Krieg gegen die Ukraine ++ Deutschland bereitet Hilfslieferungen vor ++
Bundesinnenministerin Faeser hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine Hilfe angekündigt. Russland meldet den Tod von eigenen Soldaten bei ukrainischen Angriffen. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.
- Deutschland bereitet sich auf Hilfstransporte vor
- Kiew fordert Dringlichkeitssitzung von UN-Sicherheitsrat
- Kreml wirft Ukraine Sabotage vor
- Scholz sieht in Angriff "neue Dimension" des Ukraine-Kriegs
- EU verurteilt "barbarische Aggression"
Ende des Liveblogs
Für heute schließen wir den Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.
Lange: Es scheint um Zerstörung der Lebensgrundlagen zu gehen
Im ARD-Brennpunkt erklärt der Sicherheitsexperte der Münchner Sicherheitskonferenz, Nico Lange, warum er Russland hinter der Zerstörung des Kachowka-Staudammes sieht.
Russischer UN-Botschafter: Hilfskräfte müssen über Russland einreisen
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine will Russland UN-Hilfskräfte nur dann auf das von Moskau kontrollierte Gebiet lassen, wenn sie über Russland dorthin reisen.
Zugang sei den Hilfskräften "erlaubt, sofern sie aus dem richtigen Gebiet einreisen", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Er ließ zudem durchblicken, dass er eine unabhängige Untersuchung zu den Hintergründen der Zerstörung befürworten würde.
ARD-Reporterin zur Lage in der Staudamm-Region
Isabel Schayani berichtet im ARD-Brennpunkt aus Mykolajiw über die Lage nach dem Staudamm-Bruch in der ukrainischen Region Cherson.
Den gesamten Brennpunkt können Sie hier sehen.
Moskau beschuldigt Ukraine vor UN-Sicherheitsratssitzung
Kurz vor der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats hat das russische Außenministerium die Ukraine beschuldigt, den Kachowka-Staudamm zerstört zu haben. "Der Vorfall ist ein Terroranschlag, der sich gegen zutiefst zivile Infrastruktur richtet", heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Russland habe die Sitzung des UN-Sicherheitsrats initiiert, um die von Kiew ausgelöste große "humanitäre und ökologische Katastrophe" zu verurteilen.
Die Ukraine ihrerseits wirft Russland die Sprengung des Staudamms vor.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
UN-Generalsekretär António Guterres hat vor der Sitzung die Zerstörung des Kachowka-Staudamms am südlichen Dnipro in der Ukraine als "monumentale humanitäre, wirtschaftliche und ökologische Katastrophe" bezeichnet. Sie sei eine "weitere verheerende Folge der russischen Invasion".
Moskau präsentiert Traktoren als zerstörte "Leopard"-Panzer
Russlands Verteidigungsministerium hat die Vereitelung der ukrainischen Großoffensive und die Zerstörung von Kampfpanzern "Leopard" gemeldet - dabei aber offenbar falsche "Beweisbilder" präsentiert. Auf dem Video sei die Zerstörung eines Traktors zu sehen, urteilte der prorussische Militärblog "Wojenny Oswedomitel" nach Ansicht der Bilder. "Er ging dann in die Berichte des Verteidigungsministeriums als 'Leopard 2' ein."
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor unter anderem die Vernichtung von acht "Leopard"-Kampfpanzern verkündet. Auch andere russische Militärblogger kritisierten die Erfolgsmeldung als offensichtliche Ente.
Deutschland liefert 20 weitere "Marder"-Schützenpanzer
Der Rüstungskonzern Rheinmetall bereitet weitere Panzer für den Transport in die Ukraine vor. Man habe einen Auftrag vom Bundesverteidigungsministerium über 20 Schützenpanzer "Marder" bekommen, teilte das Unternehmen an seinem Produktionsstandort in Unterlüß (Niedersachsen) mit. Die Fahrzeuge sollen bis Ende Juli in die Ukraine geliefert werden.
40 "Marder" wurden bereits geliefert, 20 davon von Rheinmetall und 20 aus Beständen der Bundeswehr. Außerdem bietet Rheinmetall 60 weitere "Marder" an, die noch aufbereitet werden müssen.
Ebenfalls bis Ende Juli soll die erste Charge über 10.000 Schuss 35-Millimeter-Munition für den Flugabwehr-Panzer "Gepard" verschickt werden, die in der Ukraine dringend gebraucht wird.
USA: Noch keine Erklärung für Staudamm-Bruch
Die US-Regierung hat nach eigener Darstellung noch keine abschließende Erklärung für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms. Es würden Berichte geprüft, wonach die Explosion von Russland verursacht worden sei, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby.
Klar sei jedoch, dass die Zerstörung des Dammes wahrscheinlich viele Tote verursacht habe und Tausende von Ukrainern evakuiert werden müssten. Sie könne auch verheerende Auswirkungen auf die Energieversorgung des Landes haben.
Deutschland bereitet Hilfstransporte vor
Die Bundesregierung hat nach der Zerstörung eines Staudamms im Süden der Ukraine Hilfe angekündigt. Deutschland werde der Ukraine zur Seite stehen, um diese Katastrophe inmitten des von Russlands Präsidenten Wladimir Putin geführten Angriffskrieges zu bewältigen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Man wolle vor allem dabei helfen, evakuierte Menschen versorgen zu können.
"Das THW bereitet deshalb bereits jetzt mit Hochdruck deutsche Hilfslieferungen für die betroffene Region vor", teilte die Ministerin mit. "Unsere Hilfslieferungen werden wir binnen kürzester Zeit auf den Weg bringen." In einer Mitteilung des Technischen Hilfswerks hieß es: "Derzeit bereiten THW-Kräfte Hilfsgütertransporte für den ukrainischen Katastrophenschutz (DSNS) vor." Unter den möglichen Hilfsgütern seien Wasserfilter und Stromerzeuger, die in dem betroffenen Gebiet dringend benötigt würden.
Bericht: USA lagen ukrainische Pläne für Angriff auf Nord Stream vor
Den USA lagen einem Medienbericht zufolge drei Monate vor dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines detaillierte ukrainische Pläne für einen Angriff auf die Erdgasleitungen vor. Wie die "Washington Post" unter Berufung auf durchgestochene Informationen auf Discord berichtete, wurden die Einzelheiten des Plans von einem europäischen Geheimdienst zusammengetragen und im Juni 2022 an den US-Dienst CIA übergeben. Der ursprüngliche Bericht basierte demnach auf Informationen, die von einer Person in der Ukraine stammten.
Demnach soll das ukrainische Militär einen Angriff mit einer kleinen Gruppe von Tauchern geplant haben. Zwar sei er aus unbekannten Gründen auf Eis gelegt worden. Allerdings stimmten Elemente daraus mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen überein. Eine Stellungnahme der Ukraine, Russlands, des CIA und der USA zu dem Bericht lag zunächst nicht vor.
Moskau meldet Tod von 71 russischen Soldaten
In einem seltenen Schritt hat die russische Armee den Tod von 71 ihrer Soldaten bei Einsätzen zur Abwehr ukrainischer Angriffe bekanntgegeben. "Seit drei Tagen hat das ukrainische Regime eine lange versprochene Offensive in verschiedenen Abschnitten der Front gestartet", sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. "Insgesamt wurden 71 Soldaten getötet und 210 verletzt." Moskau gibt nur selten Verluste in den eigenen Reihen bekannt.
Schoigu sagte zudem, mehrere Panzer und weitere Fahrzeuge sowie Artilleriegeschütze seien beschädigt worden. Seinen Angaben zufolge setzte die Ukraine seit Sonntag "eine große Menge an Ausrüstung und Kräften" an verschiedenen Abschnitten der Front ein. "Die Angriffsversuche wurden vereitelt (...). Der Feind hat seine Ziele nicht erreicht, er hat hohe Verluste erlitten", behauptete Schoigu.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Kiew: Tausende müssen gerettet werden
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine müssen Angaben aus Kiew zufolge Zehntausende Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden. Allein auf der von den Ukrainern kontrollierten rechten Seite des Flusses Dnipro müssten 17.000 Anwohner gerettet werden, sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin der Ukraine, Viktoria Lytwynowa, im Fernsehen.
Rund 1300 Menschen hatten ihre Häuser laut ukrainischen Angaben bis zum Nachmittag verlassen. Weitere rund 25.000 Menschen seien auf der von Russland besetzten südlichen Flussseite in Gefahr, hieß es zudem aus Kiew. Über ihr Schicksal war zunächst wenig bekannt.
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach von Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Militärgouverneur Olexander Prokudin berichtete von zunächst acht Ortschaften, die ganz oder teilweise unter Wasser stünden - darunter auch Teile der Stadt Cherson. Angaben über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.
Die Karte zeigt den Kachowka-Stausee in der Ukraine, schraffiert sind von Russland besetzte Gebiete.
Guterres: "Weitere Folge des russischen Einmarsches"
Die Vereinten Nationen verfügen nach Darstellung von UN-Generalsekretär Antonio Guterres über keine unabhängigen Informationen zum Dammbruch in der Ukraine. Er fügte jedoch hinzu: "Eine Sache ist klar, dies ist eine weitere verheerende Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine".
Für mindestens 16.000 Menschen, die durch Überschwemmungen obdachlos geworden seien, werde humanitäre Hilfe geleistet - darunter sauberes Trinkwasser sowie Tabletten zur Wasseraufbereitung, so Guterres. "Die heutige Tragödie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schrecklich der Krieg für die Menschen ist." Angriffe auf die zivile Infrastruktur müssten aufhören.
Kiew fordert Dringlichkeitssitzung von UN-Sicherheitsrat
Nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der ukrainischen Region Cherson hat die Ukraine eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Die Ukraine bringe "die Frage des russischen Terroraktes" zudem vor den Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), erklärte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. Er forderte die EU und die G7-Staaten zudem auf, "neue, verheerende Sanktionen gegen Russland zu verhängen".
ARD-Korrespondent: "Tausende warten auf Evakuierung"
In der Ukraine warten Tausende Menschen nach der Sprengung des des Kachowka-Staudamms auf ihre Evakuierung, das berichtet ARD-Korrespondent Darko Jakovljevic. Es gebe Menschen im Katastrophengebiet, die sogar auf Bäume klettern, um sich vor den Wassermassen zu retten. "Die Evakuierung muss sehr schnell vonstatten gehen", so Jakovljevic bei tagesschau24.
Interview: "Militärisch kein Wendepunkt"
Die Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist aus Sicht des Militärexperten Mölling kein klarer Wendepunkt im Krieg. Vielmehr zeige es, wie blank Russland militärisch dasteht. Hier finden Sie das vollständige Interview:
Scholz vermutet Russland hinter Dammbruch
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht in der Sprengung des Staudamms eine gezielte Aktion Russlands, um die militärische Offensive der Ukraine zu stoppen. "Der Angriff auf den Staudamm ist einer, den wir schon langem befürchtet haben. Jetzt ist es passiert", sagte er dem Sender RTL. "Das ist nach allem, was man annehmen kann, eine Aggression der russischen Seite, um die ukrainische Offensive zur Verteidigung des eigenen Landes aufzuhalten."
IAEA-Einschätzung zu möglichen Folgen für AKW
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat vor den Folgen des Dammbruchs für die Kühlung des AKW Saporischschja gewarnt. In "ein paar Tagen" könne der Pegel des Stausees so niedrig sein, dass das Wasser nicht mehr zum Kraftwerk gepumpt werden könnte, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. Derzeit sinke der Wasserpegel im Stausee durch die Schäden am Damm um etwa fünf Zentimeter pro Stunde. Am frühen Dienstag habe der Pegel des Stausees bei etwa 16,4 Metern gelegen. Falle er unter 12,7 Meter, könne das Wasser nicht mehr abgepumpt werden, um die Kühlkreisläufe des Kraftwerks zu versorgen. Dies könne in "ein paar Tagen" passieren,.
Das Personal des Kraftwerks unternehme "alle Anstrengungen, um so viel Wasser wie möglich in die Kühlkanäle und die zugehörigen Systeme zu pumpen", sagte der IAEA-Chef. Die Zufuhr von Wasser für den "nicht essenziellen" Verbrauch in der Anlage sei gestoppt worden. Die IAEA wolle zudem prüfen, ob ein großer Kühlteich in der Nähe des Kraftwerks geeignet wäre, für "ein paar Monate" Wasser zur Kühlung zu liefern. "Da die Reaktoren seit mehreren Monaten abgeschaltet sind, könnte es ausreichen, um ein paar Monate lang Wasser zu liefern", so Grossi. Es sei von "entscheidender Bedeutung, dass dieser Kühlteich intakt bleibt".
Selenskyj fordert weltweite Reaktion
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Reaktion der Weltgemeinschaft auf die teilweise Zerstörung des Kachowka-Staudamms gefordert. "Die Welt muss reagieren", erklärte er auf Telegram. Russland befinde sich "im Krieg gegen das Leben, gegen die Natur, gegen die Zivilisation". Er warf Russland vor, den Staudamm "vermint" und dann "gesprengt" zu haben.
Bei einer Sicherheitskonferenz in der slowakischen Hauptstadt Bratislava sprach Selenskyj per Videoschalte von der "größten menschengemachten Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten". Russland habe "eine ökologische Massenvernichtungswaffe gezündet". Er wies auch die vom Kreml verbreitete Behauptung zurück, die Ukraine habe den Damm selbst zerstört. "Russland kontrolliert den Kachowka-Damm mit dem Wasserkraftwerk seit über einem Jahr", sagte er nach Angaben seines Präsidialamtes. "Und es ist physisch unmöglich, ihn von außen durch Beschuss zu zerstören."
Experten vermuten Russland hinter Sprengung
Nach der Zerstörung eines Staudamms in dem von russischen Truppen besetzten Teil der Ukraine sehen Experten die Verantwortung bei Russland. "Alles spricht dafür, dass die Russen den Damm gesprengt haben", sagte der Militärexperte Carlo Masala von der Bundeswehr-Universität München dem Nachrichtenportal t-online. Moskau verfolge damit zwei Ziele: Chaos zu stiften und eine Gegenoffensive der Ukraine zu behindern.
Auch der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) sieht Russland hinter der Sprengung. "Die Russen wollen die ukrainische Gegenoffensive durcheinanderbringen, die an einigen Stellen zu wirken beginnt", sagte Mölling den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wenn es die Ukrainer gewesen wären, würde das zudem die Unterstützung durch den Westen gefährden. Das wäre kontraproduktiv."
EU warnt bei Flüchtlingen vor "Solidaritätsmüdigkeit"
Angesichts einer schwächelnden Wirtschaft warnt die EU vor einer nachlassenden Unterstützung für die Ukraine-Hilfe. EU-Binnenkommissarin Ylva Johansson sagte, der Beistand für die vier Millionen Ukrainer, die aus dem angegriffenen Land in die EU flüchteten, sei unerschütterlich.
In einem EU-Bericht hieß es jedoch, in einigen Mitgliedsländer stelle sich eine "Solidaritätsmüdigkeit" ein. Grund seien gestiegene Lebenshaltungskosten. Diese Krise habe Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen in den Aufnahmegesellschaften getroffen, hieß es in dem Bericht, den der EU-Sonderberater für die Ukraine, Lodewijk Asscher, erstellte. In einem solchen Umfeld falle die russische Propaganda möglicherweise auf fruchtbareren Boden.
Baerbock: Moskau für Katastrophe verantwortlich
Außenministerin Annalena Baerbock hat Russland für die Überflutungen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine verantwortlich gemacht. "Für diese menschengemachte Umweltkatastrophe gibt es nur einen Verantwortlichen: der verbrecherische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine", sagte die Grünen-Politikerin bei ihrer Lateinamerika-Reise. Mit dem Kachowka-Damm werde ein ziviler Staudamm in der Nähe eines Kernkraftwerks "als Kriegswaffe missbraucht" und das Leben der Menschen in der Umgebung "in höchste Gefahr" gebracht.
Baerbock versicherte, dass in der Bundesregierung "mit Hochdruck" an einem genauen Lagebild gearbeitet werde. Dies geschehe in enger Abstimmung mit der Ukraine, den anderen G7-Staaten und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
Kiew wirft Moskau Beschuss von Evakuierungsgebieten vor
Laut dem ukrainischen Innenminister Ihor Klymenko beschießt Russland Gebiete in der südlichen Region Cherson, aus denen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Menschen evakuiert werden. Dabei sollen zwei Polizisten verletzt worden sein.
"Das russische Militär beschießt weiterhin Gebiete, in denen Evakuierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Vor einer Stunde wurden zwei Polizeibeamte in dem Gebiet verwundet. Der Beschuss hält im Moment an", sagte Innenminister Klymenko im ukrainischen Fernsehen. Er warnte auch vor der erhöhten Gefahr, die von Minen ausgeht, weil der Wasserpegel steigt.
Afrikanische Vermittler planen Friedensgespräche in Moskau und Kiew
Eine afrikanische Friedensinitiative unter der Leitung von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa will in wenigen Tagen nach Russland und in die Ukraine reisen. Die Gruppe afrikanischer Staatschefs wolle mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand und einen dauerhaften Frieden sprechen, teilte die südafrikanische Präsidentschaft mit.
Die Reise soll den Angaben zufolge Mitte Juni stattfinden. Ein genaues Datum gab Südafrikas Regierung nicht bekannt. Zu der Initiative gehören außerdem die Staatschefs aus Ägypten, dem Senegal, Uganda, Sambia, den Komoren sowie der Präsident der Afrikanischen Union.
Man habe am Montag über "die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf die Menschen in der Ukraine und in Russland sowie über die Bedrohung, die dieser Krieg für Europa und den Rest der Welt darstellt", beraten. Man hoffe, im Gespräch mit Moskau und Kiew einen "Fahrplan zum Frieden" zu erarbeiten, hieß es von der südafrikanischen Präsidentschaft.
Russische Besatzungsverwaltung plant Evakuierung von drei Bezirken
In der zum Teil von russischen Truppen kontrollierten südukrainischen Oblast Cherson sollen nach Angaben der Besatzungsverwaltung drei Bezirke wegen der Staudammzerstörung evakuiert werden. Dies seien Nowa Kachowka, Golo Pristan und Oleschky, teilt die Verwaltung auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Russland kontrolliert das linke Ufer des Flusses Dnipro im Osten, die Ukraine das rechte Ufer im Westen.
Kreml spricht von ukrainischer Sabotage
Der Kreml hat die Ukraine der Zerstörung des wichtigen Staudamms im russisch besetzten Nowa Kachowka beschuldigt. Schuldzuweisungen aus Kiew und dem Westen wies Moskau zurück. "Wir erklären offiziell, dass es sich hier eindeutig um eine vorsätzliche Sabotage der ukrainischen Seite handelt, die auf Befehl (...) des Kiewer Regimes geplant und ausgeführt wurde", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Beweise für die Anschuldigungen legte er nicht vor.
Präsident Wladimir Putin werde über alle Entwicklungen informiert, sagte Peskow. Die Ukraine und auch viele westliche Beobachter sind hingegen überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage am frühen Morgen selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Kiew: 150 Tonnen Motoröl in den Dnipro geflossen
Nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind nach ukrainischen Angaben 150 Tonnen Motoröl in den Fluss Dnipro geflossen. In den Online-Netzwerken warnte die Presseberaterin des Chefs des ukrainischen Präsidialamtes, Daria Sariwna, vor einer Gefährdung der Umwelt. "Es besteht auch die Gefahr neuer Öllecks, die sich negativ auf die Umwelt auswirken", erklärte Sariwna im Onlinedienst Telegram.
EU verurteilt "barbarische Aggression"
Die Europäische Union verurteilt die Zerstörung des Kachowka-Staudammes. Dies sei ein weiteres Beispiel für die "barbarische Aggression" Russlands gegen die Ukraine, sagt der Sprecher der EU-Kommission, Peter Stano, vor der Presse in Brüssel. "Dies ist ein neues Zeichen der Eskalation, das die schreckliche und barbarische Natur der russischen Aggression gegen die Ukraine auf ein beispielloses Ausmaß bringt."
Pro-russische Behörden: Stadt Nowa Kachowka überflutet
Die von Russland besetzte Stadt Nowa Kachowka im Süden der Ukraine ist russischen Angaben zufolge nach der teilweisen Zerstörung des nahegelegenen Kachowka-Staudamms überschwemmt worden. "Die Stadt ist überflutet", sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister der Stadt, Wladimir Leontjew, russischen Medien.
Nowa Kachowka liegt in jenem Teil der ukrainischen Region Cherson, der von Russland kontrolliert wird. Die Stadt befindet sich etwa 85 Kilometer von der gleichnamigen Regionalhauptstadt Cherson entfernt, aus welcher sich die russischen Truppen im November infolge einer ukrainischen Gegenoffensive zurückgezogen hatten.
Baltikum verurteilt Zerstörung ukrainischen Staudamms
Die Präsidenten der drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben Russland für die Zerstörung eines wichtigen Staudamms im Süden der Ukraine verantwortlich gemacht. "Der russische Terrorismus hat gerade ein neues Ausmaß erreicht", twitterte der lettische Staatschef Egils Levits.
Estlands Präsident Alar Karis schrieb ebenfalls von einem "Terrorakt". Litauens Staatschef Gitanas Nauseda von einem "Kriegsverbrechen". Alle drei forderten, Russland zur Rechenschaft zu ziehen.
Von der Leyen unterstützt "Armee der Europäer"
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich für eine "Armee der Europäer" ausgesprochen. Sie halte auch eine gemeinsame Europäische Armee für denkbar, sagte sie im WDR-Europaforum auf eine entsprechende Frage. Sie wisse aber, wie schwierig die Entscheidung sei, wer am Ende über einen Einsatz bestimme. Hintergrund ist etwa die in Deutschland nötige Bundestagszustimmung für Auslandseinsätze.
Bundeskanzler Olaf Scholz bremste die Debatte dagegen: "Wir sollten uns auf das konzentrieren, was jetzt ansteht", sagt er auf derselben Veranstaltung mit Hinweis auf eine engere Kooperation etwa in der Rüstungsindustrie.
Ukrainisches Militär will sich nicht bremsen lassen
Durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms wollen sich die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben nicht von der Rückeroberung russisch besetzter Gebiete abhalten lassen. Die Ukraine verfüge über "alle notwendigen Boote und Pontonbrücken, um Wasserhindernisse zu überwinden", hieß es in einer Mitteilung der Abteilung für strategische Kommunikation.
Die russischen Besatzer hätten den Staudamm im Süden der Ukraine "aus Angst vor der ukrainischen Armee" gesprengt, schrieb das Militär auf Telegram. Die russischen Truppen könnten den professionell ausgebildeten und mit neuesten Waffen ausgestatteten Ukrainern nicht standhalten, hieß es weiter.
IAEA: AKW-Kühlbecken muss verschont bleiben
Die UN-Atomaufsicht IAEA geht davon aus, dass es für die Kühlung des Atomkraftwerks Saporischschja ausreichend Wasser aus anderen Quellen als dem Kachowkaer Stausee mit seinem geborstenen Damm gibt. Zentral dafür sei das Kühlbecken beim AKW selbst, das unbedingt intakt bleiben müsse, erklärt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA).
IAEA-Chef Rafael Grossi appellierte deshalb an die Ukraine und Russland, das Becken zu verschonen. Es dürfe nichts unternommen werden, was die Unversehrtheit des Beckens gefährde. Das Wasser darin dürfte schätzungsweise einige Monate zur Kühlung reichen, da die Reaktoren in Saporischschja bereits seit einigen Monaten abgeschaltet seien.
Ukraine wirft Russland vor UN-Gericht Terrorismus vor
Die Ukraine hat Russland vor dem höchsten Gericht der Vereinten Nationen wegen der Zerstörung des Nowa-Kachowka-Staudamms Staatsterrorismus vorgeworfen. Der ukrainische Sonderbotschafter Anton Korynevych sprach vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag von einem gezielten Anschlag, der die Sicherheit der Bevölkerung bedrohe und zu schweren Umweltschäden führen könne. Russlands Taten seien die eines "terroristischen Staates".
Vor dem UN-Gericht in den Niederlanden begann heute die Verhandlung über eine Klage der Ukraine gegen die russische Aggression seit 2014. Kiew hatte die Klage bereits 2017 eingereicht - also lange vor dem Überfall im Februar vergangenen Jahres. Korynevych warf dem Nachbarland eine systematische Kampagne gegen die Ukraine, deren Bevölkerung und deren Kultur vor.
Litauischer Präsident nennt Zerstörung "Kriegsverbrechen"
Der litauische Präsident Gitanas Nauseda macht Russland für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms verantwortlich. "Wir sind heute Zeugen eines beispiellosen russischen Angriffs auf die zivile Infrastruktur der Ukraine", twitterte Nauseda.
"Die Zerstörung eines großen Staudamms ist ein Kriegsverbrechen, das Tausende von Menschen direkt bedroht. Russland muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden", sagte er. "Und die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen, um sicher zu bleiben!"
Russland und die Ukraine gegeben sich gegenseitig die Schuld an der Zerstörung des Staudammes.
Experten erwarten Überflutung von knapp 100 ukrainischen Orten
Die Zerstörung des Staudamms bei Kachowka dürfte nach Angaben einer ukrainischen Nichtregierungsorganisation fast 100 Städte und Dörfer unter Wasser setzen. Die Wassermassen würden erst nach etwa fünf bis sieben Tagen abfließen, teilte das Weltdatenzentrum für Geoinformatik und nachhaltige Entwicklung am Dienstag mit.
Nach Angaben der Organisation Ukraine War Environmental Consequences Working Group, die mögliche Folgen des Krieges einschätzt, könnten Teile des linken Flussufers fortgespült werden, der Norden der Krim kein Wasser mehr bekommen und dem AKW Saporischschja möglicherweise das Kühlwasser ausgehen.
Ein teilweise überflutetes Gebiet in Cherson am 6. Juni 2023 nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms.
Scholz sieht in Angriff "neue Dimension" des Ukraine-Kriegs
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht in der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der ukrainischen Region Cherson eine "neue Dimension" des Ukraine-Kriegs. Die Beschädigung des Damms sei etwas, "das zu der Art und Weise passt, wie Putin diesen Krieg führt", sagte Scholz beim "Europaforum" des WDR in Berlin. Es sei eine Entwicklung, "die wir mit Sorgfalt und mit Sorge betrachten".
Besatzungsbehörde erklärt Notstand in Bezirk Nowa Kachowka
Im Bezirk Nowa Kachowka haben die örtlichen russischen Besatzungsbehörden den Notstand ausgerufen. Das meldet die russische Nachrichtenagentur TASS. Das Gebiet liegt in der von russischen Truppen zum Teil kontrollierten südukrainischen Oblast Cherson.
Ukrainische Atomaufsicht sieht keine Gefahr für AKW Saporischschja
Der Leiter der ukrainischen Atomaufsichtsbehörde sieht nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms derzeit keine Gefahr für das Atomkraftwerk Saporischschja. Die Lage sei nicht kritisch. Der sinkende Wasserpegel im Stausee werde den Wasserstand der Kühlbecken des AKW nicht beeinflussen.
US-Institut: Mehr Kämpfe an verschiedenen Frontabschnitten
Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) hat eigenen Angaben zufolge einen Anstieg der Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine an verschiedenen Frontabschnitten beobachtet. Die Ukraine erziele trotz gegenteiliger Behauptungen Russlands wahrscheinlich begrenzte Landgewinne, hieß es in dem jüngsten Lagebericht.
Zugleich betonte das ISW mit Sitz in Washington, es wolle zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht darüber spekulieren, ob diese Landgewinne Teil einer weithin erwarteten großen Gegenoffensive Kiews sein könnten oder nicht. Eine erfolgreiche Gegenoffensive könne Tage, Wochen oder gar Monate dauern, bevor ihre Wirkung voll erkennbar sei, schrieb das ISW weiter.
NATO-Chef Stoltenberg: "Eine ungeheuerliche Tat"
Die Zerstörung des Kachowka-Staudammes zeigt nach den Worten von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Brutalität des von Russland geführten Krieges in der Ukraine. "Die heutige Zerstörung des Kachowka-Staudamms gefährdet Tausende Zivilisten und verursacht schwere Umweltschäden", erklärte Stoltenberg auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. "Das ist eine ungeheuerliche Tat, die einmal mehr die Brutalität des russischen Krieges in der Ukraine zeigt."
Besatzungsverwaltung: Keine größere Evakuierung in Cherson nötig
Der von Russland eingesetzte Verwaltungschef der südukrainischen Region Cherson sieht keine Notwendigkeit für eine größere Evakuierung. Für die Zerstörung des Staudamms macht Gouverneur Wladimir Saldo in einem auf Telegram verbreiteten Video die ukrainische Regierung verantwortlich. Diese wolle damit vom Scheitern ihrer Gegenoffensive im Osten ablenken. Russland hat Cherson vor Monaten für annektiert erklärt, obwohl seine Truppen nur einen Teil des Gebietes kontrollieren.
Selenskyj vermutet Sprengung von Innen
Der ukrainische Präsident Selenskyj geht davon aus, dass russische Kräfte das Wasserkraftwerk in der Nacht aus dem Inneren der Anlage gesprengt haben.
"Heute Nacht um 02:50 Uhr haben russische Terroristen die Strukturen des Wasserkraftwerks Kachowskaja von innen gesprengt. Etwa 80 Siedlungen befinden sich in der Überschwemmungszone", sagte er auf Telegram.
Ukraine: Energieversorgung nicht gefährdet
Die Zerstörung des Staudammes des Wasserkraftwerkes Kachowka stellt nach Einschätzung der ukrainischen Regierung keine direkte Bedrohung für die Stromversorgung des Landes dar. "Die Explosion [...] hatte keine direkte Auswirkung auf die Lage des Energiesystems des Landes", teilt das Energieministerium mit. "Es bestehen keine Gefahren für die Stabilität der Stromversorgung", heißt es in einer Erklärung. "Der produzierte Strom reicht aus, um den Bedarf der Verbraucher zu decken."
Wagner-Chef Prigoschin: Moskaus Verlustangaben sind "wilde Fantasien"
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hält russische Angaben zu "massiven Verlusten" beim ukrainischen Militär für unglaubwürdig. Angaben des russischen Verteidigungsministeriums, wonach das Militär bei der Abwehr einer ukrainischen Offensive insgesamt "1500 Soldaten" getötet und mehr als 28 gepanzerte Fahrzeuge zerstört habe, seien "wilde Fantasien", sagte der Chef der russischen Söldnergruppe im Onlinedienst Telegram. "Eineinhalbtausend Menschen an nur einem Tag [...] zu vernichten wäre ein solches Massaker", erklärte Prigoschin und fügte hinzu, er halte die Angaben aus Moskau für unrealistisch.
Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Söldnertruppe Wagner
Am Montag hatte Prigoschin erklärt, ukrainische Truppen seien in der Nähe der lange umkämpften und mittlerweile zerstörten Stadt Bachmut vorgerückt und hätten Gebiete zurückerobert. Die russischen Truppen verließen nun "langsam" das Dorf Berchiwka nahe Bachmut. Das sei eine "Schande", sagte Prigoschin. Noch im vergangenen Monat hatte Russland erklärt, Bachmut eingenommen zu haben.
Prigoschin kritisiert seit Monaten den Zustand der russischen Armee und wirft dem Verteidigungsministerium in Moskau sowie dem Armee-Generalstab mangelnde Unterstützung und dadurch höhere Opferzahlen in seiner Söldnergruppe vor. So prangerte er etwa auch einen Mangel an Munition an.
TASS: Staudamm fällt weiter zusammen
Der Kachowka-Staudamm bröckelt örtlichen Behörden zufolge weiter. Das strömende Wasser sei nicht kontrollierbar, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf die von Russland eingesetzte Verwaltung in der Stadt Nowa Kachowka, die direkt am Damm liegt.
ARD-Korrespondent: "Die Gefahr ist riesengroß für die Menschen"
"Die Gefahr ist riesengroß für die Menschen, gerade für die angrenzenden Dörfer auf beiden Seiten des Dnipro", berichtet ARD-Korrespondent Darko Jakovljevic aus Kiew. Die Evakuierungen dort hätten begonnen und müssten "sehr sehr schnell ablaufen, weil das Wasser in diesen Gebieten sehr schnell hinströmt". Es werde noch dauern, bis das ganze Ausmaß sichtbar werde, so Jakovljevic.
Tschechischer Außenminister: Zerstörungen vergleichbar mit "Massenvernichtungswaffen"
Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine hat Tschechien Russland dafür verantwortlich gemacht. Außenminister Jan Lipavsky warf der Führung in Moskau vor, die Grenzen ihrer Aggression immer weiter zu verschieben. "Der Angriff auf den Staudamm von Nowa Kachowka oberhalb von bewohnten Gebieten ist vergleichbar mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten", schrieb er auf Twitter. Solch ein brutales Vorgehen müsse bestraft werden.
Kiew sieht Motiv für Damm-Zerstörung bei Russland
Die Ukraine hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Russland ein klares Motiv zugeschrieben. Moskau habe offensichtlich das Ziel, unüberwindbare Hindernisse für die geplante ukrainische Großoffensive zu schaffen, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei der Versuch, das Ende des Krieges hinauszuzögern und ein vorsätzliches Verbrechen. Russland müsse international als Terrorstaat eingestuft werden.
"Auf einem riesigen Territorium wird alles Leben zerstört", schrieb Podoljak. "Viele Ortschaften werden zerstört; der Umwelt wird enormer Schaden zugefügt." Im Fernsehen fügte er hinzu, dass Russland mit dem Anschlag im umkämpften Gebiet Cherson die Initiative im Krieg wieder an sich reißen und die europäischen Staaten einschüchtern wolle.
Das Gebiet ist zum größten Teil von russischen Truppen besetzt, sie kontrollieren auch das Kraftwerk und damit den Füllstand im Stausee. Die Gebietshauptstadt Cherson ist unter ukrainischer Kontrolle. Umgesetzt habe die Sprengung des Wasserkraftwerks nach ersten Erkenntnissen die 205. Motorisierte Schützeneinheit der russischen Armee, sagte Podoljak. Der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte deshalb mehr Tempo bei den westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Jeder müsse verstehen, dass es für Moskau keine roten Linien gebe.
EU-Ratspräsident macht Russland für zerstörten Staudamm verantwortlich
EU-Ratspräsident Charles Michel hat die offenbar absichtliche Zerstörung eines Staudamms im Süden der Ukraine verurteilt. Er sei "schockiert über den beispiellosen Angriff auf den Nowa-Kachowka-Staudamm", schrieb Michel am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Die Zerstörung ziviler Infrastruktur gilt klar als Kriegsverbrechen - und wir werden Russland und seine Stellvertreter zur Verantwortung ziehen", schrieb Michel.
Der Ratspräsident will den Vorfall demnach Ende Juni beim nächsten EU-Gipfel in Brüssel zur Sprache bringen. Es müsse Hilfen für die überfluteten Gebiete in der ukrainischen Region Cherson im Süden des Landes geben, betonte Michel. Seine Gedanken seien bei den "Familien in der Ukraine, die von dieser Katastrophe betroffen sind".
TASS: Staudamm auf Hälfte seiner Länge zerstört
Der Kachowka-Staudamm ist der russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge auf der Hälfte seiner Länge zerstört. Das Bauwerk stürze weiter ein, meldet die staatliche Agentur unter Berufung auf Rettungsdienste. Der Wasserstand in Nowa Kachowka sei örtlichen Behörden zufolge um mehr als zehn Meter angestiegen.
Zudem meldet die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf örtliche Behörden, dass die Evakuierungen in der weiteren Umgebung begonnen haben.
Ukraine und Russland: Reparatur von Wasserkraftwerk unmöglich
Nach einer schweren Explosion am wichtigen Staudamm im südukrainischen Nowa Kachowka ist das angrenzende Wasserkraftwerk nach Angaben beider Kriegsparteien zerstört. Es sei "offensichtlich", dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. Auch der ukrainische Kraftwerksbetreiber sprach von einer kompletten Zerstörung der Anlage.
Britischer Außenminister fordert sofortigen Rückzug Russlands
Der britische Außenminister James Cleverly, der heute die Ukraine besucht, nennt die Zerstörung des Kachowka-Staudammes eine direkte Folge der russischen Invasion in der Ukraine.
"Ich habe Berichte über die Explosion des Staudamms und die Gefahr von Überschwemmungen gehört. Es ist noch zu früh, um eine aussagekräftige Bewertung der Einzelheiten vorzunehmen. Aber man darf nicht vergessen, dass der einzige Grund, warum dies überhaupt ein Thema ist, Russlands unprovozierter Einmarsch in die Ukraine ist", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir werden die Entwicklung der Lage weiter beobachten, aber das Beste, was Russland jetzt tun könnte, wäre ein sofortiger Rückzug seiner Truppen.
London: Starke Zunahme von Kämpfen an Frontabschnitten
In der Ukraine haben sich die Gefechte zwischen ukrainischen und russischen Truppen nach britischer Einschätzung zuletzt intensiviert. "In den vergangenen 48 Stunden kam es an zahlreichen Frontabschnitten zu einer deutlichen Zunahme der Kämpfe, darunter auch an solchen, an denen es seit mehreren Monaten relativ ruhig war", teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.
Zudem betonte das Ministerium, dass der Streit zwischen der russischen Söldnertruppe Wagner und der russischen Armee ein "beispielloses Niveau" erreicht habe. Erstmals habe Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin behauptet, dass die regulären Streitkräfte in der Ukraine absichtlich seine Einheiten angegriffen hätten. Im Gegenzug habe Wagner vermutlich einen russischen Offizier gefangen genommen.
Aus der monatelang umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut seien nun die meisten Wagner-Kräfte abgezogen worden, hieß es in London weiter. Wagner hatte Bachmut eingenommen und kürzlich mitgeteilt, die Stadt komplett der Kontrolle der regulären Moskauer Streitkräfte zu überlassen. "Da es Russland an Reserveeinheiten mangelt, wird die Frage, inwieweit Wagner weiterhin auf das Verteidigungsministerium reagiert, ein Schlüsselfaktor für den Konflikt in den kommenden Wochen sein", schrieb das britische Ministerium.
Ukrainisches Wasserkraftunternehmen: Kraftwerk "völlig zerstört"
Das Kachowka-Wasserkraftwerk ist nach einer Detonation im Motorenraum "völlig zerstört" und kann nicht wiederhergestellt werden, teilte das staatliche ukrainische Wasserkraftunternehmen mit.
Ukrainische Behörden: 16.000 Menschen in kritischer Zone
Nach der Beschädigung des Kachowka-Staudamms in der südlichen Region Cherson haben ukrainische Behörden Überflutungen gemeldet und mit der Evakuierung von Einwohnern begonnen. Mehrere Dörfer seinen "vollständig oder teilweise" überflutet, teilte ein ukrainischer Beamter am Dienstag mit. "Etwa 16.000 Menschen befinden sich in der kritischen Zone am rechten Ufer", erklärte der Leiter der Militärverwaltung von Cherson, Oleksandr Prokudin in einem Onlinedienst.
Russische Nachrichtenagentur: 300 Häuser evakuiert
Ein von Russland eingesetzter Beamter in der Stadt Nova Kakhovka sagt, dass die Bewohner von rund 300 Häusern evakuiert worden seien. Das berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS. Diese zitierte auch den von Russland eingesetzten Bürgermeister von Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, mit den Worten, dass ein Teil der Stadt aus Sicherheitsgründen von der Stromversorgung abgeschnitten worden sei.
Russische Behörde: 22.000 Menschen in Gefahr
Infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudammes sind russischen Behördenangaben zufolge 22.000 Menschen von Überschwemmungen bedroht. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf die von Russland installierte Verwaltung in den besetzten Teilen der ukrainischen Oblast Cherson. Die Menschen lebten in 14 Ortschaften im Süden der Oblast Cherson. Russland hat Cherson für annektiert erklärt, seine Truppen haben aber nur Teile davon unter Kontrolle.
Russische Nachrichtenagentur: Wasserstand um fünf Meter gestiegen
Der Wasserstand am südukrainischen Nova-Kachowka-Damm ist um fünf Meter gestiegen, wobei mehrere flussabwärts gelegene Inseln bereits vollständig überflutet sind. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf lokale Behörden.
IAEA: Keine direkte Gefahr für AKW Saporischschja
Für die Sicherheit des Atomkraftwerkes Saporischschja besteht nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) keine direkte Gefahr durch die Situation rund um den Kachowka-Staudamm. Experten der IAEA beobachteten die Lage, hieß es in einer Erklärung der IAEA auf Twitter.
Ukrainische Atombehörde: Lage unter Kontrolle
Die staatliche ukrainische Atomaufsichtsbehörde erklärt, dass die Beschädigungen am Kachowka-Staudamm eine Gefahr für das Atomkraftwerk Saporischschja seien. Die Lage sei aber unter Kontrolle.
"Das Wasser aus dem Kachowka-Reservoir wird benötigt, um die Turbinenkondensatoren und die Sicherheitssysteme des AKW mit Strom zu versorgen", so Energoatom in einer Erklärung auf Telegram. "Im Moment ist der Kühlteich des Kraftwerks voll: Um 8:00 Uhr morgens betrug der Wasserstand 16,6 Meter, was für den Bedarf des Kraftwerks ausreichend ist."
Der 30 Meter hohe und 3,2 km lange Damm wurde 1956 am Fluss Dnipro als Teil des Wasserkraftwerks Kachowka fertiggestellt. Der Stausee versorgt auch die Halbinsel Krim, die 2014 von Russland annektiert wurde, und das Kernkraftwerk Saporischschja, das sich ebenfalls unter russischer Kontrolle befindet.
Der Khakowka-Staudamm in der Region Cherson/Ukraine (Archivbild 28.05.23)
Selenskyj macht Russland für Angriff verantwortlich
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Russland für die Zerstörung des Kachowka-Staudammes verantwortlich gemacht. Auf Twitter sprach er von "russischen Terroristen", die "jeden Meter für ihren Terror" nutzten. Diese würden "nicht in der Lage sein, die Ukraine mit Wasser, Raketen oder sonst etwas aufzuhalten".
Selenskyj-Berater: Sprengung von Staudamm ist "Ökozid"
Andrij Jermak, der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bezeichnet die Zerstörung des Kachowka-Staudammes als "Ökozid" und macht dafür Russland verantwortlich. Die ukrainischen Behörden arbeiteten daran, die Sicherheit der Anwohnerinnen und Anwohner zu gewährleisten. Das Vorgehen Russlands sei auch eine Bedrohung für das nahegelegene Kernkraftwerk Saporischschja, schreibt Jermak auf Telegram, geht aber nicht näher darauf ein.
Selenskyj hält Dringlichkeitssitzung ab
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij wird wegen der Explosion des Staudamms von Nowa Kachowa in der Südukraine eine Dringlichkeitssitzung abhalten. Das teilte Oleksij Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, auf Twitter mit.
Ukraine: Evakuierung hat begonnen
Laut des Leiters der regionalen Militärverwaltung von Cherson, Oleksandr Prokudin, hat die Evakuierung in der Gegend rund um den zerstörten Kachowka-Staudamm begonnen. Das Wasser werde demnach binnen fünf Stunden einen kritischen Stand erreichen.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS zitierte die Rettungsdienste mit der Aussage, dass rund 80 Siedlungen in dem Gebiet von der Zerstörung des Kachowka-Damms betroffen sein könnten.
Behördemitarbeiter: Keine Gefahr für AKW Saporischschja
Durch den Einsturz des Kachowka-Staudammes besteht nach russischer Darstellung keine unmittelbare Gefahr für das Atomkraftwerk Saporischschja. Das berichtet die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf einen von Russland eingesetzten Verwaltungsvertreter im besetzten Gebiet Saporischschja.
Das AKW ist das größte Europas und steht seit längerem unter russischer Kontrolle. Der 30 Meter hohe und 3,2 Kilometer lange Damm wurde 1956 am Fluss Dnipro als Teil des Wasserkraftwerks Kachowka errichtet. Der dadurch gebildete Stausee fasst rund 18 Milliarden Kubikmeter Wasser und versorgt das AKW Saporischschja sowie die bereits 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Ukraine: Russland sprengt Staudamm in Cherson
Der Kachowka-Staudamm in dem russisch kontrollierten Teil der ukrainischen Region Cherson ist nach Angaben des ukrainischen Militärs von russischen Streitkräften gesprengt worden. "Das Ausmaß der Zerstörung, die Geschwindigkeit und die Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden derzeit geklärt", schreibt das Kommando Süd auf seiner Facebook-Seite. Zuvor hatte der Bürgermeister der Stadt Nowa Kachowka in der von Moskau besetzten Region Cherson den Berichten widersprochen.
Die russische Agentur TASS meldete, dass der Damm zusammengebrochen sei und die umliegenden Gebiete überflutet wurden.
Bürgermeister dementiert Berichte über Sprengung des Kachowa-Staudamms
Der Bürgermeister der Stadt Nowa Kachowka in der von Moskau besetzten südukrainischen Region Cherson widerspricht laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Berichten über eine Sprengung des Kachowka-Staudamms. In russischen und ukrainischen soziale Medien kursierten zuvor zahlreiche Beiträge, wonach der Damm zerstört worden sei. Die Berichte konnten nicht sofort unabhängig überprüft werden.
Ukraine: Kiew erneut in der Nacht Ziel russischer Angriffe aus der Luft
Die Ukraine berichtet von einer erneuten russischen Luftangriffswelle auf die Hauptstadt Kiew. Offizielle Stellen sprechen von 20 abgefangenen Marschflugkörpern. "Alle wurden abgeschossen, es gab keine Treffer", teilte der Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko, auf dem Nachrichtenkanal Telegram mit. Zeugen der Nachrichtenagentur Reuters berichten, sie hätten mehrere Explosionen gehört, die sich wie Flugabwehrsysteme anhörten. In der Stadt herrscht ab kurz nach Mitternacht mehr als vier Stunden lang Luftalarm.
Herabfallende Trümmerteile beschädigen Militärangaben zufolge Straßen und Stromleitungen des Oberleitungsnetzes im Kiewer Stadtteil Desnjanskyj. Der am linken Ufer des Flusses Dnipro gelegene Bezirk ist der bevölkerungsreichste Kiews. Vorläufigen Informationen zufolge gab es keine Verletzten. Reuters konnte die Berichte nicht sofort unabhängig überprüfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Selenskyj lobt Truppen nach Erfolgen in Bachmut
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat das Vorrücken der Truppen in der hart umkämpften Stadt Bachmut gelobt. "Ich bin jedem einzelnen unserer Soldaten dankbar, allen unseren Verteidigern, Männern und Frauen, die uns heute die Nachrichten geliefert haben, auf die wir gewartet haben. Gut gemacht, Soldaten im Bachmut-Sektor", sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Insbesondere zwei Einheiten hätten "geschickt, entschlossen und effektiv" die ukrainischen Stellungen verteidigt, die "Besatzer zerstört" und vorgerückt. Das zerstörte Bachmut liegt in der Oblast Donezk im Osten der Ukraine.
Russland: Weitere ukrainische Offensive in Donezk vereitelt
Russland hat eigenen Angeben zufolge eine weitere Großoffensive der ukrainischen Streitkräfte in Donezk vereitelt. "Nachdem das Kiewer Regime am Vortag schwere Verluste erlitten hatte, reorganisierte es die Überreste der 23. und 31. Brigade zu separaten, konsolidierten Einheiten, die ihre Offensivoperationen fortsetzten", teilt das russische Verteidigungsministerium auf seinem offiziellen Telegram-Kanal mit.
Russische Boden- und Luftkräfte hätten mit Raketen, Artillerie und schweren Flammenwerfersystemen den ukrainischen Streitkräften eine Niederlage zugefügt. Der Bericht konnte unabhängig nicht bestätigt werden, eine Stellungnahme vonseiten der Ukraine lag nicht vor. Am Montag wies die Ukraine bereits die russische Darstellung zurück, dass eine Gegenoffensive in der Donezk-Region eingeleitet worden sei.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Landesweiter Luftalarm in Ukraine - Explosionen in Kiew zu hören
In der Nacht hat es Berichten zufolge erneut landesweit Luftalarm in der Ukraine gegeben. In den frühen Morgenstunden waren in verschiedenen Bezirken der Hauptstadt Kiew heftige Explosionen zu hören, wie "Ukrajinska Prawda" berichtete. Laut Militärverwaltung und Bürgermeister Vitali Klitschko sei die Luftabwehr aktiviert worden, so das Internetportal.