Nach EU-Entscheidung zur Boni-Deckelung Am Finanzplatz London macht sich Angst breit
Nachdem sich die EU auf eine Deckelung der Boni für Banker geeinigt hat, macht sich am Finanzplatz London Angst breit: Kehren jetzt die internationalen Geldhäuser Großbritannien den Rücken? Die Regierung von Premier Cameron bekommt nun den Druck aus der Bankenbranche zu spüren.
Von Barbara Wesel, ARD-Hörfunkstudio London
Das Timing hätte nicht passender sein können: Das Pleiteinstitut Royal Bank of Scotland (RBS) veröffentlichte gerade heute seine Zahlen für 2012 - und die sind rot: Fünf Milliarden Pfund an Verlusten ließen schon am Morgen die Aktie abrutschen.
Die Bank musste nach der Finanzkrise 2008 von den Steuerzahlern gerettet werden und gehört ihnen heute zu 80 Prozent.
Trotz der tiefroten Zahlen aber und obwohl sie in mehrere teure Skandale verstrickt war sowie noch Schulden aus der Vergangenheit abarbeitet, zahlt die RBS für das vergangene Jahr ihren Beschäftigten Boni in Höhe von mehr als 700 Millionen Pfund. Kommt da die Neuregelung aus Europa nicht gerade recht?
"Wir brauchen flexible Regelungen"
Premierminister David Cameron hält sich bedeckt, was die endgültige Haltung seiner Regierung angeht: "Wir haben in Großbritannien internationale Großbanken, die hier ansässig sind und die Zweige und Aktivitäten in der ganzen Welt haben. Wir müssen sicherstellen, dass Regelungen aus Brüssel flexibel genug sind, damit diese Banken weiter im internationalen Wettbewerb Erfolg haben können."
Seine Regierung müsse genau überlegen, wie sie sich beim Finanzministertreffen nächste Woche verhalte.
Negative Folgen für die City?
Die Sorge ist klar: Die internationalen Banken könnten nach New York oder Singapur abziehen, wenn ihre Boni in London begrenzt werden. City-Vertreter wie Bankenexperte Chris Roebuck sind total gegen die Regelung aus Brüssel. Der Finanzsektor und die City von London, die zwölf Prozent des Geldes in der Staatskasse erwirtschaften, könnten darunter leiden.
Großbritannien müsse alles tun, um sich gegen die Bonusdeckelung zu wehren. Er rechtfertigt das Bonussystem folgendermaßen: "Bankerboni sind wie Vertreterkommissionen, etwa bei Autohändlern. Sie haben ein niedriges Basisgehalt und bekommen einen Bonus nur, wenn sie die Leistungen erbracht haben."
So ist das in der Theorie. Faktisch sind auch die Grundgehälter im Finanzsektor schon stattlich. Und in der Vergangenheit wurden bereits Millionen Boni noch an jeden ausscheidenden Skandalbanker gezahlt. Wie passt das Märchen von den leistungsbezogenen Boni zusammen mit den mehr als 700 Millionen, die jetzt an die RBS Beschäftigten ausgeschüttet werden, obwohl die Bank tiefrote Zahlen schreibt? "Die Boni bedeuten, dass diese Leute die Bank in der Zukunft aus ihrer schlechten Lage heraus ziehen können", sagt Roebuck - also wieder Geld für künftige Leistungen.
"Die Amerikaner müssen nachziehen"
Die City wird die Regierung nach Kräften unter Druck setzen, um der EU-Regelung die Zähne zu ziehen. Andere Finanzmarktspezialisten, wie Ex-Goldman-Sachs-Banker Ralph Silva sehen einen "Bonus Cap" als nützliche und notwendige Maßnahme: "Das ist nicht perfekt, aber ein Anfang. Ein Problem ist: Sie begrenzen die Boni nach einem Prozentsatz des Gehaltes - also kann man die Gehälter erhöhen. Außerdem müssen wir das global betrachten." Die Amerikaner müssten nachziehen - "oder wir werden viele Banker an den US-Markt verlieren", fügt er hinzu.
Am nächsten Dienstag werden die EU-Finanzminister in Brüssel das nächste Kapitel in dieser Saga schreiben.