Ukraine-Liveblog ++ Offenbar Donezk-Paramilitär in Moskau getötet ++
Nach einer Explosion in Moskau starb Berichten zufolge ein prorussischer Paramilitär aus Donezk. Der britische Premier Starmer ruft die EU zu einer geschlossenen Haltung gegenüber Russland auf. Die Entwicklungen im Liveblog.
- UN: Vermehrt Exekutionen ukrainischer Kriegsgefangener
- Paramilitär aus Donezk offenbar bei Explosion getötet
- Starmer fordert einheitliche Haltung gegen Russland
- Ukrainische Drohnen lösen Brand und Flugausfälle aus
Die russische Armee hat im Januar in der Ukraine einer Datenauswertung der Nachrichtenagentur AFP zufolge 430 Quadratkilometer Territorium erobert. Wie aus der Analyse auf Grundlage von Daten des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in den USA hervorgeht, rücken russische Truppen weiter auf die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk in der Region Donezk vor. Mehr als 80 Prozent der Gebietsgewinne im Januar erzielte die russische Armee in der Region Donezk. Auch im Nordosten rückten russische Truppen etwa 50 Quadratkilometer rund um die Stadt Kupjansk vor.
Die 430 Quadratkilometer im Januar dieses Jahres sind deutlich höher als in den vergangenen beiden Wintern. Im Januar 2023 hatte Russland nur 285 Quadratkilometer erobern können, im Januar 2024 waren es sogar nur 146 Quadratkilometer. Verglichen mit den vergangenen beiden Monaten verzeichnet Russland in diesem Januar jedoch geringere Gebietsgewinne. Im November des vergangenen Jahres waren es 725 Quadratkilometer gewesen, der höchste Wert seit März 2022, im Dezember waren es 476 Quadratkilometer.
Das russische und kremlkritische Medium "Meduza" hat nach Kritik aus der Ukraine eine internationale Werbekampagne gestoppt. In einem Video waren Bilder von Ukrainern zu sehen, ohne dass es deren Zustimmung für die Verwendung gab, wie aus einem "Meduza"-Statement hervorgeht. Man bedaure den Fehler. Die "Meduza"-Kampagne hatte in der Ukraine große Empörung ausgelöst. Das Außenministerium in Kiew schlug vor, der zuständigen Agentur einen "Sonderpreis für Zynismus und Heuchelei im Marketing" zu verleihen.
Seit Mitte Januar hatte "Meduza" für sich geworben. In Berlin war zum Beispiel eine große Lichtinstallation in der Nähe des Alexanderplatzes zu sehen. Die Journalisten verließen vor Jahren Russland und machten auf Zensur, Exil und Gefahr für Leib und Leben aufmerksam. Das 2014 gegründete Online-Nachrichtenportal arbeitet im Exil im lettischen Riga auf Russisch und Englisch.
Den Vereinten Nationen (UN) zufolge hat es in den vergangenen Monaten einen alarmierenden Anstieg von Hinrichtungen ukrainischer Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft gegeben. Allein seit August 2024 sei über 79 Exekutionen berichtet worden, erklärte die UN-Menschenrechtsbeobachtungsstelle. Dabei habe es sich um 24 von einander unabhängige Vorfälle in den russischen Einsatzgebieten gehandelt.
Die Erkenntnisse beruhten auf Videos und Fotos aus russischen und ukrainischen Quellen sowie Interviews mit Zeugen. Viele ukrainische Soldaten, die sich ergeben hatten oder in der Hand russischer Truppen waren, seien an Ort und Stelle erschossen worden. Zeugen beschrieben zudem die Tötung unbewaffneter und verletzter ukrainischer Soldaten. Es sei auch die Hinrichtung eines verwundeten russischen Soldaten durch ukrainische Streitkräfte dokumentiert worden.
Nach Angriffen auf Rekrutierungszentren der Armee und Militärvertreter am Wochenende hat der ukrainische Armeechef eine Untersuchung gefordert. "Innerhalb kurzer Zeit kam es in verschiedenen Regionen zu drei beschämenden Gewalttaten", erklärte der ukrainische Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj in Onlinenetzwerken. Gewalt gegen Soldaten sei "inakzeptabel". "Wir erwarten eine vollständige und umfassende Untersuchung dieser Verbrechen", fuhr er fort.
Am Samstag war ein Soldat einer Rekrutierungseinrichtung der ukrainischen Armee in der Region Poltawa im Osten der Ukraine erschossen worden. Am gleichen Tag kam ein Mensch bei einer Explosion in einem Rekrutierungszentrum in der westukrainischen Stadt Riwne ums Leben. Am Sonntag wurde ein Mensch bei einer Explosion in einem Rekrutierungszentrum in Pawlograd im Zentrum des Landes verletzt. Die Strafverfolgungsbehörden äußerten sich zunächst nicht dazu, ob sie von einem koordinierten Vorgehen ausgehen.
Nach einer Explosion in einem Wohnhaus in Moskau ist russischen Medienberichten zufolge ein hochrangiger prorussischer Paramilitär aus der ostukrainischen Region Donezk gestorben. Armen Sarkisian sei in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen, berichteten russische Nachrichtenagenturen und die Zeitung Kommersant. Das russische Ermittlungskomitee erklärte ebenfalls, dass einer der Verletzten gestorben sei, ohne jedoch den Namen des Toten zu nennen.
Die Explosion ereignete sich in der Lobby eines Luxus-Apartmenthauses in der russischen Hauptstadt.
Zuvor hatte die staatliche Nachrichtenagentur Tass gemeldet, dass bei der Explosion einer von Sarkisians Sicherheitsleuten getötet worden sei. Sarkisian selbst und drei weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Sarkisian hatte laut russischen Medien 2022 das Freiwilligenbataillon "Arbat" gegründet. Dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge waren die Kämpfer zunächst im Osten der Ukraine im Einsatz, bevor die Einheit dann in die russische Region Kursk verlegt wurde, um dort die Offensive der ukrainischen Armee abzuwehren.
Bei einer Explosion in einem Wohnhaus in Moskau hat es nach Berichten russischer Staatsmedien mindestens einen Toten und vier Verletzte gegeben. Eine Bombe sei zu dem Zeitpunkt detoniert, als ein Mann mit seinen Bodyguards die Lobby eines Luxus-Apartmenthauses betreten habe, berichteten die Medien.
Die staatliche Nachrichtenagentur Tass zitierte Ermittler, die von einen Mordanschlag gesprochen haben sollen. Es war zunächst unklar, wer das Ziel gewesen sein könnte. Kurz darauf meldete Tass, ein hochrangiger pro-russischer Paramilitär aus der ostukrainischen Region Donezk sei schwer verletzt worden.
Eine wichtige russische Ölraffinerie in Wolgograd ist zum zweiten Mal binnen weniger Tage von einem ukrainischen Drohnenangriff getroffen worden. Das Ausmaß der Schäden nach der nächtlichen Attacke war unklar. Gouverneur Andrej Botscharow sprach davon, dass Trümmer einer Drohne auf dem Gelände mehrere Brände ausgelöst hätten. Sie seien aber rasch eingedämmt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass nach diesen Angaben
Die Raffinerie des Konzerns Lukoil an der Wolga war schon in der Nacht auf den 31. Januar attackiert worden. Russische Telegramkanäle berichteten auch über einen Brand in einer gasverarbeitenden Fabrik bei Astrachan am Kaspischen Meer. Die regionalen Behörden sprachen nur allgemein davon, dass Anlagen der dortigen Energieindustrie angegriffen worden seien.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden insgesamt 70 Drohnen in sechs russischen Regionen abgeschossen.
Russische Marine übt Gefechte im Pazifik
Zwei russische Korvetten und ein Seetanker bereiten sich auf Gefechtsübungen im asiatisch-pazifischen Raum vor. Dies meldete die staatliche Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf den Pressedienst der russischen Pazifikflotte. Bei den Übungen gehe es unter anderem um die Suche nach U-Booten eines simulierten Feindes und deren Zerstörung sowie die Luftabwehr auf See, zitierte RIA den Pressedienst.
Der britische Premierminister Keir Starmer reist heute nach Brüssel, um die Staats- und Regierungschefs der EU zu einer geschlossenen Haltung gegenüber Russland aufzufordern.
Er wolle mit den europäischen Partnern daran arbeiten, den Druck auf Russlands Präsidenten Putin aufrechterhalten, um dessen Kriegsmaschinerie zu zerschlagen, wird der britische Premierminister nach Angaben seines Büros erklären. Der Druck auf Putin müsse erhöht werden.
Starmer wird mit allen Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten zusammentreffen. Dies ist das erste Mal seit dem Brexit, dass ein britischer Regierungschef dies tut. Das Ziel seines Besuchs ist es, vor allem die Bemühungen Großbritanniens, eine Neuausrichtung der britischen Beziehungen zur Europäischen Union (EU) voranzutreiben.
Nach russischen Angaben hat ein nächtlicher Drohnenangriff der Ukraine in der russischen Region Astrachan einen Brand ausgelöst und die Einstellung des Flugverkehrs an mehreren Flughäfen erzwungen. "Die ukrainischen Streitkräfte haben versucht, einen Drohnenangriff auf Objekte in der Region durchzuführen, darunter Treibstoff- und Energieanlagen", schriebe Igor Babuschkin, Gouverneur der Region Astrachan im Süden Russlands, auf Telegram. "Eine abstürzende Drohne hat einen Brand ausgelöst. Es gab keine Opfer."
Die russische Luftfahrtaufsichtsbehörde Rosaviatsia teilte mit, dass sie Flüge von den Flughäfen Astrachan, Kasan, Nischnekamsk, Saratow und Uljanowsk aus Sicherheitsgründen einstellt.
Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen
Bei Drohnenangriffen in der Stadt Cherson hat es laut der Ukraine Verletzte gegeben. Der ukrainische Präsident Selenskyj berichtet von mehr als 1.400 russischen Luftangriffen in der vergangenen Woche.