Corona-Krise Milliardenverlust bei der Lufthansa
Die Flugbranche steckt insgesamt in einer existenziellen Krise. Deshalb kommen Gerüchte über einen unmittelbar bevorstehenden Einstieg der öffentlichen Hände bei der Kranichairline nicht wirklich überraschend. Denn die Corona-Krise hat in der Bilanz der Lufthansa tiefe Spuren hinterlassen.
Überraschend hat der Dax-Konzern am Donnerstag kurz vor dem Ende des regulären Xetra-Handels seine Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Diese zeigen ein tristes Bild, das sich aber bereits deutlich abgezeichnet hat, nachdem der Flugbetrieb wegen der Corona-Krise größtenteils eingestellt werden musste.
Operativ (bereinigtes Ebit) wurde ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro eingeflogen. Im Vorjahr hatte das Minus in dem traditionell schwachen Quartal zu Jahresbeginn noch 336 Millionen Euro betragen. Allein im März habe man knapp 1,4 Milliarden Euro Umsatz verloren, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in einer Pflichtmitteilung an die Börse mit. Im gesamten Quartal lagen die Erlöse mit 6,4 Milliarden Euro in ähnlicher Größenordnung unter dem Vorjahreswert von 7,8 Milliarden Euro.
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Aktie so tief wie seit 2009 nicht mehr
Die Zahlen wurden kurz vor Börsenschluss überraschend veröffentlicht. Das LH-Papier schloss im regulären Xetra-Handel 0,56 Prozent leichter bei 7,81 Euro. Auf diesem Niveau stand das Papier zuletzt im Krisenjahr 2009. Noch 2017 war es der erfolgreichste Dax-Wert mit Kursen über 30 Euro, nun droht sogar der Abstieg aus dem deutschen Leitindex. Die nächste Überprüfung des Index findet im Juni statt.
Der Staat unmittelbar vor dem Einstieg
Aktuell verfüge Lufthansa nach erneuten Kreditaufnahmen insgesamt über 4,4 Milliarden Euro flüssige Mittel, die allerdings in den "nächsten Wochen" deutlich zurückgehen werden, hieß es weiter. "Der Konzern rechnet nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können."
Lufthansa steckt den Angaben zufolge daher "in intensiven Verhandlungen" mit den Regierungen der Airline-Heimatländer Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien. Es geht um verschiedene Finanzierungsinstrumente, um kurzfristig die Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Neben Bürgschaften, Krediten und stillen Beteiligungen wird auch über direkte Staatsbeteiligungen diskutiert. Die Gespräche dauerten an. Der Lufthansa-Vorstand zeigte sich zuversichtlich, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen.
Insider berichteten, dass die Lufthansa Anfang nächster Woche ein staatliches Hilfspaket von bis zu zehn Milliarden Euro schnürt. Dann dürfte auch die Entscheidung klar sein, wie die Aufteilung zwischen Eigen- und Fremdkapital genau aussieht, berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters" unter Berufung auf Insider.
Die Mittel kommen demnach aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes, aus staatlich besicherten KfW-Krediten und von Regierungen Österreichs, Belgiens und der Schweiz. Die Lufthansa, die staatliche Förderbank KfW und die Bundesregierung kommentierten das nicht.
"Die genauen Anteile der einzelnen Finanztöpfe sind aber noch im Fluss", sagte ein Eingeweihter. An anderer Stelle hieß es, generell könne man auch damit rechnen, dass die Altaktionäre bluten müssten, in Form von Verwässerung der Aktien. Denn politisch sei es nicht durchsetzbar, der Lufthansa nur Kredite zu geben ohne am Eigenkapital beteiligt zu sein. "Staatshilfe muss bitter schmecken."
rm/dpa/rtr