Trauer um Kabarettisten Hans Scheibner ist tot
Der Satiriker Hans Scheibner hat den Geist der Bundesrepublik mitgeprägt - vor allem in den 1970er-Jahren. Bekannt wurde er unter anderem durch die Sendung "scheibnerweise". Nun ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.
Der Hamburger Liedermacher, Kabarettist und Autor Hans Scheibner ist tot. Er starb bereits am Montag im Alter von 85 Jahren, wie seine Familie jetzt der Nachrichtenagentur dpa mitteilte.
Mit Liedern wie "Ich mag so gern am Fließband stehn", mit seiner Sendereihe "scheibnerweise" (ab 1979 im Ersten) oder auch der NDR-Politsatire-Sendung "Walther und Willy" (2001-2006) hatte Scheibner bundesweit Erfolge gefeiert. Seine wohl größte Zeit erlebte der Sohn eines Speditionsunternehmers jedoch in der legendären "Hamburger Szene" der 1970er-Jahre. So ermöglichte sein Text zu "Schmidtchen Schleicher" dem Sänger Nico Haak 1976 einen viel gesummten Top-Ten-Hit.
Hit der Anti-Atomkraft-Bewegung
Das Titellied seiner LP "Achterndiek" geriet nicht nur in Brokdorf zum Hit der Anti-Atomkraft-Bewegung. Immer wieder sorgte der Künstler allerdings selbst für Karriereknicks. So verglich er 1985 in der NDR-Talkshow Soldaten mit Mördern, woraufhin "scheibnerweise" für längere Zeit abgesetzt wurde. Dabei erschien der Satiriker, der gern auch Alltägliches und Zwischenmenschliches ("Wer nimmt Oma?") aufs Korn nahm, den Linken oft zu konservativ und den Konservativen zu links.
"In den Himmel will ich nicht!"
Ein "humanistisches Menschenbild" habe er sich durch die Lektüre von Sokrates und Platon bis zu Lessing und Kierkegaard angeeignet, erklärte Scheibner zu einem Geburtstag einmal der dpa. Kirche und Religion hatte er genauso abgeschworen wie später dem zeitgeistkonformen Marxismus. Seiner Autobiografie, die er im Spätsommer 2016 zu seinem 80. Geburtstag vorgelegt hatte, gab er den Titel "In den Himmel will ich nicht!"
Scheibner wurde 1936 in Hamburg geboren und war auch Träger der Biermann-Ratjen-Medaille seiner Heimatstadt. Der Künstler, der in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Petra Verena Milchert verheiratet und Vater von vier Töchtern war, starb nach kurzer schwerer Krankheit zu Hause in Hamburg im Kreis seiner Familie.