Ein Mitarbeiter montiert ein Druckwerk.

Konjunkturflaute Wirtschaftsweise geht von mehr Arbeitslosen aus

Stand: 23.12.2024 08:38 Uhr

Die deutsche Wirtschaft hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Deshalb erwartet die Wirtschaftsweise Grimm, dass 2025 die Zahl der Arbeitslosen steigen könnte. Vor allem das verarbeitende Gewerbe sei betroffen.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm rechnet für 2025 mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland. "Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe werden Arbeitsplätze abgebaut", sagte Grimm der Bild-Zeitung. Die etablierten Branchen, in denen Deutschland weltweit führend war, stünden unter Druck, fügte sie hinzu. Nicht jeder werde seinen bisherigen Job behalten können. Da gleichzeitig Unternehmen auch Fachkräfte suchen, werde die Arbeitslosigkeit nur leicht, aber nicht drastisch steigen, erklärte Grimm weiter.

Allerdings würden viele Arbeitnehmer ihr Lohnniveau im Zuge eines Arbeitsplatzwechsels nicht halten können. "Viele werden weniger Geld nach Hause bringen", erklärte die Wirtschaftsprofessorin, die seit 2020 dem Sachverständigenrat der Bundesregierung angehört.

Forderung nach Investitionen

Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung und der Konjunkturerwartungen für das kommende Jahr fordert Grimm zudem ein Wirtschaftsprogramm, um Investitionen in Deutschland anzukurbeln. "Dort, wo zum Beispiel Werksschließungen geplant sind, sollte die Politik dazu beitragen, dass es Neuansiedlungen von Unternehmen gibt", forderte sie. Zudem sei es wichtig, den Strukturwandel in der Wirtschaft zu unterstützen.

Eine staatliche Koordination von Weiterbildungsangeboten wäre eine Option, wenn Arbeitnehmer das Unternehmen oder die Branche wechseln.
Veronika Grimm (Archivbild: 15.05.2024)

Wirtschaftsweise Grimm fordert ein Wirtschaftsprogramm, um Investitionen anzukurbeln.

Grimm kritisierte zudem die ihrer Ansicht nach zu große Nähe von Politik und Wirtschaft, die zu Trägheit und mangelnder Veränderungsbereitschaft in den Unternehmen geführt habe.

2,774 Millionen Arbeitslose

In Deutschland waren im November 2,774 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, 17.000 weniger als im Oktober. Saisonbereinigt entsprach dies allerdings einem Plus von 7.000 Arbeitslosen. Verglichen mit November vergangenen Jahres war die Zahl der Arbeitslosen um 168.000 höher, wie die Bundesagentur für Arbeit ausführte.

Für die deutsche Wirtschaft gibt es reichlich Gegenwind: Auf den Weltmärkten hat China als Wachstumstreiber an Schwung verloren, im Inland steigt die Zahl der Firmenpleiten. Zugleich sind die Exportaussichten für die Industrie trüb, vergleichsweise hohe Energiepreise und Bürokratie belasten den Standort Deutschland.

Kaum Erholung im kommenden Jahr

Die Bundesregierung erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt 2024 das zweite Jahr in Folge leicht schrumpft und erst 2025 um 1,1 Prozent wächst. Die Wirtschaftsweisen dagegen erwarten nur 0,4 Prozent Wachstum im kommenden Jahr. Umso mehr setzen Ökonomen auf Reformen.

"Deutschland befindet sich in einer quälend langen Stagnationsphase", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Auf den strukturellen Problemen bleibe man so lange sitzen, "bis die Politik den großen (Reform-)Wurf wagt".

Der Wahlsieg von Donald Trump und seine Amtseinführung im kommenden Jahr stellen die deutsche Wirtschaft vor zusätzliche Herausforderungen. ING-Ökonom Carsten Brzeski sagte: "Die deutschen Wachstumsaussichten werden stark von der Fähigkeit der neuen Regierung abhängen, die heimische Wirtschaft angesichts eines möglichen Handelskriegs und einer noch strengeren Industriepolitik in den USA zu stärken."

Trump hatte damit gedroht die Zölle auf Importe aus Europa zu erhöhen. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft würde das besonders treffen.