IW-Studie Neun von zehn Haushaltshilfen arbeiten schwarz
Jeder zehnte private Haushalt in Deutschland beschäftigt eine Haushaltshilfe - aber die allermeisten arbeiten ohne Absicherung und Unfallversicherungsschutz. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Offenbar fehlten Anreize zur Anmeldung.
Mehr als 4,3 Millionen deutsche Haushalte haben im Jahr 2021 eine Haushaltshilfe zur Unterstützung etwa beim Putzen oder Einkaufen beschäftigt. Doch nur weniger als zehn Prozent meldeten diese auch bei der Minijobzentrale oder der Sozialversicherung an, teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln mit.
Eine IW-Studie zeige, dass der weitaus größte Teil der Haushaltshilfen schwarz beschäftigt werde. Nach Zahlen der Minijobzentrale vom März 2023 hätten 287.000 Haushalte dort ihre Haushaltshilfe angemeldet, hieß es. In Privathaushalten sozialversicherungspflichtig angestellt waren laut Bundesagentur für Arbeit vom Mai dieses Jahres 45.800 Personen. Schätzungsweise 20.000 weitere arbeiteten laut Studie in durchschnittlich drei Haushalten selbstständig.
"Schattenwirtschaft boomt"
In den übrigen rund 3,94 Millionen Haushalten werde offenbar schwarz gearbeitet, weil eine Anmeldung für beide Seiten immer noch unattraktiv sei, hieß es. "Auch wenn Haushaltshilfen nicht selten viele Jahre im Haushalt arbeiten und ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut wird, möchten Haushalte oft keine vertraglichen Verpflichtungen eingehen", erklärte Studienautor Dominik Enste. Ein Privathaushalt sei für viele kein Arbeitsort wie jeder andere. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder während des Urlaubs der Haushaltshilfe seien "eine ungewohnte und ungewollte Verpflichtung".
Umgekehrt ist es laut Enste für viele Hilfen unattraktiv, Sozialversicherungsabgaben zu zahlen, weil sie keine zusätzlichen Leistungen erhalten. So seien sie über die Familienversicherung krankenversichert oder könnten absehbar keine Rente oberhalb der Mindestsicherung erreichen. Außerdem scheuten sie bürokratische Hürden. "So boomt im und rund um den Privathaushalt weiter die Schattenwirtschaft."
Dabei stützten Haushaltshilfen unter anderem das Pflegesystem, erklärten die IW-Forscher. 2021 habe in fast jedem zweiten Haushalt (47,4 Prozent) mit Pflegebedürftigen eine Haushaltshilfe gearbeitet. Ohne sie wäre die Pflege durch Angehörige zu Hause oft nicht möglich.
"Nicht die Wertschätzung, die sie verdienen"
Die Wissenschaftler forderten deshalb mehr Anreize, um die Schwarzarbeit zu reduzieren. "Haushalts- und Putzhilfen bekommen nicht die Wertschätzung, die sie verdienen", erklärte Enste. "Gerade in der Pflege sähe es ohne ihre Arbeit düster aus. Die Bundesregierung sollte mit einem einfachen Gutscheinmodell, das der Arbeitsminister schon 2021 angekündigt hat, den Arbeitsplatz Privathaushalt attraktiver machen."