Lloyd Austin bei seiner Ankunft in Kiew.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Austin kündigt Rüstungspaket für Kiew an ++

Stand: 21.10.2024 23:20 Uhr

US-Verteidigungsminister Austin hat bei seinem Besuch in Kiew ein neues Rüstungspaket angekündigt. Südkorea bestellte wegen der Berichte über nordkoreanische Truppen in der Ukraine den russischen Botschafter ein. Die Entwicklungen im Liveblog.

21.10.2024 • 23:20 Uhr

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Soldaten zum Durchhalten auf dem eroberten Brückenkopf im russischen Gebiet Kursk aufgerufen. Entgegen vieler Berichte, dass russische Truppen die Ukrainer dort wieder zurückdrängen, sagte Selenskyj: "Wir halten unsere Stellung, und ich danke jedem Soldaten für seine Tapferkeit."

Wie der Präsident in seiner abendlichen Videobotschaft sagte, habe er mit Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj und Generalstabschef Anatolij Barhylewytsch über die Lage beraten. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kursk-Operation einem strategischen Zweck dient. Der Krieg muss in das Gebiet zurückkehren, von dem er ausgegangen ist. Dies ist der Fall, wenn eine Pufferzone auf dem Territorium des Aggressors geschaffen wird", sagte Selenskyj.

Mit dem überraschenden Vorstoß von Anfang August hatte die Ukraine erstmals den Bodenkrieg auf russisches Territorium getragen. Die Kursk-Operation habe es der Ukraine ermöglicht, Gefangene zu machen und sie gegen eigene Soldaten aus russischer Gefangenschaft auszutauschen, sagte Selenskyj. Die Kämpfe im Gebiet Kursk dauerten an, teilte der ukrainische Generalstab in einem Bericht mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die Vereinigten Staaten bereiteten ein Hilfspaket im Wert von 800 Millionen Dollar zur Finanzierung der ukrainischen Drohnenproduktion vor. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj, das Paket käme zusätzlich zu einem 400-Millionen-Dollar-Paket für neue Waffen, das während des Besuchs von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Kiew angekündigt wurde.

Ein Gericht in Moskau hat den Oscar-nominierten ukrainischen Filmemacher Alexander Rodnjanskyj in Abwesenheit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht habe ihn der "Verbreitung wissentlich falscher Informationen über den Einsatz russischer Streitkräfte" für schuldig befunden, erklärte der Pressedienst der Moskauer Gerichte. Rodnjanskyj erklärte im Onlinedienst Telegram, der Fall stehe im Zusammenhang mit seinen "Anti-Kriegs-Posts auf Instagram". Er erkenne die Rechtmäßigkeit des Prozesses nicht an.

Das unabhängige russische Nachrichtenportal "Mediazona" berichtete, dass dem Filmemacher vier Beiträge in Onlinenetzwerke aus den Jahren 2022 und 2023 vorgeworfen worden seien. Darin habe er den Tod von Zivilisten bei Angriffen in der Ukraine kritisiert, für welche die russische Armee verantwortlich gemacht wurde. Rodnjanskyj wurde in Kiew geboren und begann dort seine Karriere, verbrachte aber den größten Teil in Russland. Dort produzierte er dutzende Fernsehserien und Filme, darunter das Oscar-nominierte Krimidrama "Leviathan".

Er verließ Russland, kurz nachdem das Land im Februar 2022 Truppen in die Ukraine schickte. Er ist ein ausgesprochener Kritiker der Offensive des Kremls, die er wiederholt im Netz kritisiert hat. Im Oktober 2022 wurde Rodnjanskyj von der russischen Justiz als "ausländischer Agent" eingestuft. Russland hat seit dem Februar 2022 Tausende von Menschen wegen Kritik an der Ukraine-Offensive festgenommen, mit Geldstrafen belegt und ins Gefängnis gesteckt.

Die finnische Außenministerin Elina Valtonen warnt Deutschland vor Illusionen über Russland. "Jeder möchte Frieden. (...) Aber Frieden bedeutet nicht, dass man kapituliert", sagt Valtonen in Berlin nach einem Treffen mit ihren nordischen Kolleginnen und Außenministerin Annalena Baerbock. "Wenn jemand glaubt, dass Putin es sein lässt, wenn wir die Waffen liegen lassen - der irrt", sagte offenbar in Anspielung auf BSW und AfD.

Die hybriden Angriffe Russlands seien in allen Ländern Europas zu spüren. Man müsse sich gemeinsam verteidigen. "Und in Berlin muss auch gesagt sein, dass wir natürlich hoffen, dass Deutschland eine sehr wichtige Rolle hier einnimmt", betont Valtonen.

Die isländische Außenministerin Þórdís Kolbrún Reykfjörð Gylfadóttir fordert wie Baerbock einen besseren Schutz von am Meeresgrund verlegten Kommunikations- und Stromkabel vor Sabotage. Ihr Land sei auf diese Kabel besonders angewiesen. "Wir wollen nicht in einem Europa leben, in dem Russland gewinnt", sagte auch der norwegische Außenminister Espen Barth Eide mit Blick auf den Ukraine-Krieg.

Polen erklärte, es sei ein Fehler gewesen, die polnischen und ukrainischen Staats- und Regierungschefs vom Treffen der US-amerikanischen, deutschen, britischen und französischen Staats- und Regierungschefs in Berlin in der vergangenen Woche auszuschließen. Bei dem Treffen ging es um die Unterstützung Kiews im Krieg mit Russland. US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz, der britische Premierminister Keir Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron trafen sich am Freitag in Berlin, um zu erörtern, wie die Kämpfe in der Ukraine beendet werden können, während die russischen Streitkräfte im Osten des Landes vorrücken.

Ursprünglich sollte Biden ein breiteres Treffen der militärischen Unterstützer der Ukraine, darunter auch der polnische Präsident Andrzej Duda, auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Deutschland einberufen, das jedoch wegen des Hurrikans Milton abgesagt wurde. "Wenn es um die Hilfe für die Ukraine geht, ist es einfach ein Fehler, dass weder die Ukraine noch Polen an diesem Treffen teilgenommen haben", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Pawel Wronski, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

"Wenn wir über Hilfe für die Ukraine sprechen, müssen wir uns erstens daran erinnern, dass Polen eines der Länder ist, das der Ukraine am meisten hilft", so Wronski. Außerdem liefen 90% der gesamten Lieferungen für die Ukraine über polnisches Territorium. Die deutsche Regierung reagierte nicht direkt auf eine Bitte um Stellungnahme.

21.10.2024 • 15:21 Uhr

NATO stärkt Ostseeflanke

Die NATO verstärkt ihre Verteidigungsfähigkeit in der Ostsee. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eröffnete in Rostock ein neues Hauptquartier der Deutschen Marine, an dem zahlreiche Ostseeanrainer und NATO-Partnerländer beteiligt sind. Die Sicherheit des Ostseeraumes sei für Europa entscheidend, werde aber nahezu täglich durch Russland herausgefordert, sagte Pistorius bei der Eröffnung des neuen taktischen Hauptquartiers.

Es seien mittlerweile fast 1.000 Tage seit der russischen Militärinvasion in der Ukraine vergangen, und es sei klar, dass sich der Krieg für Präsident Wladimir Putin nicht nur gegen die Ukraine richte. "Sein wirklicher Feind ist unsere freie, unabhängige und demokratische Lebensweise", betonte der Minister. Deutschland werde das Kommando zunächst für etwa vier Jahre übernehmen und sich dann mit Polen und Schweden abwechseln. Beide Länder hätten bereits verbindlich ihre Bereitschaft erklärt.

Bei einem Angriff der russischen Streitkräfte auf die südukrainische Stadt Saporischschja sind nach Angaben des Gouverneurs der Region zwei Menschen getötet worden. 15 weitere Menschen seien bei dem Beschuss am Morgen verletzt worden, erklärte Gouverneur Iwan Fedrow.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat bei seinem Besuch in Kiew ein neues Rüstungspaket im Wert von 400 Millionen Dollar für die Ukraine angekündigt. Darunter seien zusätzliche Munition, gepanzerte Fahrzeuge und Panzerabwehrwaffen, sagte Austin bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Südkorea hat den sofortigen Abzug nordkoreanischer Soldaten verlangt, die für einen späteren Kriegseinsatz in der Ukraine nach Russland entsendet worden sein sollen. Der russische Botschafter in Seoul, Georgi Sinowjew, sei einbestellt worden, um ihm die Forderung zu übermitteln, teilte Südkoreas Außenministerium mit.

Vizeaußenminister Kim Hong Kyun habe die nordkoreanische Truppenentsendung aufs Schärfste verurteilt und erklärt, dass der Schritt eine eklatante Sicherheitsbedrohung für Südkorea und die internationale Gemeinschaft darstelle.

Die Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea richtet sich russischen Angaben zufolge nicht gegen die Sicherheitsinteressen Südkoreas. Die Kooperation der beiden Länder stehe im Einklang mit dem Völkerrecht, zitierte die russische Botschaft in Südkorea ihren Chefdiplomaten Georgi Sinowjew. Moskau und Seoul hätten jedoch gegensätzliche Positionen zu den Ursachen für die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Südkorea hatte den Gesandten wegen des mutmaßlichen Einsatzes von nordkoreanischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine einbestellt.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte warnte vor dem Einsatz nordkoreanischer Truppen in der Ukraine. Sollte Nordkorea seine Soldaten in die Ukraine entsenden, um an der Seite Russlands zu kämpfen, würde dies den Konflikt eskalieren lassen, schrieb Rutte auf dem Kurznachrichtendienst X.

Den Vereinten Nationen zufolge ist die Ukraine das am meisten verminte Land der Welt. In bis zu 23 Prozent des Landes fänden sich Landminen und nicht explodierte Kampfmittel, hieß es.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben 59 von 116 russischen Drohnen in der vergangenen Nacht abgeschossen. Das teilte das Militär auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Die Luftwaffe sagte, sie habe den Überblick über 45 Drohnen verloren, die wahrscheinlich nach aktiven Maßnahmen der elektronischen Kriegsführung auf ukrainisches Territorium abgestürzt seien. Zehn Drohnen könnten sich noch im ukrainischen Luftraum befinden, hieß es.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist am Morgen in der Ukraine eingetroffen - und demonstrierte damit die US-Unterstützung für Kiew nur zwei Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen. CNN berichtet, er werde sich vor Ort mit Präsident Selenskyj und Verteidigungsminister Rustem Umerow treffen.

Austins Reise, sein vierter und wahrscheinlich letzter Besuch als Pentagon-Chef von Präsident Joe Biden, wird ausführliche Diskussionen über die Bemühungen der USA beinhalten, die Ukraine bei der Stärkung seiner Verteidigung zu unterstützen, während Moskaus Streitkräfte im Osten vorrücken.

Südkoreas Außenministerium hat den russischen Botschafter in Seoul einbestellt. Bei dem Treffen übermittelte Vize-Außenminister Kim Hong Kyun dem Diplomaten Georgi Sinowjew sein Bedauern über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Sinowjew gab nach dem Termin im Außenministerium keine Stellungnahme gegenüber anwesenden Journalisten ab. 

Am Freitag hatte Südkoreas Geheimdienst NIS (National Intelligence Service) die Armee Nordkoreas beschuldigt, bereits rund 1.500 Soldaten als Unterstützung für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine entsandt zu haben. Die Soldaten sind laut NIS in russischen Schiffen nach Wladiwostok transportiert worden, wo sie mutmaßlich auf einen Einsatz im Ukraine-Krieg vorbereitet werden. Insgesamt soll sich Nordkorea dazu entschieden haben, rund 12.000 Soldaten zur Unterstützung zu schicken, auch Spezialeinheiten.

Wie der NIS weiter berichtete, sollen die Soldaten russische Uniformen sowie Falschidentitäten erhalten, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Der Geheimdienst stützt seine Informationen auf Satellitenbilder sowie Gesichtserkennungssoftware, welche man in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Geheimdienst eingesetzt habe.

Kim Hong Kyun trifft mit Georgi Sinowjew zusammen.

Der stellvertretende südkoreanische Außenminister Kim Hong Kyun (rechts) traf mit dem russischen Botschafter in Südkorea, Georgi Sinowjew zusammen.

Die ukrainische Luftwaffe hat einen erneuten russischen Luftangriff über Nacht auf Kiew abgewehrt, teilte die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt am frühen Montag mit.

Bei mindestens der dritten Welle der nächtlichen Angriffe fielen Drohnentrümmer auf den Kiewer Bezirk Dniprovskyi, verursachten jedoch nach vorläufigen Informationen keine Schäden oder Verletzungen, sagte Serhiy Popko, Leiter der Militärverwaltung Kiews, der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Es seien etwa zehn russische Drohnen gewesen.

Die russische Luftverteidigung hat dem russischen Verteidigungsminister zufolge ebenfalls Drohnen zerstört. Elf der 18 Drohnen wurden über dem Gebiet der Region Rostow abgeschossen, während der Rest über den Regionen Brjansk, Kursk und Orjol zerstört wurde, teilte das Ministerium per Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw sind ukrainischen Angaben zufolge zwölf Menschen verletzt worden. In Teilen der Stadt fiel die Stromversorgung aus, wie örtliche Behörden und die Polizei mitteilten. Russland habe am Sonntag gegen 22 Uhr Angriffe ausgeführt, bei denen vier Frauen und fünf Männer verletzt worden seien, erklärte die Polizei im Onlinedienst Telegram. Demnach wurden bei den Angriffen Wohnhäuser, Garagen, Tankstellen und Autos getroffen. Der Gouverneur der Region und Bürgermeister der Stadt, Oleh Synegubow, bestätigte im Onlinedienst Telegram, dass ein Teil der Stadt ohne Strom sei.

In Krywy Rih, der Heimatstadt von Präsident Wolodymyr Selenskyj im Süden, wurden nach Angaben des Bürgermeisters Oleksandr Wilkul bei einem nächtlichen Raketeneinschlag drei weitere Menschen verletzt und Gebäude beschädigt. Die Ukraine rechnet vor dem Winter mit verstärkten Angriffen auf ihre Energieinfrastruktur.

Rettungskräfte löschen ein Feuer in einem durch einen russischen Angriff zerstörten Haus in Charkiw.

Rettungskräfte löschen ein Feuer nach dem russischen Angriff auf Charkiw.

21.10.2024 • 01:55 Uhr

Explosionen in Kiew

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind Berichten zufolge erneut schwere Explosionen zu hören. Augenzeugen berichten der Nachrichtenagentur Reuters von mehreren lauten Detonationen. Die genauen Auswirkungen und mögliche Schäden der Angriffe sind zunächst unklar. Die Berichte kommen weniger als drei Stunden nach einem vorangegangenen russischen Luftangriff.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuvor über den Kurznachrichtendienst Telegram die Bevölkerung zur Vorsicht aufgerufen. "Bleiben Sie in den Schutzräumen." Die ukrainische Flugabwehr sei im Einsatz, um den russischen Angriff abzuwehren.

Der ukrainische Präsident Selenskyj wünscht sich eine starke Reaktion auf Nordkoreas Unterstützung für Russland. In der Südostukraine sollen mindestens 17 Menschen durch russische Angriffe verletzt worden sein. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.