Fusion Siemens-Alstom Darum fürchtet Europa Chinas Züge
Mit der Bahnfusion von Siemens und Alstom wollen die Konzerne der Konkurrenz aus China Paroli bieten - vor allem dem neuen chinesischen Branchenriesen CRRC. Warum aber fürchtet Europa chinesi
Chinas Staatsmedien waren in Feierlaune. Seit einer Woche lässt China seine Hochgeschwindigkeitszüge wieder mit voller Kraft fahren. Von Peking nach Shanghai sind die Züge wieder mit 350 Kilometern pro Stunde unterwegs. Und das fast durchgängig. 4 Stunden, 28 Minuten für mehr als 1300 Kilometer.
Die neuen Züge heißen "Fuxing", übersetzt Wiedergeburt. Ein beliebter Slogan von Xi Jinping. Chinas Präsident meint damit den Wiederaufstieg seiner Nation an die Weltspitze.
Hochgeschwindigkeit ist politisch gewollt
Die politische Führung liebe Geschwindigkeit, erklärt Zhao Jiang, Bahnexperte an der Pekinger Jiaotong Universität: "Es heißt, dass Xi Jinping den größten chinesischen Zughersteller besucht und gefragt hat, ob die Züge nicht eigentlich 350 Kilometer pro Stunde fahren könnten. Wirtschaftlich macht das keinen Sinn, politisch ist es aber gewollt."
Die Konkurrenz aus China macht Europa nervös. 2015 fusionierten die beiden größten staatlichen chinesischen Zughersteller, um gemeinsam den Weltmarkt zu erobern. Und die Zahlen lassen sich sehen: Der fusionierte Zughersteller CRRC gab seinen Umsatz im Jahr 2016 mit 30,5 Milliarden Euro an. Zum Vergleich: Siemens und Alstom kommen zusammen auf 15,2 Milliarden Euro - knapp die Hälfte.
Zweifel an Exportmöglichkeiten
Ob Chinas Hochgeschwindigkeitszüge als Exportschlager taugen - Zhao Jiang ist skeptisch: "Die meisten Länder haben doch gar keinen Markt dafür. Hochgeschwindigkeitszüge können nur Menschen transportieren. Sie taugen nicht fürs Cargo-Geschäft", meint der Bahnexperte. Deshalb hätten nur Länder mit einer hohen Bevölkerungsdichte ein wirtschaftliches Interesse, Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen. "Ich sehe da gar kein anderes Land als China. Indien ist noch zu arm."
Früher bestellte China Hochgeschwindigkeitszüge bei Siemens oder in Japan. Heute bauen sie das meiste selbst. Und die Deutsche Bahn kauft mittlerweile gerne Ersatzteile wie Radsätze in China, weil sie hier billiger sind.
Zugverspätungen gibt es nicht
Selbst europäische Bahnexperten zweifeln nicht daran, dass auch Züge aus China qualitativ hochwertig und konkurrenzfähig sind. In knapp drei Jahren soll die nächste Generation der chinesischen Hochgeschwindigkeitszüge 400 Kilometer pro Stunde erreichen. China hat das passende Schienennetz dafür - das mit Abstand größte der Welt. Bis 2020 sollen es 30.000 Kilometer sein.
Und es gibt kaum Strecken, wo ein Hochgeschwindigkeitszug mit 130 Stundenkilometern unterwegs sein muss, wie in Deutschland. Selbst kleinere Städte in China haben gigantische Bahnhöfe. Zugverspätungen gibt es so gut wie gar nicht. Die Infrastruktur in China ist schon jetzt Weltspitze.