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Einigung zwischen Bahn und EVG Rund 6,5 Prozent mehr Gehalt für Bahn-Beschäftigte
Wie gewünscht sind die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vor der Bundestagswahl zu einem Tarifvertrag gekommen - erstmals seit 2016 ohne Arbeitskampf. Ab April soll es unter anderem mehr Geld geben.
Drei Wochen nach Beginn der Tarifrunde haben sich die Deutsche Bahn (DB) und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf eine Erhöhung der Gehälter in drei Stufen geeinigt. Das teilten die beiden Seiten heute mit. Der Tarifvertrag gilt für rund 192.000 Beschäftigte. Die Gehälter sollen bis Ende 2027 um gut 6,5 Prozent steigen. Die Einigung kam in der dritten Verhandlungsrunde zustande - in der Nacht zum Sonntag, ganz ohne Warnstreiks.
Es ist nach Gewerkschaftsangaben das erste Mal seit 2016, dass die EVG ohne Arbeitskämpfe zu einem Abschluss bei der Bahn gelangt ist. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 33 Monate, von April 2025 bis Ende 2027. Er gilt auch für die Beschäftigten der angeschlagenen Güterverkehrstochter DB Cargo.
Beide Seiten zeigen sich zufrieden
Die erste Gehaltserhöhung - von zwei Prozent - erfolgt laut Bahn und EVG zum Juli dieses Jahres. Weitere 2,5 Prozent gibt es demnach ein Jahr später. Zudem vereinbarten beide Seiten weitere zwei Prozent mehr ab Dezember 2027. Neben Einmalzahlungen und speziellen Leistungen für Schichtarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder erreichte die EVG außerdem eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027 sowie strukturelle Tarifanpassungen zwischen einzelnen Berufsgruppen.
Beide Seiten zeigten sich nach dem Abschluss zufrieden. "Wir haben ein vernünftiges Gesamtpaket geschnürt", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay teilte mit, die Einigung sei "ganz nah an unserer Forderung". Damit bezog sie sich konkret unter anderem auf die 7,6 Prozent mehr Einkommen sowie zusätzlich 2,6 Prozent für Schichtarbeiter, die die EVG gefordert hatte.
Gewerkschaft besorgt vor Bundestagswahl
Mit dem Tarifabschluss erreichten beide Seiten das Ziel, noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. EVG-Verhandlungsführerin Ingenschay hatte vor Beginn dieser dritten Tarifrunde gesagt, es liege ein hartes Stück Arbeit vor den Tarifparteien.
Beide Seiten hatten von Beginn der Tarifverhandlungen an auf einen raschen Abschluss gedrungen. Auf Wunsch der EVG war der Verhandlungsbeginn auf Ende Januar vorgezogen worden. Die Gewerkschaft befürchtet unter einer etwaigen künftigen unionsgeführten Bundesregierung wirtschaftliche und strukturelle Unsicherheiten für den Konzern.
Der Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, hatte zuletzt noch einmal betont, Netz und Betrieb bei der Deutschen Bahn voneinander trennen zu wollen. Die EVG lehnt das strikt ab und spricht von einem "fundamentalen Angriff auf unsere Arbeitsplätze".
Streiks anderer Gewerkschaft wieder ab 2026 möglich
Mit dem neuen Tarifvertrag darf die EVG erst im Januar 2028 zum Ausstand aufrufen. Doch bei der Bahn gibt es noch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Diese ist zwar deutlich kleiner als die EVG, aber gilt als streikaffin.
Der Tarifvertrag mit der GDL läuft bis 31. Dezember 2025, die Vereinbarungen zur Arbeitszeit gelten sogar bis 31.12.2028. Anfang 2026 gibt es eine festgeschriebene zweimonatige Verhandlungsphase mit Friedenspflicht bis Ende Februar. Ab März kommenden Jahres könnte es bei der Bahn also wieder zu Warnstreiks kommen.
In einer früheren Version des Artikels hatten wir geschrieben, der Tarifvertrag mit der GDL gelte bis Ende Februar 2026. Richtig ist, dass der Vertrag bis Ende Dezember 2025 gilt.
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