Talfahrt an den Börsen Was sollen Anleger nach dem Kurseinbruch tun?
Lange Zeit machten sich Anleger kaum Sorgen, die Kurse gingen stetig aufwärts. Doch nun folgte der Realitätscheck. Worauf sie nach den Börsenturbulenzen achten sollten.
Was, wenn die Wirtschaftslokomotive der Welt ausfällt? Eine Frage, die sich Anlegerinnen und Anleger lange nicht gestellt haben. Denn die jüngste Börsen-Rally verdrängte alle Sorgen. Doch dann kam er am Montag: der Realitätscheck, der lange fällig war.
Wer an der Börse investiert, weiß oder sollte wissen: Eines Tages endet jede Rally. Und so ist es auch dieses Mal gewesen. Vor allem Technologie-Aktien kamen unter die Räder, aber die waren auch besonders stark gestiegen in den vergangenen Monaten.
Experten sehen "gesunde Korrektur"
Wer an der Börse Geld verdienen will, muss mit Talfahrten leben können. Denn die Börse ist keine Einbahnstraße. Nervosität darf man haben. Aber Panik? Nein. Dafür gibt es derzeit auch keinen Grund, sagt Börsen-Experte Jürgen Molnar von Robomarkets: "Das ist für mich eine gesunde Korrektur, auch wenn sie jetzt größer ausgefallen ist." Die meisten Experten hätten eine solche Korrektur bereits erwartet. "Jetzt ist sie gekommen - für einige dann überraschend schnell und heftig", so Molnar.
Langfristig sind so genannte "Diamond Hands" an der Börse gefragt. Das bedeutet: Seine Investments zu halten, auch wenn der Leidensdruck gestiegen ist. Sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Und ein breit angelegtes Portfolio aufzubauen statt alles auf eine Karte zu setzen. Denn Verluste entstehen erst dann, wenn man verkauft. Bis dahin stehen sie erst einmal nur auf dem Papier.
Große Verluste oft am Montag
Oft passiert solche massiven Verluste gerade montags. Die Börsengeschichte ist voll von solchen Beispielen. Doch dem folgt häufig ein weiteres Phänomen: Der "Turnaround Tuesday". Dann kommt die Wende, das Umkehrsignal nach einem starken Abverkauf.
Der Nikkei in Japan ist das beste Beispiel: Montag legte der Index einen echten Crash von gut zwölf Prozent hin, und das erstmals seit 1987. Dienstag hingegen steigen die Kurse in Tokyo wieder massiv. Vor allem Rezessionsängste in den USA sowie Sorgen um die Abwicklung von Yen-finanzierten Investitionen hatten den Kurseinbruch ausgelöst. Dem steilen Absturz folgte mit einem Plus von mehr als zehn Prozent ein ähnlich steiler Anstieg.
Und auch der DAX rappelt sich langsam wieder auf. Nach einem Einbruch um bis zu fast 1.500 Punkte in nur drei Börsentagen ist der freie Fall erst einmal beendet. Gegen Mittag lag der deutsche Leitindex zwar leicht im Minus bei etwa 17.323 Punkten. Er handelte damit aber doch deutlich über dem Tief vom Vortag, als er gar unter die Marke von 17.000 Zählern zu fallen drohte.
"Die Kurse sind gestern so stark gefallen, weil die Anleger zeitweise ihre Nerven verloren haben", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Nach der Panik gebe es nun eine erste Beruhigung. Auch wenn es das Rezessionsgespenst wieder zurück auf das Parkett geschafft habe, finde diese Furcht vor einem wirtschaftlichen Abschwung momentan nur in den Köpfen der Anleger statt. Wirklich belastbare Beweise gebe es nicht.
Welche Regeln gelten für das Investieren?
Und was sollten Anlegerinnen und Anleger nun tun? Es gelten ein paar einfache, bewährte Regeln für das Investieren, sagt Margarethe Honisch, Anlage-Expertin von Fortunalista: "Grundsätzlich gilt, dass man nur das Geld investiert, auf das man momentan und auch in den kommenden Jahren verzichten kann." Idealerweise habe man also Rücklagen, auf die man zurückgreifen könne. "Und natürlich kann ich an der Börse gute Renditen erzielen. Aber dafür muss ich bereit sein, diese schwierigen Phasen tatsächlich auszuhalten", so Honisch. Denn diese Phasen kämen immer wieder, und keiner könne sagen, wann sie kommen und wie lange sie dauern.
Die Märkte können auch in den nächsten Tagen noch schwanken. Denn es ist Sommer. Der August gilt ohnehin als einer der schwächsten Börsenmonate im Jahr. Die Umsätze sind geringer als gewöhnlich - dann können auch größere Ausschläge weiterhin auftreten. Aber hier gilt: In der Ruhe liegt die Kraft.