Anleihen mit negativem Zinssatz platziert Deutschland bekommt fürs Geldleihen Geld
Das ist selbst für den sicheren Hafen Deutschland neu: Bei einer Auktion von Staatsanleihen zahlten Anleger eine Prämie, um Deutschland Geld leihen zu dürfen. Die sechsmonatigen Staatsanleihen wurden zu einem Zinssatz von minus 0,01 Prozent zugeteilt. Und dennoch war die Nachfrage größer als das Angebot.
Der deutsche Staat verdient mit seinen Schulden erstmals Geld. Anders als üblich musste er Investoren bei der Versteigerung von Anleihen nicht mit Zinsen locken, sondern erhält selbst eine Prämie. Beim Verkauf von Anleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten nahm der Bund 3,9 Milliarden Euro ein. Der durchschnittliche Zins lag bei minus 0,0122 Prozent, teilte die für das Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur mit.
"Das hat es bislang noch nie gegeben", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Anleger bezahlen eine gewisse Prämie dafür, dass sie dem deutschen Staat Geld leihen." Im Dezember musste Deutschland bei einer ähnlichen Auktion noch einen Mini-Zins von plus 0,001 Prozent bezahlen.
"Der sicherste Platz in der Eurozone"
Experten erklärten diese Entwicklung mit den Suche der Investoren nach sicheren Geldanlagen. Zudem könnten die Investoren die Bundeswertpapiere jederzeit an der Börse wieder losschlagen und dabei im Fall steigender Renditen auf einen kleinen Gewinn spekulieren. "Geld wird in Deutschland geparkt, weil es innerhalb der Euro-Zone derzeit der sicherste Platz ist", sagte ING-Analystin Emelia Sithole-Matarise.
Normalerweise leihen sich die Banken überschüssiges Geld untereinander. Der Geldmarkt ist aber so gut wie ausgetrocknet, weil mit der Schuldenkrise die Gefahr von Bankenpleiten gestiegen ist und die Institute um ihre Darlehen fürchten. Sie flüchten deshalb in die wenigen als ausfallsicher geltenden Anlagen, zu denen Bundeswertpapiere mit kurzen Laufzeiten gehören. "Die Suche nach Qualität spielt eine große Rolle", sagte der Sprecher der Finanzagentur.
Anleihe trotz Minus-Zins überzeichnet
Obwohl es für das Geldgeschäft keine Prämie gibt, war die Nachfrage nach den Papieren gut: Sie lag bei sieben Milliarden Euro, womit die Auktion 1,8-fach überzeichnet war. Im Dezember war sie noch 3,8-fach überzeichnet. Dass ein Staat mit Schulden Geld verdient, war auch schon in anderen Ländern beobachtet worden, zuletzt in Dänemark. Auch dort lag die Rendite bei einer Versteigerung Ende Dezember unter null.
Der Bund muss sich in diesem Jahr etwa 250 Milliarden Euro an den Finanzmärkten leihen.