EU genehmigt Eisenbahnfusion Alstom übernimmt Bombardier
Es ist eine milliardenschwere Übernahme: Die EU erlaubt die Fusion der Eisenbahnhersteller Alstom und Bombardier. Dadurch entsteht ein neues europäisches Schwergewicht auf dem internationalen Markt. Jedoch auf Kosten einiger Beschäftigter.
Die EU-Kommission erlaubt den Zusammenschluss des französischen Bahntechnik-Konzerns Alstom mit der Zugsparte des kanadischen Unternehmens Bombardier. Die Kommission habe das Vorhaben "rasch prüfen und genehmigen" können, teilte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit.
Der Zusammenschluss erfolgt allerdings unter Auflagen der EU-Kommission. So müssten Vermögenswerte von Bombardier abgegeben werden. Das betrifft unter anderem den Anteil von Bombardier an einer Kooperation zu einem Hochgeschwindigkeitszug mit dem japanischen Konzern Hitachi.
Produktionsanlagen in Deutschland werden verkauft
Auch müssten Teile von Bombardier-Produktionsstandorten verkauften werden. Das betrifft das französische Bombardierwerk in Reichshoffen und das deutsche Werk in Hennigsdorf bei Berlin.
Beim Standort Hennigsdorf geht es im Detail um den Verkauf von Fertigungsanlagen für den Zug Talent 3. Wie viele Arbeitsplätze vom Verkauf der Anlagen betroffen sind, konnte ein Sprecher gegenüber tagesschau.de nicht beziffern. Dafür müsse man die Gespräche mit potenziellen Käufern abwarten.
Nach früheren Angaben beschäftigen Alstom und Bombardier zusammen mehr als 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland. Bombardier-Produktionsanlagen am Standort Hennigsdorf bei Berlin zu verkaufen.
Blick auf das Verwaltungsgebäude vor dem Bombardier-Werk in Hennigsdorf. Teile der Fertigungsanlagen werden verkauft.
Um Bedenken der EU-Kommission gegen die Übernahme auszuräumen, hatten Alstom und Bombardier den Verkauf der Werke zuvor angekündigt und damit Befürchtungen von Gewerkschaften bestätigt.
Zweitgrößter Eisenbahnhersteller der Welt
Beide Unternehmen gehören zu den Weltmarktführern im Schienenverkehr. Mit der milliardenschweren Übernahme entsteht der zweitgrößte Eisenbahnhersteller der Welt.
Alstom ist vor allem durch den Bau der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge bekannt. Sein größtes Werk betreibt der Konzern in Deutschland. Bombardier ist der wichtigste Zullieferer der Deutschen Bahn.
Für die Übernahme war ein Kaufpreis von 5,8 bis 6,2 Milliarden Euro vereinbart worden. Das Geschäft soll im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen werden.
Ähnliche Übernahme war zuvor gescheitert
Alstom war 2019 nach Bedenken der EU-Wettbewerbshüter mit einer Fusion gescheitert. Damals wollte das Unternehmen die Zugsparte von Siemens übernehmen. Die Bundesregierung als auch die französische Regierung hatten sich danach enttäuscht über die Entscheidung der EU-Kommission gezeigt.
Zur aktuellen Entscheidung äußerte sich Berlin nur in knappen Worten. Man nehme die Entscheidung zur Kenntnis, wird etwa das Wirtschaftsministerium von der Nachrichtenagentur dpa zitiert.
Zuletzt hatte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire politischen Druck aufgebaut. Er hatte vor einer Verhinderung der Übernahme gewarnt. Der Aufbau europäischer Spitzenreiter müsse ermöglicht werden, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.