Öffentlicher Nahverkehr Elektrobusse kommen ins Rollen
Noch sind Elektrobusse in deutschen Städten selten. Doch seit vorigem Jahr wächst ihr Anteil wegen der öffentlichen Förderung stark. Beim Umstieg müssen Verkehrsbetriebe indes einige Hürden überwinden.
Fahrgäste der Linie 133 in Köln steigen schon seit fast fünf Jahren in Elektrobusse. Seitdem diese Busverbindung umgerüstet wurde, kamen in der Rhein-Metropole jahrelang keine neuen Elektrobuslinien hinzu. In diesem Jahr sollen aber gleich sechs weitere der rund 50 Kölner Linien elektrisch werden.
"Bis 2030 stellen wir alle Buslinien auf Elektrobetrieb um", sagt Stephan Anemüller von den Kölner Verkehrs-Betrieben: "Nach außen hin sah es aus, als tue sich seit 2016 nichts." Im Hintergrund habe man aber zum Beispiel die Ladeinfrastruktur aufgebaut und neue Busse bestellt. Damit gehört Köln - zusammen mit anderen Großstädten wie Berlin und Hamburg - zu den Vorreitern beim Umstieg auf elektrische Antriebe.
Zahl der Elektrobusse verdoppelt sich jährlich
Bundesweit scheint es, als habe sich beim Ausbau der E-Mobilität im öffentlichen Nahverkehr ein Knoten gelöst. Von 2019 auf 2020 habe sich die Zahl der Elektrobusse in Deutschland mehr als verdoppelt, so die Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC). Für dieses Jahr rechnet PwC mindestens mit einer erneuten Verdopplung. Die Zahlen steigen allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Aktuell sind demnach 676 der rund 50.000 Busse im deutschen ÖPNV elektrisch, das entspricht einem Anteil von rund 1,4 Prozent.
Derzeit liegt der Anteil der Elektrobusse im ÖPNV bei rund 1,4 Prozent,
Förderung hilft ärmeren Kommunen
Bund und Länder fördern den Ausbau der E-Mobilität massiv. Das kommt zwar allen Kommunen zugute, aber finanzschwache Städte sind besonders darauf angewiesen. In Oberhausen beispielsweise, wo die Stadt einen riesigen Schuldenberg vor sich herschiebt, gäbe es ohne Hilfe von außen kaum Spielraum für Investitionen.
Aufgrund der Förderung ist der Umstieg auf E-Mobilität aber auch hier in vollem Gange. Laut Werner Overkamp, Geschäftsführer der Oberhausener Stadtwerke, wird die Anschaffung der Busse mit bis zu 80 Prozent und die Ladeinfrastruktur mit bis zu 90 Prozent bezuschusst. "Dank dieser Förderung haben wir gegenüber finanzstärkeren Kommunen keinen erheblichen Nachteil", sagt Overkamp. "Für uns ist es deshalb wichtig, dass die Unterstützung durch Bund und Land langfristig erhalten bleibt."
Fahrgastzahlen wachsen nur langsam
Soll eine Verkehrswende gelingen, müssen die kommunalen Verkehrsbetriebe neben dem Umstieg auf Elektromobilität allerdings auch insgesamt mehr Fahrten anbieten. In der Corona-Zeit ist es aus Gründen des Infektionsschutzes politisch gewollt, dass möglichst wenige Menschen den ÖPNV nutzen. Nach der Pandemie soll sich das aber schnell ändern - doch der Trend der vergangenen Jahre lässt Zweifel aufkommen.
Zwar sind die Fahrgastzahlen in den zehn Jahren vor Corona stetig gewachsen, allerdings nur recht langsam. 2010 wurden pro Jahr 9,6 Milliarden Fahrgäste befördert, 2019 waren es 10,4 Milliarden. Trotzdem waren volle Bahnen und Busse vor Corona an vielen Orten keine Seltenheit.
Verkehrsexperte: Teilweise mehr Diesel sinnvoll
Der Umstieg auf Elektromobilität sei wichtig, findet Michael Ortgiese, Professor für Verkehrs- und Mobilitätsmanagement an der TU Berlin. Noch wichtiger sei es aus ökologischen Gesichtspunkten aber, insgesamt mehr Menschen vom PKW in die Busse zu bekommen, denn auch ein moderner Dieselbus sei ein im Vergleich zum Auto umweltfreundliches Verkehrsmittel.
Dafür müsste der ÖPNV mit einem dichteren Streckennetz und einer höheren Taktung attraktiver werden, also insgesamt mehr Busse fahren lassen: "Ein neuer Elektrobus ist in der Anschaffung derzeit etwa doppelt so teuer wie ein Dieselbus", sagt der Mobilitätsexperte. Gleichzeitig seien die Budgets begrenzt: "Teilweise kann es deshalb heute sinnvoll sein, sich für Dieselbusse zu entscheiden", so Ortgiese. Quantität schlägt demnach gewissermaßen Qualität.
Umstieg mit vielen Schwierigkeiten
In Köln haben die Verkehrsbetriebe deshalb noch im vergangenen Jahr neue Dieselbusse geliefert bekommen. Es könnten die letzten gewesen sein. Ihre älteren Dieselbusse lässt die Stadt aber länger fahren als sie eigentlich vorhatte, damit sie gleichzeitig das Angebot an Verbindungen erweitern kann.
Es reiche nicht, einfach ein paar Elektrobusse zu kaufen, sagt Stephan Anemüller von den Kölner Verkehrs-Betrieben. An den Endhaltestellen werden zurzeit Ladesäulen aufgebaut. Auch die Depots müssen dafür umgebaut werden. Elektroingenieure und weiteres Fachpersonal werden eingestellt. Der Weg zur Elektrowende könnte vielerorts noch holprig werden - aber es ist etwas in Bewegung gekommen.