Corona-Krise VW stoppt Produktion in Europa
Für die nächsten zwei bis drei Wochen stehen die Produktionsstraßen in europäischen VW-Werken still. Angesichts der Corona-Krise traf das Management diese Entscheidung. Viel zu spät, meint die Belegschaft.
Volkswagen schließt wegen der Ausbreitung des Coronavirus für voraussichtlich zwei bis drei Wochen einen Großteil seiner Werke in Europa. Das kündigte VW-Chef Herbert Diess bei Vorlage der Jahresbilanz in Wolfsburg an.
Unterbrechungen gibt es demnach bereits diese Woche in Werken in Spanien, Portugal, Italien und in der Slowakei. In China dagegen wurde die Produktion wieder aufgenommen. Dort stiegen die Auslieferungszahlen im März wieder, erklärte Diess. Doch "in Europa und global steht uns die Krise noch bevor". Es sei nun am wichtigsten, die Gesundheit und Sicherheit der Belegschaft sowie von deren Familien sicherzustellen. "Oberstes Ziel ist es, die Ausbreitung des Coronavirus so stark wie möglich zu verlangsamen."
Letzte Schicht am Freitag
Laut VW-Betriebsrat ist die letzte Schicht an den meisten Standorten für kommenden Freitag geplant. Dies findet der Betriebsrat angesichts der wachsenden Corona-Risiken zu spät. "Wir erwarten jetzt einen geordneten Ausstieg aus der Fertigung." Zudem müsse das Management detaillierte Pläne für die einzelnen Werke vorlegen, schrieben Betriebsratschef Bernd Osterloh und seine Stellvertreterin Daniela Cavallo an die Belegschaft.
Der Betriebsrat hatte Druck gemacht, weil die Belegschaft in der Produktion sich aus Sorge um ihre Gesundheit beschwerte. Während im Bürobereich bei VW Abstandsgebote wegen der Corona-Epidemie gelten, arbeiteten die Kollegen in der Produktion Schulter an Schulter. Der Betriebsrat habe gegenüber dem Vorstand diese "Zweiklassengesellschaft" kritisiert.
Ansteckung für ein paar hundert Autos riskieren?
In den vergangenen Tagen hatte es auch in deutschen VW-Werken erste bestätigte Fälle von Coronavirus-Infektionen gegeben.
"Für die verbleibenden Tage fordern wir eine Information aus dem Gesundheitswesen an die betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu der Frage, wie ihr Ansteckungsrisiko zu bewerten ist", forderte der Betriebsrat weiter. Es sei nicht mehr einzusehen, "warum sie ohne eine klare Ansage und ohne klare Worte aus dem Management für ein paar hundert Autos mehr eine Ansteckung riskieren sollen, die sie dann womöglich früher oder später nach Hause in ihre Familien tragen."
Auch die beiden Audi-Standorte Ingolstadt und Neckarsulm stellen die Fertigung ein. "Die Produktion in den Audi-Werken wird bis zum Ende der Woche kontrolliert runtergefahren", teilte Audi-Betriebsratschef Peter Mosch mit. Er hoffe auf ein solidarisches und unbürokratisches Entgegenkommen des Unternehmens gegenüber der Belegschaft. "
Andere Autohersteller und -Zulieferer setzten ihre Produktion bereits aus. Bei Fiat sind fast alle Werke betroffen. Peugeot stoppte die Produktion europaweit. Ferrari schloss zunächst beide Werke. Ford schickte seine Mitarbeiter in Saarlouis für zwei Wochen nach Hause. Bei BMW gebe es derzeit keine Einschränkungen der Produktion, sagte ein Sprecher.