Reif an Grashalmen

Wetterthema Eisheilige

Stand: 15.05.2023 11:47 Uhr

Bringen die Eisheiligen dieses Jahr verspätet noch Nachtfrost?

Von Tim Staeger, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Andreatus, Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifazius und Sophie, so die Namen der Märtyrer und Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert, derer vom 10. bis 15. Mai gedacht wird. Langjährige Beobachtungen legen nahe, dass es Mitte Mai in Deutschland zu Kälteeinbrüchen mit Nachtfrösten kommen kann, weshalb diese frühchristlichen Würdenträger auch als Eisheilige bezeichnet werden.

Über das Jahr verteilt gibt es mehrere solcher sogenannter Witterungsregelfälle, also Wetterabläufe, die an festen Terminen recht häufig wiederkehren. So tritt Mitte Juni etwa in drei von vier Jahren die Schafskälte auf, ein weiterer Kälteeinbruch, unter dem frisch geschorene Schafe besonders zu leiden haben, daher der Name. Weiterhin kehren auch die Hundstage, hochsommerliche Hitzewellen zwischen Ende Juli und Mitte August, häufig wieder. Der Altweibersommer Ende September und Anfang Oktober, sowie das Weihnachtstauwetter sind ebenfalls regelmäßig wiederkehrende Singularitäten.

Witterungsregelfälle

Doch die Verlässlichkeit dieser Wetterphänomene ist recht unterschiedlich und war auch in der Vergangenheit nicht konstant. Zum einen unterscheidet sich hinsichtlich Wetter und Klima beispielsweise der Alpenrand deutlich von der Ostseeküste, wodurch die Witterungsregelfälle nicht überall gleichartig auftreten, zum anderen verändert sich das Klima, ob nun aufgrund natürlicher oder menschgemachter Ursachen, so dass frühere Regeln heute mitunter ihre Gültigkeit verlieren, oder auch neue entstehen können. So haben statistische Untersuchungen gezeigt, dass beispielsweise die Eisheiligen in Deutschland innerhalb der letzten etwa 30 Jahre nicht mehr signifikant sind, also nicht sehr häufig eintreten.

Verkomplizieret wird das Ganze noch durch die Gregorianische Kalenderreform, in deren Folge zwischen 1582 und 1752 mehrere Tage aus dem Kalender gestrichen wurden, da der bis dahin gültige Julianische Kalender nicht mehr genau genug war. Oft ist es im Nachhinein also nicht mehr nachvollziehbar, ob eine kalenderbezogene Bauernregel vor oder nach Einführung des Gregorianischen Kalenders entstanden ist.

In diesem Jahr treten die Eisheiligen etwas verspätet und nur sehr abgeschwächt auf. Lediglich in der Nacht auf Donnerstag sinkt die Temperatur vor allem im Norden und in der Mitte vor allem in Tal- und Muldenlagen nahe an den Gefrierpunkt ab. Direkt über dem Boden kann es dann örtlich nochmal Frost geben, was für empfindliche Pflanzen problematisch sein könnte. Danach geht die Temperaturkurve bereits wieder spürbar nach oben, so dass weitere frostige Nächte in dieser Saison, selbst in ungünstigen Lagen, sehr unwahrscheinlich sind.