US-Autobauer im Aufwind GM vor Börsengang der Rekorde

Stand: 18.11.2010 00:21 Uhr

In Amerikas Autometropole Detroit ist die Depression vorbei. Der heutige Börsengang von General Motors könnte alle Erwartungen übertreffen: Die Aktien werden zum Höchstpreis von 33 Dollar verkauft. Die Krise, die die US-Autobauer 2009 an den Rand des Abgrunds drängte, ist vorerst überwunden.

Von Klaus Kastan, BR-Hörfunkkorrespondent Washington

"Der Autoverkauf zieht wieder an", sagt Ed Tonkin zufrieden. Tonkin leitet den Verband der Amerikanischen Autohändler, einen Zusammenschluss von über 70.000 Firmen. Auf die Frage nach der momentanen Lage auf dem US-Automarkt zeigt er mit dem Daumen vorsichtig nach oben: Man erhole sich zwar nicht ganz so schnell, wie man sich das wünschen würde, aber der Markt gehe in die richtige Richtung - und überhaupt seien Autohändler ein optimistischer Haufen.

Dass General Motors heute schon wieder an die Börse geht, zeigt, dass sich die "Großen Drei aus Detroit", wie GM, Ford und Chrysler genannt werden, wieder einigermaßen erholt haben. Donnerstag, der 18. November, wird wohl als der Tag des größten Börsengangs in die US-Geschichte eingehen, sagen die Experten an der New Yorker Wall Street voraus. GM-Manager rechnen mit einer Rekordsumme. Darüber freuen können sich vor allem die amerikanischen Steuerzahler. Allein General Motors wurde vor 17 Monaten von Washington mit fast 50 Milliarden Dollar vor dem Bankrott gerettet.

Klaus Kastan, K. Kastan, BR Washington, 18.11.2010 00:07 Uhr

Über die Aktienverkäufe fließt zumindest jetzt ein Teil des Geldes wieder zurück. Der Staatsanteil an dem Unternehmen könnte dann von bisher gut 60 Prozent auf 35 Prozent gesenkt und die Schuldenlast mittelfristig wohl ganz ausgeglichen werden. "Die Chancen sehen besser und besser aus, dass die Steuerzahler ihr Geld zurückbekommen, vielleicht machen sie am Ende sogar einen kleinen Gewinn. Nach der Insolvenz im vergangenen Jahr hat GM erstaunliche Fortschritte gemacht", analysiert Jeremy Anwyl vom Auto-Online-Dienst Edmunds.com im US-Fernsehen.

Detroit ist wieder konkurrenzfähig

Allein im zurückliegenden Oktober hat GM zwölf Prozent mehr Autos verkauft als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Die neuen Modelle von GM, Ford und Chrysler seien vor allem qualitativ deutlich besser geworden, meint David Sargant, Vizepräsident des international operierenden Marktforschungsinstitut J. D. Power. In seinen Augen können die Autos aus Detroit wieder mit der japanischen Konkurrenz Schritt halten. Bei den neuen Fahrzeugen, die in den vergangenen Jahren gebaut wurden, gebe es keine Qualitätsunterschiede mehr.

Eine andere Ursache für die Aufwärtsentwicklung ist das gute Auslandsgeschäft. "Der europäische Markt ist zwar noch nicht zurück in der Gewinnzone, aber China und Südamerika boomen", sagt der unabhängige Autoexperte Anwyl. Noch besser laufen könnte der US-Markt. Doch die Amerikaner halten sich wegen der instabilen wirtschaftlichen Lage zurück.  In diesem Zusammenhang ist noch ein anderes Phänomen interessant: Während die Hersteller vor allem auf ihre neuen verbrauchsarmen Kompaktwagen hinweisen, zeigt der amerikanische Verbraucher an diesen Fahrzeugen kaum Interesse. Während die Verkaufszahlen bei den Kleinwagen auch in diesem Jahr wieder nach unten gingen, zog der Umsatz bei den verbrauchsstarken Autos teilweise um über 18 Prozent an. Für Klimaschützer ist das keine gute Nachricht.