Wetterthema Die Wüsten der Welt
Manchmal kommt die Wüste bis zu uns. So wie vor ein paar Tagen und zuvor auch Ende März, als auf einmal roter Sahara-Staub über Deutschland wehte und den Himmel orange-gelb färbte. Doch wie entstehen Wüsten eigentlich, und welche Arten von Wüsten gibt es?
Grob lassen sich Wüsten in Hitze- oder Trockenwüsten wie die Sahara und Kälte- oder Eiswüsten, die sich vor allem an den Polen finden, einteilen. Dabei sind längst nicht alle riesige sandige Dünengebiete. Wüsten können sehr vielfältig sein: Neben den Eis- und Sandwüsten gibt es auch Salz-, Kies- und Steinwüsten. Die größte Wüste der Welt ist übrigens nicht, wie man denken könnte, die Sahara, sondern eine Eiswüste: die Antarktis.
Wüsten, das sind in jedem Fall trockene, vegetationsarme Gebiete, die sich auf allen Kontinenten finden. Etwa ein Fünftel der Landfläche weltweit bedecken sie. Aber wieso ist es ausgerechnet dort so trocken? Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Manche Wüsten liegen in Gebieten, in denen kontinuierlich trockene, warme Luft absinkt, nach ihrer Lage auch Wendekreiswüsten genannt. Am Äquator steigt durch die starke Sonneneinstrahlung erwärmte feuchte Luft auf. Dabei kühlt sie ab, das Wasser kondensiert und regnet noch über den äquatornahen Regionen aus. Die sogenannte Hadley-Zelle lässt die nun trockenen Luftmassen nördlich und südlich des Äquators wieder absinken. Die letzten verbleibenden Wolken lösen sich auf. Es fällt kein Niederschlag. Auf diese Weise entstehen Wüsten wie die Sahara und die Arabischen Wüsten am nördlichen oder die Kalahari und die Australische Wüste am südlichen Wendekreis.
Andere Gebiete wie die Wüste Gobi oder die Taklamakan in Zentralasien liegen einfach viel zu weit im Landesinneren. Jegliches Wasser, das die Luftmassen durch Verdunstung über den Meeresflächen aufgenommen haben, regnet über den riesigen Landflächen Asiens ab, bis in der Wüste Gobi nichts mehr ankommt.
Ein weiterer Grund ist die Lage auf der Lee-Seite von großen Gebirgsketten, also auf der dem Wind abgewandten Seite, wie es bei den Nordamerikanischen Wüsten der Fall ist. Die Luftmassen, die mit dem Westwind an der Westflanke der Rocky Mountains ankommen, steigen an den Gebirgshängen auf und kühlen sich dabei ab. Das Wasser kondensiert – es regnet. Auf der Lee-Seite der Berge sinken die Luftmassen wieder ab, sind nun aber so trocken und warm, dass kaum Niederschlag fällt.
Besonders irritierend scheinen Wüsten wie die Namib an der Westküste im Süden Afrikas oder die Atacama im Westen Südamerikas. Hier ist es sehr trocken – obwohl die Gebiete direkt an der Meeresküste liegen. Grund hierfür sind kalte Meeresströmungen vor der Küste. Die Luft, die darüberstreicht, wird abgekühlt und kann weniger verdunstendes Wasser aufnehmen. Trifft sie an der Küste auf die wärmeren und leichteren Landluftmassen, dann schieben diese sich über die schwerere kalte Meeresluft. Dadurch wird verhindert, dass die kühle Luft aufsteigt und das Wasser in ihr kondensiert. Trotz der riesigen Meeresfläche bleibt es in der Atacama daher trocken.
Wüste ist also nicht gleich Wüste. Auch wenn man sofort unendliche Flächen gelber Sanddünen im Kopf hat - es gibt völlig verschiedene Wüsten mit ganz unterschiedlichen Entstehungsgeschichten. Auch wir Menschen tragen dazu bei, dass sich Wüsten immer weiter ausdehnen. Durch Übernutzung und Überweidung der Böden wird die Vegetation geschädigt. Wenn Pflanzen verschwinden, die mit ihren Wurzeln den Boden festhalten, kann das Erosion und Dünenbildung begünstigen. Das ist auch der Fall, wenn großflächig Wälder gerodet werden, die Schatten spenden und dadurch die Bodentemperatur senken, Wasser mit ihren Wurzeln aus der Tiefe des Erdbodens holen und mit ihren Wurzeln den Boden zusammenhalten. Durch übermäßige Wassernutzung sinkt der Grundwasserspiegel und Pflanzen wird die Lebensgrundlage entzogen. Zuletzt ist auch hier der Klimawandel ein Problem: Durch ihn werden trockene Gebiete noch trockener. Die Wüsten breiten sich aus. Auch Teile Europas sind von der Desertifikation betroffen, allen voran Spanien. Hier sind Entwaldung und hoher Wasserverbrauch für den Anbau von Gemüse das Problem.
In Deutschland droht bislang zum Glück keine Ausbreitung von Wüsten. Nur manchmal, wenn die Winde günstig stehen, kommt die Wüste zu uns und roter Saharastaub färbt die Luft.
Isabel Kurth