Ergebnisse des Stresstests Wie fit sind Europas Banken?
Heute werden die Ergebnisse des europäischen Bankenstresstests vorgestellt. Im Fokus stehen einmal mehr die italienischen Banken. Aber auch ein deutsches Institut gilt als angeschlagen.
Wie stabil sind die 50 größten europäischen Banken wenn es zu heftigen Turbulenzen am Finanzmarkt kommt?
Seit Januar 2018 untersuchen die Europäische Bankenunion und die Europäische Zentralbank (EZB) wie europäische Banken am Stichtag 31.12.2017 dastanden. Und wie gut die Kreditinstitute für einen starken Wirtschaftsabschwung und die damit verbundenen Unsicherheiten vorbereitet sind.
Seit Januar 2018 untersuchen die Europäische Bankenunion und die Europäische Zentralbank (EZB) wie europäische Banken am Stichtag 31.12.2017 dastanden.
Jedes Land hat anderes Szenario
Das Krisenszenario beim Test sieht so aus: die Immobilienpreise sinken um mehr als 27 Prozent , die Kurse von Staatsanleihen brechen ein, das Kreditausfallrisiko sowie die Arbeitslosigkeit steigen und die Wirtschaftsleistung sinkt drei Jahre lang rapide.
Damit der Test auch tatsächlich Stress für die Banken bedeutet, gibt es länderspezifische Krisenszenarien. Für die boomende Bundesrepublik wurde ein Abschwung von 10,1 Prozentpunkten angenommen. Beim ohnehin kriselnden Italien reichten den Testern 6,1 Prozentpunkte.
"Der Stresstest ist wie eine Hauptuntersuchung beim Auto", erklärt der CSU-Europapolitiker Markus Ferber den zweijährlichen Banken-TÜV. "Die Mängelliste, die die EZB jetzt aufgestellt hat, muss zügig abgearbeitet werden."
Böse Erinnerungen an den Stresstest 2016
Beim Bankenstresstest vor zwei Jahren reagierten die europäischen Börsen am Montag darauf mit herben Kursverlusten. Zu den Dax-Verlierern gehörten damals Commerzbank und Deutsche Bank, weil sie den Stresstest 2016 zwar bestanden, aber schwach abschnitten.
Mit einem Kursverlust von mehr als acht Prozent gehörte damals die italienische Bank Unicredit zu den größten Verlierern. Die Unicredit-Aktie wurde damals sogar zeitweise vom Handel ausgesetzt.
Italiens Banken im Fokus
Der Stresstest 2016 offenbarte nach Einschätzung Ferbers "den extrem maroden Zustand des italienischen Bankensektors". Auch diesmal stehen deshalb die italienischen Banken im Fokus. Sie leiden weiterhin an einer hohen Quote ausfallgefährdeter Kredite in einer Gesamthöhe von 159 Milliarden Euro. Kredite gelten dann als faul, wenn ihre Rückzahlung 90 Tage oder länger überfällig ist.
Der CSU-Politiker Ferber fürchtet um Italiens Banken.
Die Schuldenpolitik der neuen Regierung in Rom trifft Italiens angeschlagene Kreditinstitute zusätzlich. Denn die italienischen Banken besitzen im europäischen Vergleich außergewöhnlich viele Staatsanleihen. Deren Kurswert sinkt wegen des mangelnden Vertrauens. Gleichzeitig steigen die Risikoaufschläge.
Nord LB angeschlagen?
Doch auch in Deutschland gibt es Problemfälle: Acht Banken mussten sich dem Stresstest stellen. Wegen ihres vergleichsweise geringen Eigenkapitals gilt die Nord LB als angeschlagen.
Und selbst wer beim Stresstest solide abschneidet, kann sich nicht in Sicherheit wiegen: Die sechstgrößte Bank Spaniens lag beim letzten Test im oberen nationalen Mittelfeld. Ein Jahr später wurde sie von der EZB faktisch für pleite erklärt und für einen Euro an die Banco Santander verkauft.
EU-Kommission konnte sich nicht durchsetzen
Wenn allerdings eine Bank zu groß ist, um Scheitern zu dürfen, führt weiterhin kein Weg an der Rettung durch Steuergelder vorbei. Bei einer Gesamtsumme von mehr als 650 Milliarden an faulen Krediten in der Eurozone ist das Risiko erheblich.
Zumal die Staats-und Regierungschefs der EU sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt haben, dass die Banken sich keinen Stress beim Abbau von Problemkrediten machen sollen. Drei Jahre können sie sich Zeit nehmen, um Rückstellungen für neue ausfallgefährdete Kredite zu bilden. Die EU-Kommission hatte einen knapperen Zeitraum von zwei Jahren vorgeschlagen - der Banken-Stresstest droht deshalb zur Trockenübung degradiert zu werden.