Wolodymyr Selenskyj verleiht einem Soldaten in der Grenzregion Sumy einen Orden.
liveblog

Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj besucht Truppen in Grenzregion Sumy ++

Stand: 04.10.2024 22:48 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in der Grenzregion Sumy persönlich Orden an Soldaten verliehen. Ein Mitarbeiter des AKW Saporischschja wurde durch eine Autobombe getötet. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

04.10.2024 • 22:48 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute beenden wir den Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse!

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Region Sumy besucht. Die Ukraine startete von dort ihre Invasion in die russische Region Kursk. Der Besuch sei heute mit einem Treffen mit Soldaten gestartet, wird Selenskyj aus dem Messenger Telegram zitiert.

In einem Video war zu sehen, wie Selenskyj in Begleitung des Oberbefehlshabers der Armee, Oleksandr Syrsky, in einem unterirdischen Bunker Orden an Soldaten überreicht. "In einem langen Krieg geht es nicht nur darum, das eigene Personal zu motivieren. Es ist notwendig, die ganze Welt zu motivieren und sie davon zu überzeugen, dass die Ukrainer stärker sein können als der Feind", sagte Selenskyj zu den Soldaten. 

Der Präsident bedankte sich bei den Truppen und sagte, ihr Einsatz in Kursk habe "sehr geholfen, diejenigen zu motivieren, die uns mit Waffen unterstützen".

Die Ukraine braucht für den Abwehrkampf gegen Russland ständig neue Soldaten. Viele Männer versuchen aber, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Mehrere Millionen Euro soll die Leiterin einer medizinischen Kommission in der Westukraine mit dem Ausstellen von Invaliditätsbescheinigungen für wehrfähige Männer verdient haben, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.

Bei Razzien in ihrer Wohnung und am Arbeitsplatz in der Stadt Chmelnyzkyj beschlagnahmten Polizisten umgerechnet über fünf Millionen Euro in bar, hauptsächlich in US-Dollar. "Die Ordnungshüter fanden Geld praktisch in jeder Ecke der Wohnung - in Schränken, Schubladen, Nischen", teilte das Staatliche Ermittlungsbüro demnach mit. Auf einem Auslandskonten befänden sich zudem weitere zwei Millionen Euro.

Zusammen mit ihrem Sohn, einem der Chefs des Rentenfonds für das Gebiet Chmelnyzkyj und anderen Familienmitgliedern habe die Frau Dutzende Immobilien in der Ukraine und im Ausland, neun Luxusautos, Unternehmensrechte im Millionenwert und ein Hotel erworben, hieß es von der dpa.

Die Verdächtige habe zudem versucht, während der Hausdurchsuchung zwei Taschen mit einer halben Million US-Dollar aus dem Fenster zu werfen. In ihrem Kabinett seien Listen mit Namen von Männern gefunden worden, die sich fiktive Erkrankungen hatten bescheinigen lassen. 

Einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zufolge ist die 64-Jährige auch Abgeordnete der Präsidentenpartei Diener des Volkes im Gebietsrat von Chmelnyzkyj. Den Verdächtigen drohen nun wegen Betrugs in besonders großem Umfang und unrechtmäßiger Bereicherung zwölf Jahre Gefängnis.

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge erfolgreich ein Öldepot in der russischen Grenzregion Woronesch mit Drohnen attackiert. "Die gegnerische Luftabwehr war aktiv, aber erfolglos", hieß es aus Kreisen des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Den Angaben zufolge wurde das Depot mit 20 Tanks darin bei einem nächtlichen Drohnenangriff getroffen. Laut den Geheimdienstkreisen gab es Berichte über ein großes Feuer. 

Der Gouverneur der Region Woronesch teilte mit, dass eine ukrainische Drohne einen leeren Tank in einem Öllager getroffen habe und ein kleines Feuer gelöscht worden sei. Russische Rettungsdienste meldeten hingegen, dass in einem Lagerhaus in der Region Woronesch ein Feuer auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern wütete.

04.10.2024 • 13:47 Uhr

Ukraine warnt vor Wasserknappheit

Ukrainische Behörden haben vor Problemen bei der Wasserversorgung in der östlichen Region Donezk infolge heftiger russischer Angriffe gewarnt. 260.000 Menschen könnten betroffen sein, erklärte der Gouverneur der Region, Wadim Filaschkin, im Online-Dienst Telegram.

Russische Angriffe hätten im vergangenen Monat zwei Wasserversorgungsanlagen schwer beschädigt und es sei nicht möglich, die Anlagen wiederherzustellen. "Der Norden der Region Donezk wird auf unbestimmte Zeit ohne Wasserversorgung bleiben", betonte Filaschkin. 

US-Militärexperten erwarten eine baldige Abschwächung der Bodenoffensive russischer Truppen im Osten der Ukraine. "Die gegenwärtige Sommeroffensive wird absehbar ihren Höhepunkt in den kommenden Wochen oder Monaten erreichen", schrieb das Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem jüngsten Bericht. Danach werde sich das Tempo der russischen Angriffe verlangsamen. 

Als Grund nannten die Beobachter, dass die von der russischen Armeeführung für die Offensive eingeplanten Truppen dezimiert seien; Reserven seien erschöpft. Die Armee müsse ihre Kräfte zwischen den Angriffen im Donbass, der steckengebliebenen Offensive im Gebiet Charkiw und der Abwehr ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk teilen. "Russische Kräfte haben nicht das Personal und Material, um die intensiven Offensivanstrengungen dauerhaft fortzusetzen", heißt es im Bericht. 

Laut örtlichen Behördenangaben hat Russland rund 80 Prozent der kritischen Infrastruktur in der Stadt Pokrowsk, einem wichtigen Logistikknotenpunkt im Osten der Ukraine, ausgeschaltet. Serhiy Dobriak, der Leiter der Militärverwaltung von Pokrowsk, sagte, die russischen Streitkräfte seien etwa sieben Kilometer von der Stadt entfernt.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete.

Pokrowsk liegt an einer Kreuzung von Straßen und einer Eisenbahnlinie und ist damit ein wichtiger Logistikpunkt für das Militär und die Zivilbevölkerung in der östlichen Region Donezk. In der Stadt leben noch 13.050 Einwohner, und die ukrainischen Behörden setzen einen Evakuierungsplan fort, der seit einigen Wochen läuft.

Dobriak sagte, die täglichen russischen Angriffe zielten auf Energieanlagen und andere lebenswichtige Infrastrukturen. Fast die Hälfte von Pokrowsk, zehn nahe gelegene Dörfer und eine kleinere Stadt seien ohne Strom. Russland bestreitet, die zivile Infrastruktur angegriffen zu haben.

Durch eine Autobombe ist ein Sicherheitsmitarbeiter des russisch besetzten Kernkraftwerks Saporischschja getötet worden. Wie das Staatliche Ermittlungskomitee Russlands mitteilte, zündete ein versteckter Sprengsatz, als der Mann sich in sein Auto setzte. Der Anschlag habe sich in der Stadt Enerhodar ereignet, in der die Mitarbeiter wohnen. 

Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte den Anschlag und nannte den Toten einen Kollaborateur. Er habe sich an Repressalien gegen Mitarbeiter des AKW beteiligt, die loyal zur Ukraine stehen. Der Mann sei auch Vorsitzender des von der Besatzungsmacht eingesetzten Stadtparlaments in Enerhodar gewesen.

Der Kreml hat den ukrainischen Behörden vorgeworfen, mit dem Feuer zu spielen, nachdem russische Streitkräfte gestern nach eigenen Angaben eine ukrainische Drohne in der Nähe des Atomkraftwerks Kursk abgefangen haben. Nachrichtenagenturen berichteten, dass einige Kilometer entfernt ein Feuer ausgebrochen sei.

"Kiew spielt weiterhin mit dem Feuer, und wir werden natürlich die Vertreter der IAEO darauf aufmerksam machen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber Reportern und bezog sich dabei auf die Internationale Atomenergie-Organisation, die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen.

Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhiy Tykhyi, bestritt gestern, dass die Ukraine Waffen auf oder in der Nähe der Anlage abgefeuert habe.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In zwei russischen Tanklagern sind in der Nacht Brände ausgebrochen. Bei dem Feuer im Gebiet Woronesch nannte Gouverneur Alexander Gussew einen ukrainischen Drohnenangriff als Ursache. Teile einer abgefangenen Kampfdrohne seien in das Lager gefallen und hätten eine leere Zisterne in Brand gesetzt, schrieb er auf Telegram.

Ein großes Feuer mit brennenden Treibstofftanks gab es außerdem in einem Dorf bei Perm am Ural, etwa 1.700 Kilometer von der Ukraine entfernt. Das teilte der russische Katastrophenschutz mit. Von einem Drohnenangriff war nicht die Rede, auch wenn ukrainische Drohnen mittlerweile solche Entfernungen überwinden können. Der Katastrophenschutz nannte fahrlässigen Umgang mit Feuer oder einen Kurzschluss als mögliche Ursache. 

Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzes auf Telegram sind beide Feuer inzwischen gelöscht.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass Russland in der Nacht mit 19 Drohnen kritische Infrastrukturen des Landes angegriffen habe. Die Flugabwehr habe neun Drohnen abgeschossen, sieben weitere seien wahrscheinlich durch elektronische Störsender beeinträchtigt worden, hieß es in einer Erklärung. Die Ukraine machte keine Angaben dazu, was mit den anderen drei Drohnen passiert ist.

Nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko wurde ein Wohnhaus in der Hauptstadt beschädigt, es gab jedoch keine Verletzten. Das Feuer sei dort schnell gelöscht worden, fügte er hinzu. Bei dem Angriff wurde auch ein Verwaltungsgebäude in der zentralen Region Kirowohrad beschädigt, wobei ein Angestellter leicht verletzt wurde, wie der Gouverneur Andriy Raykovych sagte.

Russische Streitkräfte hätten in den vergangenen Tagen auch kritische Infrastruktur, Versorgungseinrichtungen und 35 Privathäuser in der südlichen Region Cherson getroffen, sagte Gouverneur Oleksandr Prokudin. Bei verschiedenen Angriffen seien ein Mensch getötet und vier weitere verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Oleksandr Syrskyj, hat die Verstärkung der Verteidigungsanlagen in der östlichen Region Donezk angeordnet. Die russischen Truppen rückten in verschiedenen Sektoren in der Ostukraine immer weiter vor, sagte er. Syrskyj teilte in den sozialen Medien mit, dass er mit der 25. Sicheslav-Luftlandebrigade an "einem der wichtigsten Frontabschnitte" arbeite.

04.10.2024 • 00:08 Uhr

Der Liveblog vom Donnerstag

In der Region Donezk im Osten der Ukraine sind 260.000 Menschen ohne Wasserversorgung. Die Ukraine hat offenbar einen russischen Militärflugplatz mit Drohnen attackiert. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.