die Top-Sparten "Bester Film" und "Bester internationaler Film", wie bei einer Zeremonie in Los Angeles verkündet wurde.
Im Rennen um den sogenannten Auslands-Oscar sind vier weitere Filme nominiert - darunter "Argentina, 1985" (Argentinien), "Close" (Belgien) und "EO" (Polen).
Nominierung für Hauschkas Filmmusik
Weitere Nominierungen gab es unter anderem für die beste Kamera, den besten Sound, das beste adaptierte Drehbuch sowie das beste Make Up & Hairstyling, bestes Produktionsdesign und beste visuelle Effekte.
Zudem wurde der deutsche Komponist Volker Bertelmann für seine Filmmusik nominiert. Bertelmann, auch unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt, hat das Kriegsgrauen in "Im Westen nichts Neues" untermalt. Bereits 2017 war er zusammen mit dem US-Kollegen Dustin O'Halloran für den Soundtrack zu dem Film "Lion" für einen Oscar nominiert. Bei der Verleihung gingen sie damals aber leer aus.
"Im Westen nichts Neues" nach der Buchvorlage von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929 zeigt das Grauen des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten. Die Hauptrolle spielt der Österreicher Felix Kammerer.
Felix Kammerer (r) als Paul Bäumer, Albrecht Schuch (l) als Stanislaus Katczinsky und Edin Hasanovic als Tjaden Stackfleet in einer Szene des Films "Im Westen nichts Neues".
"Ich bin ein bisschen überwältigt"
Große Freude löste die Nachricht aus Los Angeles am Set von Regisseur Edward Berger aus. "Ich bin ein bisschen überwältigt", sagte er der Agentur dpa am Telefon. Berger dreht gerade ein neues Projekt in Italien. Am Drehort in Rom, in Cinecittà, hätten sie gerade mit der Crew eine kurze Pause gemacht und die Bekanntgabe der Nominierungen im Livestream geguckt. Das sei natürlich dann völlig überwältigend, sagte Berger. "Und einige - Lisy Christl und ihr Team von der Kostümbildabteilung - sind auch hier. Und wir haben uns wahnsinnig zusammen gefreut." In Rom entsteht gerade sein neuer Film "Conclave" über die Wahl eines Papstes.
Filmregisseur Edward Berger bei der Premiere seines Films "Im Westen nichts Neues", eine Netflix-Produktion, am 27.09.2022 im Kino International in Berlin
"Everything Everywhere All at Once" - der Favorit
Elf und damit die meisten Nominierungen erhielt die Science-Fiction-Abenteuerkomödie "Everything Everywhere All At Once" des Regie-Duos Daniel Kwan und Daniel Scheinert. In dem Film geht es um eine Waschsalonbesitzerin (Michelle Yeoh) mit einem chaotischen Alltag, die sich beim Finanzamt wegen ihrer Steuererklärung mit der Steuerprüferin (Jamie Lee Curtis) anlegt. Zudem hat sie Probleme mit ihrer Tochter, und ihr Ehemann (Ke Huy Quan) will sich scheiden lassen. Dabei wird ihr Universum völlig auf den Kopf gestellt, sie wirbelt durch Parallelwelten, in denen auch Action und Kung-Fu-Elemente zum Einsatz kommen.
Neun Nominierungen gab es neben "Im Westen nichts Neues" auch für die irische Tragikomödie "The Banshees of Inisherin". Der Film "Elvis" von Regisseur Baz Luhrmann wurde acht Mal nominiert, Steven Spielbergs "Die Fabelmans" sieben Mal. "Top Gun: Maverick" kam auf sechs Nominierungen, "Black Panther: Wakanda Forever" auf fünf. James Camerons "Avatar" ist vier Mal auf der Liste.
Die als bester europäischer Film des Jahres ausgezeichnete Satire "Triangle of Sadness" über eine Luxuskreuzfahrt geht in drei Kategorien ins Rennen - darunter "Beste Regie" und "Bester Film". Die vom Schweden Ruben Östlund erzählte Geschichte setzt sich kritisch, aber auch komisch mit dem Kapitalismus und der modernen Gesellschaft auseinander.
Die 95. Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Hollywood ist für den 12. März geplant.