Jahresbilanz 2010 Airbus übertrumpft Boeing
Mit 510 ausgelieferten Zivilmaschinen im vergangenen Jahr steht der europäische Flugzeugbauer Airbus besser da als sein US-Konkurrent Boeing. Auch die Aussichten für 2011 scheinen gut: "Wir erwarten noch einmal eine Steigerung bei den Auslieferungen", sagte Airbus-Chef Enders.
Von Johannes Duchrow, ARD-Hörfunkstudio Paris
Verkaufschef John Leahy ist zufrieden: Airbus hat im vergangenen Jahr den Erzrivalen Boeing überflügelt. Mehr Bestellungen und einen Rekord bei den gelieferten Flugzeugen. 510 Zivilmaschinen, vor allem der Kassenschlager A320 wurden 2010 fertig - trotz Wirtschaftskrise und ein paar Problemen bei einzelnen Flugzeugen. Und das soll auch im kommenden Jahr so bleiben, versicherte Airbus-Chef Tom Enders: "Wir erwarten noch einmal eine Steigerung bei den Auslieferungen." Er habe einem Kollegen eine Wette vorgeschlagen, dass Airbus 2011 erneut Boeing hinter sich lassen werde, so Enders.
Maschinen des Typs A320 sind der Verkaufsschlager bei Airbus.
Airbus geht es blendend, das belegen auch die ersten Bestellungen für eine neue Version des Mittelstreckenflugzeugs A320. Neben dem indischen Billigflieger IndiGO ist Richard Branson und seine Fluglinie Virgin America der erste Käufer des Super-Sprit-Sparvogels A320 NEO. "Unsere Branche kann nicht länger den Klimawandel ignorieren, und wir müssen die Herausforderung aufnehmen, und neue und wirksamere Abläufe entwickeln. Und Entwicklungen wie NEO sind nicht nur gut, um unsere Mindestanforderungen einzuhalten, vor allem sind sie gut für das Klima, und damit für die Zukunft unserer Industrie und fürs Reisen", sagte Branson. 60 Maschinen hat Virgin America bestellt.
Einen neuen Lieferengpass will Airbus trotz der vielen Bestellungen vermeiden, sagte Enders. "Wir rechnen damit, dass wir in 2011 bis zu 3000 Neueinstellungen bei Airbus vornehmen werden." Die Hälfte der Stellen sei zu besetzen, da Mitarbeiter in den Ruhestand gingen, aber die andere Hälfte sei dem Wachstum geschuldet.
Viel Geld wird Airbus im kommenden Jahr dennoch nicht verdienen. Noch werde investiert, sagte Enders, vor allem in das Großflugzeug A350 XWB, das erste Passagierflugzeug aus dem Hause Airbus, das größtenteils aus Kohlefaser-Verbundstoffen bestehen soll. Noch vor einem Jahr - mitten in der Krise - sah der Airbus-Chef deutlich pessimistischer in die Zukunft. Allerdings auch wegen hausgemachter Probleme.
Enders: Deutschland wegen A400M im Fokus
Zum Beispiel beim Militärtransporter A400M, der Airbus und die Bestellerstaaten Milliarden teurer kommt als vereinbart. 2010 aber war das Jahr der Verhandlungen mit den Käufern, und genau in dieser Woche muss der Haushaltsausschuss des Bundestages in Berlin über die neu ausgehandelte Finanzierung für den Transporter abstimmen. "Das ist wichtig, weil sechs Nationen auf Deutschland schauen. Deutschland ist der größte A400M-Kunde." Insofern wäre eine Zustimmung des Haushaltsausschusses ein wichtiges Signal, sagte Enders.
Das zweite, ewige, Sorgenkind A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, bleibe trotz des explodierten Triebwerks bei der australischen Fluggesellschaft Quantas ein beliebtes Flugzeug. Für Tom Williams, den Technik-Chef bei Airbus, hat das "Triebwerksereignis" eigentlich nur gezeigt, wie gut bei Airbus gearbeitet worden sei. "Aus Sicht der Flugsicherheit ist das wichtigste: Der A380 hat unter Beweis gestellt, dass er dreimal so starke Einschläge verträgt, wie die Sicherheitsanforderungen es vorsahen. Das Flugzeug ist also deutlich stabiler."