Januar 2012 Frankreich und der EFSF verlieren das Top-Rating
Trotz der abflauenden Konjunktur blickt Deutschland auf ein Rekordjahr zurück: Die Arbeitslosenzahl sinkt auf den niedrigsten Stand seit 1991. Die Autoindustrie verbucht einen Exportrekord. Die EZB beruft überraschend den Belgier Praet statt des deutschen Kandidaten Asmussen als neuen Chefvolkswirt.
02. Januar 2012: Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland ist nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2011 zum ersten Mal über die Marke von 41 Millionen gestiegen. Der Benzinpreis erreichte 2011 ebenfalls eine neue Rekordmarke.
03. Januar 2012: Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht die Zahlen für 2011: Die Arbeitslosenzahl sank im Jahresdurchschnitt auf weniger als drei Millionen und damit auf den niedrigsten Stand seit 1991. Die Autoindustrie zieht ebenfalls eine positive Bilanz des abgelaufenen Jahres: Die Hersteller steigerten ihren Absatz in Deutschland deutlich auf 3,17 Millionen Pkw. Der Belgier Peter Praet wird neuer Chefvolkswirt der EZB und tritt damit die Nachfolge des zurückgetretenen Jürgen Stark an.
04. Januar 2012: Die Banken deponieren über Nacht eine neue Rekordsumme von 453,2 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank - ein Indiz für das weiterhin enorme Misstrauen der Banken untereinander. Die Bundesregierung wertet die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen eine Berufung des deutschen Kandidaten Jörg Asmussen als Chefvolkswirt nicht als Schlappe.
05. Januar 2012: Der griechische Premier Papademos warnt vor einer unkontrollierten Staatspleite seines Landes. Frankreich platziert erfolgreich Anleihen über acht Milliarden Euro. Die CSU will Schuldenstaaten weiter mit dem Rauswurf aus der Eurozone drohen - obwohl EFSF-Chef vor der Partei erklärt, dies sei rechtlich gar nicht möglich.
06. Januar 2012: In Brüssel beraten seit heute Beamte die Details der geplanten Fiskalunion. Das neue EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen verteidigt die Anleihenkäufe der Notenbank gegen Kritik. Mit Fitch stuft nun auch die letzte der drei großen US-Ratingagenturen Ungarn auf Ramschniveau ab - gepaart mit massiver Kritik an der Regierung Orban. Die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember deuten verstärkt auf eine Konjunkturerholung hin.
09. Januar 2012: Chrysler hat seine tiefe Krise überwunden und präsentiert sich auf der Detroit Motor Show optimistisch. Deutschland muss bei einer Anleihenauktion nicht nur keine Zinsen zahlen, sondern bekommt Geld fürs Geldleihen. Allen Diskussionen zum Trotz sprechen sich Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone aus.
10. Januar 2012: Die FDP stellt sich bei der Finanztransaktionssteuer gegen Kanzlerin Merkel, die sich notfalls auch offen für eine Einführung der Steuer nur in der Euro-Zone ausgeprochen hatte. Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas blicken die Hersteller von Unterhaltungselektronik zuversichtlich in die Zukunft. Trotz Schuldenkrise, Sparpaketen und Rezessionsangst fällt der Rückblick auf 2011 für viele Branchen positiv aus.
11. Januar 2012: Italiens neuer Ministerpräsident Monti kommt zu seinem Antrittsbesuch nach Berlin und Kanzlerin Merkel lobt die Sparanstrengungen seiner Regierung. Die deutsche Wirtschaft blickt zum zweiten Mal in Folge auf ein Boom-Jahr zurück, wie die Statistiker zeigen. Zum Jahresende gab es jedoch den ersten Dämpfer. DGB-Chef Sommer fordert Gehaltssteigerungen und verweist darauf, dass der Konsum eine Stütze der Konjunktur sei.
12. Januar 2012: Im hoch verschuldeten Italien will Regierungschef Monti schärfer gegen Steuerhinterziehung vorgehen. Italien und Spanien sorgen mit der erfolgreichen Platzierung neuer Staatsanleihen für einen Lichtblick in der Euro-Krise.
13. Januar 2012: Die EU und der IWF setzen Ungarn gemeinsam unter Druck, das umstrittene Zentralbankgesetz wieder zurückzunehmen. Italien setzt auch seine dreijährigen Anleihen ab - zu niedrigeren Zinsen als zuletzt. Aus Griechenland gibt es eher Rück- als Fortschritte zu vermelden. Frankreich und Österreich verlieren ihre Top-Bonität AAA bei der Ratingagentur S&P, sieben weitere Euro-Länder werden herabgestuft.
15. Januar 2012: Standard & Poor's steht wegen der Herabstufung der Euro-Länder in der Kritik.
16. Januar 2012: Nach der S&P-Herabstufung für die Euro-Länder folgt die erwartete Herabstufung für den Euro-Rettungsschirm EFSF: Den bewertet S&P jetzt nur noch mit AA+ statt mit der Bestnote AAA. Derweil geht die Debatte über die Ratingagenturen weiter.
17. Januar 2012: Der EFSF sammelt bei der ersten Auktion von Wertpapieren mit langjähriger Laufzeit nach der S&P-Herabstufung problemlos Geld ein.
18. Januar 2012: Die Bundesregierung korrigiert in ihrem Jahreswirtschaftsbericht 2012 die Konjunkturprognose leicht von 1,0 auf 0,7 Prozent nach unten. Für 2013 geht sie weiter von 1,6 Prozent aus. Minister Rösler sagt, von einer Rezession könne überhaupt nicht die Rede sein. Die Weltbank geht für die Eurozone derweil von einer nahenden Rezession aus.
19. Januar: Bundeswirtschaftsminister Rösler bekräftigt in einer Regierungserklärung die relativ positiven Aussichten des Jahreswirtschaftsberichts 2012 - die Opposition wirft ihm Schönfärberei vor. Frankreich und Spanien platzieren trotz S&P-Herabstufung problemlos mittel- und langfristige Staatsanleihen.
20. Januar: Die italienische Regierung beschließt ein Programm, das die Wirtschaft des Landes liberalisieren und für mehr Wettbewerb sorgen soll. Ungarn gibt im Streit mit der EU um das Zentralbankgesetz nach.
22. Januar: Bundesfinanzminister Schäuble spricht sich gegen eine Aufstockung des dauerhaften Rettungsschirms ESM aus, nachdem Italiens Ministerpräsident Monti eine Verdopplung der Mittel auf eine Billion Euro ins Gespräch gebracht hatte.
23. Januar: Die EU-Finanzminister einigen sich darauf, den dauerhaften Euro-Stabilisierungsmechanismus ESM vorzeitig im Sommer 2012 einzuführen. IWF-Chefin Lagarde fordert eine Aufstockung der ESM-Mittel, Bundeskanzlerin Merkel lehnt dies ebenso wie Vizekanzler Rösler ab. Die FDP setzt den Plänen für eine Finanztransaktionssteuer ein eigenes Konzept entgegen. Die deutschen Flughäfen melden für das Jahr 2011 einen neuen Passagierrekord.
24. Januar: An der Spitze der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht löst Elke König den langjährigen Chef Jochen Sanio ab. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO berichtet, dass weltweit 200 Millionen Menschen arbeitslos seien - in Europa sehe es nur auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und Österreich besser aus als vor Beginn der Finanzkrise.
25. Januar: Kanzlerin Merkel stemmt sich beim Weltwirtschaftsforum in Davos gegen eine Ausweitung des dauerhaften Euro-Rettungsschirms ESM und warnt vor einer Überlastung Deutschlands als Helfer der Krisenstaaten.
26. Januar: Der Bundestag beschließt die Reaktivierung des Bankenrettungsfonds SoFFin.
27. Januar: Die Ratingagentur Fitch stuft die Kreditwürdigkeit von fünf Ländern der Eurozone herab. Portugal bleibt trotz Reformen in der Krise.
28. Januar: Bei den Verhandlungen Griechenlands mit seinen privaten Gläubigern um einen Schuldenerlass zeichnen sich Fortschritte ab.
29. Januar: Wirtschaftsminister Rösler forderte mehr "Führung und Überwachung" der griechischen Haushaltspolitik. Athen wehrt sich gegen EU-Eingriffe in den Etat. Einige griechische Jungunternehmer in dem Land versuchen mit frischen Ideen der Krise zu trotzen. Frankreichs Präsident Sarkozy kündigt die Einführung einer Finanztransaktionssteuer an.
30. Januar: Auf dem EU-Gipfel beschließen 25 Staaten die Einführung eines Fiskalpakts, der zur langfristigen Lösung der Schuldenprobleme beitragen soll - Großbritannien und Tschechien bleiben außen vor. Die spanische Fluglinie Spanair beantragt Insolvenz.
31. Januar: Im Januar steigt die Zahl der registrierten Arbeitslosen in Deutschland wieder über drei Millionen.