Hohe Preise für Gas und Strom Wie Technik beim Energiesparen hilft
In vielen Firmen wird massiv Energie verschwendet, weil sie bislang vergleichsweise günstig war. Mit smarter Technik und Investitionen in eine effizientere Produktion ließe sich viel Geld sparen.
Im saarländischen Bosch-Werk in Homburg werden jedes Jahr Millionen Injektoren für Lkw-Dieselmotoren hergestellt. In dem Werk wurde ein Kontrollsystem entwickelt, das den Energieverbrauch von Maschinen genau erfasst. Innerhalb des Bosch-Konzerns übernimmt Homburg damit eine Leitfunktion. Den aktuellen Stromverbrauch in der Produktion kontrolliert Ingenieur Gerhard Stopp. Täglich können im Werk 12.000 Datenpunkte überprüft und analysiert werden, um Energie einzusparen.
Ingenieur Stopp wird an vielen Stellen fündig und stellt das Werk auf Energiesparen ein. Maschinen werden automatisch abgeschaltet, wenn sie nicht genutzt werden, Heizung und Lüftung werden an die Zahl der Menschen in der Halle angepasst. Insgesamt sind so schon elf Millionen Euro Ersparnis zusammengekommen. International hat Bosch in seinen Werken bereits 90.000 Messgeräte installiert.
Hohe Verluste bei Nutzung der Primärenergie
Für die meisten Großverbraucher mit ihren ausgehandelten Sonderpreisen lohnte sich das Sparen bisher offenbar kaum. Allein als Abwärme werden jedes Jahr gigantische Energiemengen nutzlos in die Luft geblasen.
Nur knapp 70 Prozent der Primärenergie erreichen tatsächlich die Endverbraucher in Deutschland. Die 30 Prozent Verlust sind so groß wie die gesamte Energieerzeugung der Niederlande und Dänemarks zusammen. Und von dem, was bei den Nutzern ankommt, gehen nochmal 30 Prozent verloren. Zum Beispiel durch veraltete Heizkessel. Mehr als die Hälfte der Primärenergie bleibt also auf der Strecke.
Kampagne für mehr Energieeffizienz
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck startete deshalb vor einigen Tagen die Aktion "80 Millionen für den Energiewechsel" - gemeinsam mit Verbänden und Gewerkschaften. Mit einer großen Kampagne sollen Bevölkerung und Wirtschaft für mehr Effizienz gewonnen werden. Aber das ist nicht einfach. "Die eingesparte Kilowattstunde, die sieht man ja nicht", so Habeck. "Es ist vergleichsweise schwer, ein Bewusstsein dafür zu erzielen, diese eingesparte Kilowattstunde ins Zentrum der Politik zu stellen."
Dabei werden die Einsparmöglichkeiten in den privaten Haushalten durchaus schon kräftig genutzt: Thermostate runterdrehen, Standby-Geräte ausschalten, Deckel drauf beim Kochen, niedrige Temperatur in der Waschmaschine.
Forderung nach Auflagen für Industrie
Der private Anteil am Energieverbrauch in Deutschland ist von 2008 bis 2018 um immerhin 9,3 Prozent gesunken. Bei der Industrie ging es um 0,5 Prozent nach oben. Kritiker fordern deshalb, dass vor allem die Industrie wegen der enormen Verschwendung von Abwärme mehr in die Pflicht genommen werden müsse - mit klaren Auflagen und Verboten.
Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken kritisiert, eine mutlose Politik habe sich über Jahrzehnte nicht getraut, mit klaren Vorgaben das Thema Energieeffizienz wirklich anzugehen. "Eine Wärmenutzungsverordnung für die Industrie wäre sehr zielführend", sagt Leprich. Die Wärme müsse für vernünftige Dinge genutzt werden.
Über dieses und weitere Themen berichtet Plusminus heute um 21.45 Uhr im Ersten.