Anlageformen Anleihen: Sicherer Hafen für Anlagen
Anleihen, auch Renten genannt, stehen bei Privatanlegern zu Unrecht im Schatten von Aktien oder Aktienfonds. Sowohl in Sachen Sicherheit als auch bei der Rendite können Anleihen, ob einzeln oder innerhalb von Rentenfonds gekauft, Aktien durchaus das Wasser reichen.
Bei einer Anleihe handelt es sich um einen Schuldschein. Der Schuldner, der die Anleihe begibt, verschuldet sich beim Käufer der Anleihe. Der Nennwert, in der Regel 100, drückt den Preis aus, zu dem die Anleihe zurück gezahlt wird. Der Kupon benennt die Verzinsung, die die Anleihe abwirft. In der Realität ist der Anleger, ähnlich wie bei Aktien, nur selten im physischen Besitz einer Anleihe.
Anleihen kann man wie Fonds über die meisten Filial- und Direktbanken kaufen. Bei der Bundeswertpapierverwaltung können Anleger außerdem kostenlose Depots für Bundesanleihen eröffnen.
So funktioniert eine Anleihe
Nehmen wir eine normale Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Kupon von fünf Prozent. Die Ein- und Auszahlungen je Stück Rentenpapier mit einem Nominalwert von 100 Euro sehen wie folgt aus:
Zeit | Zahlungen |
---|---|
0 | -100 |
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr |
5 5 5 5 105 |
Am Anfang (Zeitpunkt 0) bezahlt man 100 Euro für eine Anleihe, deshalb steht dort vor der 100 ein Minus. Danach bekommt man in den ersten vier Jahren jeweils fünf Euro ausgeschüttet, da ja der Kupon der Anleihe fünf Prozent des Nennwertes beträgt (fünf Prozent von 100 = 5 Euro). Im Jahr 5 bekommt der Anleiheninhaber 105 Euro ausgezahlt. Der Schuldner zahlt nämlich seine Schulden plus den Kupon von fünf Prozent zurück.
Auch Anleihekurse schwanken
Der Käufer der Anleihe, also der Gläubiger, muss aber nicht unbedingt den Nennwert an den Schuldner zahlen. Der Kaufpreis (oder auch der Marktwert) ist abhängig von dem Verhältnis des aktuellen Marktzinses und dem Zinskupon der Anleihe, die der Schuldner festgelegt hat. Ist der Marktzins höher als der Kupon, so muss der Anleihenkäufer weniger zahlen und umgekehrt. Liegt der Kupon etwa bei fünf Prozent, der Marktzins steigt jedoch auf rund sechs Prozent, dann fällt der Kurs der Anleihe. Der Käufer kann dann mit einer Rendite von etwa sechs Prozent rechnen. Die Anpassung erfolgt allerdings bei Anleihen unterschiedlicher Emittenten in unterschiedlicher Höhe.
Die Modalitäten der Zinszahlungen
Die zeitliche Abfolge der Zinszahlungen und deren Höhe sind für den Preis eines Rentenpapiers von großer Bedeutung. So gibt es Anleihen, bei denen über die gesamte Laufzeit hinweg keine Zinszahlungen erfolgen und erst am Ende der Laufzeit die Rückzahlung der Schulden einschließlich der angesammelten Zinsen erfolgt. Das sind die Null-Kupon-Anleihen oder auch Zero-Bonds. Im Normalfall erhält der Anleger seine Zinsen einmal im Jahr. Die Höhe der Zinszahlungen richtet sich bei neu aufgelegten Anleihen vorwiegend nach dem aktuellem Zinsniveau auf den Finanzmärkten.
Die Laufzeit einer Anleihe
Ein Schuldner legt bei der Herausgabe einer Anleihe genau fest, über welchen Zeitraum er sich verschulden möchte. Da dies von Schuldner zu Schuldner unterschiedlich sein kann, gibt es am Rentenmarkt auch Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit. Sie reichen von einem Jahr bis hin zu 30 oder mehr Jahren. Die einjährigen werden auch "kurzfristige Anleihen" genannt. Anleihen mit einer Laufzeit bis zu acht Jahren "mittelfristige" und Anleihen, die länger laufen sind sogenannte Langläufer.
Die "Langläufer" werden meist dann aufgelegt, wenn mit einem steigenden Zinsniveau gerechnet wird. Dann wollen sich die Schuldner das niedrige Niveau für einen möglichst langen Zeitraum sichern. Bei Langläufern kommt es daher im Laufe der Zeit zu heftigen Kursveränderungen.
Rendite gegen Risiko
Auch Rentenpapiere bergen ein gewisses Risiko. Gerät der Emittent einer Anleihe etwa in Zahlungsschwierigkeiten, steigt die Gefahr, dass er seine Zinszahlungen an den Anleihebesitzer nicht zahlen kann. Bei Konkurs besteht sogar das theoretische Risiko, dass die Rückzahlung der Anleihe am Laufzeitende gefährdet ist. Der Markt, in diesem Fall der Anleihemarkt, regelt dieses Risiko über eine entsprechende Prämie – nämlich die Rendite des jeweiligen Papiers. Sehr sichere Anleihen, wie sie etwa von Staaten heraus gebracht werden, gelten als überaus sicher und werfen daher nur eine relativ geringe Rendite ab. Ausnahmen sind dabei allerdings Staatsanleihen von Ländern, die selbst vom Zahlungsausfall bedroht sind, wie etwa griechische oder vor einigen Jahren argentinische Anleihen.
Ist ein Unternehmen der Emittent, wird es für Anleihe-Käufer spannend. Zinskupons, die bei zwei bis drei Prozent über den von deutschen Staatsanleihen liegen, sind selbst für Großunternehmen wie die Deutsche Telekom im Jahr 2002 an der Tagesordnung gewesen. Damit werden Käufer für das Risiko belohnt, einem bereits hoch verschuldeten Unternehmen weitere Mittel zur Verfügung zu stellen.
Die aktuelle Kreditwürdigkeit von Unternehmen und auch von Staaten bewerten international anerkannte Rating-Agenturen, insbesondere "Standard & Poor's", "Moody's" oder "Fitch". Je nachdem, wie ein Unternehmen und seine Bonität eingeschätzt wird, fällt der Zinskupon einer Anleihe aus. Bei hochspekulativen Anleihen, so genannten "Junk Bonds", kann ein Zahlungsausfall jederzeit drohen. Spekulative Anleger belohnt das Investment allerdings auch mit den höchsten Zinsen im Anleihemarkt.