Angeschlagene Airline EU erlaubt Staatshilfe für Air France
Frankreich darf Air France in der Corona-Krise helfen. Die EU-Kommission billigte die Staatshilfe, weil ohne sie die Insolvenz drohen könnte. Bei der Lufthansa wird noch um ein Rettungspaket gerungen.
Die EU-Kommission hat staatliche Milliardenhilfen Frankreichs für die Fluggesellschaft Air France wegen der Corona-Krise genehmigt. Das Paket im Umfang von sieben Milliarden Euro gebe der Airline Finanzmittel, die für die Bewältigung der Folgen der Pandemie dringend benötigt würden, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
Frankreich habe nachgewiesen, dass alle anderen Möglichkeiten, Geld an den Finanzmärkten aufzunehmen, geprüft und ausgeschöpft worden seien, erklärte die Kommission.
An Air-France-KLM sind Frankreich und die Niederlande mit je rund 14 Prozent beteiligt.
"Beträchtliche Störung im Wirtschaftsleben" befürchtet
Die Hilfen Frankreichs bestehen aus staatlichen Garantien für vier Milliarden Euro Bankkredite sowie einem Darlehen von drei Milliarden Euro, das direkt von der Regierung kommt. Im Gegenzug muss Air France bestimmte Rentabilitätsziele erfüllen und den CO2-Ausstoß senken.
Die Hilfen seien notwendig und verhältnismäßig und entsprächen den EU-Vorgaben für die Beseitigung "einer beträchtlichen Störung im französischen Wirtschaftsleben", erklärte die Kommission. Ohne staatliche Unterstützung bestehe die Gefahr, dass Air France wegen des Geschäftseinbruchs infolge der Corona-Krise bankrott gehe. "Dies würde der französischen Wirtschaft wahrscheinlich schweren Schaden zufügen."
Die Kommission verwies auch auf die Bedeutung von Air France mit mehr als 300 Flugzeugen und mehr als 41.000 Mitarbeitern für die französische Wirtschaft und die Rolle, die die Airline bei der Rückführung gestrandeter Bürger und dem Transport von medizinischen Hilfsgütern gespielt hat.
Niederlande planen Hilfe für KLM
Air France ist Teil der französisch-niederländischen Gruppe Air-France-KLM, an der der französische und der niederländische Staat jeweils mit rund 14 Prozent beteiligt sind. Die Niederlande wollen ihrerseits die Fluggesellschaft KLM mit zwei bis vier Milliarden Euro wegen der Corona-Krise unterstützen.
Durch die Pandemie sind die Passagierzahlen bei Air-France-KLM wie auch sonst in der Branche massiv eingebrochen.
Von der weltweiten Krise in der Luftfahrt ist auch die Lufthansa betroffen.
Lufthansa-Aufsichtsrat berät über Krise
Betroffen von der Krise ist auch der Lufthansa-Konzern, der seinen Flugbetrieb auf ein Minimum reduziert hat. Hier ist allerdings noch nicht entschieden, ob die Bundesregierung ebenfalls finanziell einspringen soll.
Heute will der Aufsichtsrat des Unternehmens über die Auswirkungen der Pandemie beraten. Dabei soll es um Staatshilfen und andere Zukunftsoptionen für Deutschlands größte Fluggesellschaft gehen.
Die Lufthansa verhandelt derzeit mit der Bundesregierung über Staatshilfen. In einem am Sonntag bekannt gewordenen Brief des Vorstands an die Lufthansa-Mitarbeiter hieß es, die Gespräche mit der Bundesregierung könnten voraussichtlich bald abgeschlossen werden.
Nach Informationen des "Spiegel" plant die Bundesregierung einen Direkteinstieg bei der angeschlagenen Fluggesellschaft. Demnach geht es um Hilfen im Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Euro. Morgen will der Lufthansa-Vorstand in der Hauptversammlung den Aktionären Rede und Antwort zu seiner Krisen-Strategie stehen.
Anleger befürchten Einfluss der Politik
Strittig ist allerdings der künftige Einfluss des Staates. Medienberichten zufolge fordert die Bundesregierung im Gegenzug für Finanzhilfen eine Sperrminorität und ein bis zwei Aufsichtsratsmandate. Lufthansa-Chef Carsten Spohr brachte für den Fall bereits Alternativen ins Spiel - etwa ein Schutzschirmverfahren.
Auch die Aktionäre warnen vor zu großer staatlicher Einflussnahme bei der Lufthansa. "Wenn die Politik sich ins Geschäft einmischt, sehen wir das Risiko einer überdimensionierten Infrastruktur, die nicht ausreichend an die neue Normalität angepasst wird", erklärte Michael Gierse, Portfolio-Manager der Fondsgesellschaft Union Investment.
Im Namen der Anteilseigner verlangt Gierse eine einfachere Unternehmensstruktur und eine klare Ausrichtung auf das Premium-Segment. Die Corona-Krise biete einer verkleinerten Lufthansa auch Chancen, eine modernere Flotte zu betreiben und den Ausstoß klimaschädlicher Abgase deutlich zu senken.
Die EU-Kommission hatte Mitte März die Vorgaben für Staatsbeihilfen wegen der Corona-Pandemie deutlich gelockert. Seitdem hat die Behörde alle wegen der Krise beantragten Maßnahmen aus den Mitgliedstaaten genehmigt.