Arbeitsmarkt Jeder Zehnte arbeitet an Heiligabend
Gastgewerbe, Verkehr oder Gesundheitswesen: Jeder zehnte Beschäftigte muss am 24. Dezember arbeiten. Es sind oft Geringverdiener, die ihren Job machen müssen, während andere das Fest genießen können.
Auch in diesem Jahr werden wieder viele Erwerbstätige an den kommenden Feiertagen arbeiten müssen. Knapp zehn Prozent sind zumindest teilweise an Heiligabend im Dienst, wie aus einer heute veröffentlichten Studie des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht.
Männer und Ostdeutsche müssen dabei tendenziell etwas häufiger als Frauen und Westdeutsche zur Arbeit, ergab die Befragung unter mehr als 4.200 Erwerbstätigen.
Gastgewerbe besonders betroffen
Besonders hoch ist der Anteil der am 24. Dezember Tätigen im Gastgewerbe, in Verkehr und Logistik sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Beschäftigte im Handel, die sonst bis zur letzten Minute Weihnachtseinkäufe ermöglichen und Feuerwerkskörper verkaufen, haben diesmal frei, denn Heiligabend und Silvester fallen jeweils auf einen Sonntag. Dadurch müssen in diesem Jahr an den Festtagen deutlich weniger Menschen zur Arbeit.
2022 waren es etwa am Vormittag von Heiligabend 20 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland, so das Institut. Am Vormittag des 24. Dezember in diesem Jahr müssen noch zehn Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten. Im Gastgewerbe sowie im Gesundheits- und Sozialwesen sind noch 27 beziehungsweise 20 Prozent der Erwerbstätigen aktiv.
Nach 14 Uhr sinkt der Anteil der Menschen, die am Heiligabend arbeiten, auf nur noch sechs Prozent. Im Gesundheits- und Sozialwesen liegt die Quote aber deutlich höher und beträgt 19 Prozent. Sie bleibt auch über die Feiertage auf diesem hohen Niveau.
Am Silvester-Vormittag arbeiten neun Prozent aller Erwerbstätigen. Im Vorjahr waren es 19 Prozent. Nach 14 Uhr sinkt der Anteil auf sechs Prozent. An Neujahr ist es acht Prozent der Erwerbstätigen nicht vergönnt, auszuschlafen, so die Studie.
Besonders Geringverdiener betroffen
Vor allem Geringverdiener müssen an Weihnachten und Silvester arbeiten. Das ist das Ergebnis einer Anfrage von Bundestagsabgeordneten der Linken an die Bundesregierung, über die die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Im Jahr 2022 mussten demnach 3,7 Millionen Arbeitnehmer, also etwa jeder zehnte Beschäftigte, an Sonn- und Feiertagen arbeiten. Etwa 40 Prozent von ihnen verdienten zwischen 1.250 und 2.250 Euro netto im Monat, weitere 20 Prozent weniger als 1.250 Euro. Die meisten arbeiteten demnach im Hotelgewerbe (43,5 Prozent) und in der Gastronomie (41,3 Prozent).
In diesen Branchen werde zudem besonders viel Zusatzarbeit geleistet, so die Zeitung. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung berichte in seiner jüngsten Arbeitszeitrechnung von 303 Millionen Überstunden pro Jahr in Gastgewerbe, Verkehr und Handel. Davon seien 159 Millionen Stunden nicht bezahlt worden.
"Weihnachtliche Plackerei"
Die Linken-Abgeordnete Susanne Ferschl sprach von einer "weihnachtlichen Plackerei" und forderte eine bessere Bezahlung: "Die Ampel muss umschalten und prekärer Beschäftigung und unbezahlten Überstunden klar die rote Karte zeigen." Der Mindestlohn, der ab dem 1. Januar 2024 bei 12,41 Euro liegen wird, müsse auf 14 Euro steigen.
Außerdem müssten wieder mehr Arbeitgeber nach Tarif bezahlen. Darüber hinaus, so Ferschl, müsse die Regierung dafür sorgen, dass alle Firmen die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter elektronisch erfassen.