Ausschuss beginnt Untersuchung zur Finanzkrise Die US-Banken entschuldigen sich nicht
In der US-Hauptstadt Washington hat ein Ausschuss des Kongresses mit der Untersuchung der Finanzkrise begonnen. Zum Auftakt befragte das Komitee die Chefs großer US-Banken. Diese lehnten eine Entschuldigung für die entstandenen Kosten ab und verteidigten ihre Geschäftspraktiken im Vorfeld der Krise.
Mit der Befragung von Vorsitzenden großer Banken hat der vom US-Kongress eingesetzte Ausschuss zur Untersuchung der Finanzkrise seine Arbeit aufgenommen. Das zehnköpfige Expertenkomitee müsse die Chance nutzen, die Ursachen der Krise schonungslos aufzuklären und so das Vertrauen in den Finanzsektor wiederherzustellen, sagte der Vorsitzende der Financial Crisis Inquiry Commission (FCIC), Phil Angelides, zum Auftakt der ersten Sitzung.
Der frühere kalifornische Finanzminister warnte zugleich davor, die Lektionen der Geschichte zu missachten: "Sonst werden wir den Sektor irgendwann erneut retten müssen."
Keine Entschuldigung für entstandene Verluste
Die Top-Banker entschuldigten sich zunächst nicht für die Verluste, die sie für Steuerzahler und Kunden mit der Ausgabe von giftigen Wertpapieren verursacht hatten. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein erklärte, dass sein Institut im "Strudel des Marktes" gefangen gewesen sei. Goldman habe lediglich die Wünsche seiner professionellen Investoren nach hohen Risiken erfüllt. Er bedauere die Folgen der Krise. Bei seiner Anhörung unterbrach er mehrmals barsch den Ausschussvorsitzenden.
Eine formelle Entschuldigung der Banker forderte aber US-Präsidialamtssprecher Robert Gibbs. Einige Bankenchefs agierten, als ob sich seit der Finanzkrise nicht verändert habe, sagte er.
JP-Morgan-Chef räumt Mitschuld ein
Auch die Chefs der anderen Großbanken verteidigten vor dem Gremium ihre Geschäftspraktiken. Darunter JP-Morgan-Chef Jamie Dimon, Morgan-Stanley-Chef John Mack und Brian Moynihan, Chef der Bank of America.
Dimon gestand vor dem Ausschuss eine Mitschuld seines Unternehmens an der Krise ein: "Auch wenn wir gestärkt aus der Krise hervorgehen, haben wir wie andere auch Fehler gemacht." Goldman-Sachs-Chef Blankfein wertete es als Schlüsselversäumnis, die Bewertung von Investmentrisiken an externe Ratingagenturen ausgelagert zu haben. Der Sektor müsse dringend seine Verfahren zur Risikoabwägung stärken, forderte er.
Untersuchung nach Vorbild aus den 1920er-Jahren
Der Untersuchungsausschuss wurde in Anlehnung an die Pecora-Kommission eingesetzt, die den Crash an der Wall Street im Jahr 1929 untersuchte. Ihre Ergebnisse führten damals zur Schaffung der Börsenaufsicht SEC und anderen Reformen.
Heute müssen Vertreter von Regierung und Behörden vor aus dem Ausschuss aussagen: Justizminister Eric Holder, die Chefin der Börsenaufsicht SEC, Mary Schapiro, und die Vorsitzende des staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC, Sheila Bair. Die Ergebnisse der Befragungen sollen dem Kongress und US-Präsident Barack Obama spätestens am 15. Dezember 2010 übergeben werden.
Obama holt sich zusätzliche Milliarden der US-Banken
Obama wird nach Angaben des Präsidialamts heute eine neue Abgabe für die US-Finanzbranche ankündigen. Die Regierung will damit bis zu 120 Milliarden Dollar einnehmen und so die Verluste aus dem Rettungsprogramm Tarp ausgleichen. Obama will zudem mit einer Reform verhindern, dass das Finanzsystem erneut an den Rande des Zusammenbruchs gerät.