Atomkraft-Ausstieg Wirtschaft warnt vor Versorgungsengpässen
Am Samstag sollen die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gehen. Wirtschaftsvertreter sehen den AKW-Ausstieg kritisch. DIHK-Präsident Adrian warnt vor Versorgungsengpässen und hohen Preisen.
Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, hat vor Engpässen bei der Energieversorgung durch die AKW-Abschaltung am 15. April gewarnt. "Beim Thema Versorgungssicherheit sind wir noch nicht über den Berg", sagte er der "Rheinischen Post". Das gelte auch langfristig.
Deutschland sei auf alle verfügbaren Energieträger angewiesen. Nur so könnten Versorgungsengpässe und eine erneute Steigerung der Energiepreise vermieden oder zumindest abgemildert werden. DIHK-Präsident Adrian warnte zudem, dass trotz gesunkener Gaspreise die Energiekosten für die meisten Betriebe hoch blieben.
BDEW warnt vor Zunahme des CO2-Ausstoßes
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnte vor einer Zunahme des Kohlendioxid-Ausstoßes infolge des endgültigen Atomausstiegs. Durch die Abschaltung der letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke nehme die Gefahr länger laufender Kohlekraftwerke zu, sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, der "Rheinischen Post".
Die Entscheidung zum Atomausstieg sei gefallen. Die Bundesregierung sollte sich jetzt mit aller Kraft den notwendigen schnellen Entscheidungen für eine kurz- und langfristig sichere, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung widmen, mahnte Andreae. "Um die Versorgungssicherheit künftig jederzeit gewährleisten zu können, brauchen wir wasserstofffähige Gaskraftwerke, die gesicherte, regelbare Leistung als Partner der Erneuerbaren Energien bereitstellen", forderte die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete.
Könnten diese Kraftwerke nicht rechtzeitig in Betrieb gehen, hätte das hohe Klimagasemissionen zur Folge, denn Kohlekraftwerke müssten dann länger laufen. Der rechtzeitige Bau von genügend gesicherter Leistung werde mit den aktuell geltenden Rahmenbedingungen aber nicht gewährleistet. "Der Markt setzt bislang nicht die erforderlichen Bedingungen für den notwendigen Zubau von Kraftwerken, die jederzeit und wetterunabhängig Strom erzeugen können."
Habeck: "Energieversorgungssicherheit wird gewährleistet"
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte in einem Interview eine sichere Energieversorgung nach dem Ausstieg aus der Atomkraft garantiert. "Die Energieversorgungssicherheit in Deutschland wurde in diesem schwierigen Winter gewährleistet und wird auch weiter gewährleistet sein", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Lage sei durch die hohen Füllstände in den Gasspeichern, die neuen Flüssiggasterminals an den norddeutschen Küsten und durch mehr Erneuerbare Energien gut. Habeck prognostizierte einen Anteil von 80 Prozent Erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2030.