Entscheidung über Zulieferkonzern bis Juli Continental prüft Zusammenschluss mit Schaeffler
Die Autozulieferer Continental und Schaeffler steuern auf einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu. Der Conti-Aufsichtsrat wies den Vorstand an, bis Juli Konzepte zu prüfen. Offenbar soll Continental in einem gemeinsamen Konzern die Führung übernehmen.
Nach monatelangem Tauziehen um die Macht vollziehen die beiden hoch verschuldeten Automobilzulieferer Continental und Schaeffler die erwartete Kehrtwende. Der Conti-Aufsichtsrat sprach sich in Hannover für die Zusammenführung der beiden Unternehmen aus und beauftragte den Vorstand, die finanzielle Tragfähigkeit eines solchen Vorhabens zu prüfen. Bis Ende Juli soll über ein Konzept entschieden werden. Bis dahin sollen auch Alternativen ausgelotet werden.
"Die industrielle Logik dieser Verbindung liegt jedenfalls auf der Hand", erklärte Aufsichtsratschef Rolf Koerfer. "Wir haben die große Chance, hier in Deutschland den zweitgrößten Automobilzulieferer der Welt zu schaffen."
Alternative für ursprüngliche Pläne
Schaeffler war vor fast einem Jahr bei Conti eingestiegen und wollte den größeren Konkurrenten übernehmen. Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise machen Schaeffler jedoch schwer zu schaffen und stürzten den Zulieferer inmitten der Übernahme in massive Finanzprobleme. Seither wird nach Alternativen für die ursprünglichen Pläne gesucht.
Das Familienunternehmen aus Herzogenaurach hält mit 49,9 Prozent die Mehrheit an Conti. Weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt, weil sich Schaeffler verpflichtet hatte, bis 2012 unter der Schwelle von 50 Prozent zu bleiben.
Gläubigerbanken wären Haupteigentümer
Zentraler Bestandteil der bisher bekanntgewordenen Planungen für einen Zusammenschluss ist die Übertragung des gesamten operativen Geschäfts von Schaeffler - sowohl der Automobilzulieferer-Sparte als auch des Industriewälzlager-Geschäfts - auf die Continental AG. Damit hätte der übernommene Continental-Konzern die operative Führung. Dabei dürften die Gläubigerbanken Haupteigner des gemeinsamen Konzerns werden. Schaeffler und Conti stehen mit jeweils elf Milliarden Euro bei den Banken in der Kreide.
Conti-Chef Karl-Thomas Neumann zeigte sich zuversichtlich, dass ein Zusammenschluss gelingen könne. Einige Bereiche von Schaeffler und Conti passten gut zusammen. Das Industriegeschäft von Schaeffler würde zudem neben der Gummi-Sparte von Conti dem neuen Firmengebilde die notwendige Balance geben.
Zusammenschluss unter Conti-Führung?
"Wir werden jetzt zielstrebig und ergebnisoffen prüfen, ob eine Zusammenführung der beiden Unternehmen unter Wahrung des Kapitalmarktzugangs für unsere Kreditgeber und Anteilseigner tragfähig und wertsteigernd ist", sagte Neumann. Damit deutet sich an, dass der Zusammenschluss unter Conti-Führung vollzogen werden soll, denn Schaeffler ist nicht börsennotiert.
Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger erklärte, er sei überzeugt, dass ein Zusammenschluss operative und technologische Vorteile für beide Unternehmen bringen könne. Die zentrale Frage sei, wie das industrielle Konzept am besten umgesetzt werden könne.