Energiegewinnung Solarenergie geht auch auf kleiner Fläche
Ob Photovoltaik-Anlagen auf Stelzen oder farbige Sonnenkollektoren an Gebäuden - Erneuerbare Energien lassen sich auch ohne großen Flächenverbrauch ausbauen. Wo sind die Innovationen mit Marktpotenzial?
Landwirt Thomas Streit kann sich vorstellen, auf seinem Acker Gemüse anzubauen und am gleichen Ort Strom zu erzeugen. Dafür würden die Kollektoren auf dem Feld senkrecht aufgestellt und nach Osten und Westen ausgerichtet, wie es eine Firma aus dem Saarland anbietet.
Erst jetzt wird dies überhaupt möglich. Denn die Bundesregierung hat beschlossen Solaranlagen auch dann zu fördern, wenn die Fläche nicht zugebaut, sondern landwirtschaftlich genutzt wird. Allerdings könnte es bis zum großflächigen Einsatz noch etwas dauern, denn nun muss geschaut werden, ob zwischen den Kollektoren weiter Gemüse oder Kartoffeln prächtig gedeihen und die großen Landwirtschaftsfahrzeuge gut arbeiten können.
Energie durch bunte Hausfassaden
Farbige Solarmodule - inspiriert von der Lichtbrechung eines Schmetterlings: Selbst im Denkmalschutz könnte damit Solarenergie eingesetzt werden, zum Beispiel durch neue, bunte Dachziegel oder Fassaden. Bislang haben sich viele Architekten bei der Fotovoltaik daran gestört, dass man auf den Solarzellen immer Rahmen beziehungsweise Linien gesehen hat.
Inzwischen können Bauherren auswählen, ob sie von der Photovoltaik fast gar nichts sehen - oder sie nur noch ganz diskret kaum ins Auge sticht. Das Interesse der Industrie sei bereits groß, sagt Thomas Kroyer vom Frauenhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg.
Solartechnik im Auto
Auch bei der direkten Nutzung von Solartechnik in Autos sehen die Freiburger Forscher große Chancen. Ein selbstentwickelter Kleintransporter saust schon über ihr Gelände. Nächstes Jahr will ein Start-up einen Mini-Van bauen.
Entwickler Martin Heinrich rechnet bei einem Solardach mit einer zusätzlichen Reichweite von 2000 Kilometer pro Jahr. Er sieht hier ein großes Potenzial: "Mit Pkw-Dächern und mit Lkw-Dächern zusammen kommen wir auf circa 40 Gigawatt. Das heißt, damit könnte man eine Nennleistung von 40 Kohlekraftwerken ersetzen."
Potenzial bei schnellerer Genehmigung
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien könnte enorm schnell vorangetrieben werden, wenn man sofort die Genehmigungsverfahren erleichtert, sagt Claudia Kemfert, die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Es gebe viele Verfahren, die in der Schwebe seien - die sollte man sofort genehmigen, so Kemfert. Solarenergie aufs Dach zu schrauben sei sehr kurzfristig möglich. Außerdem fordert die Energieexpertin, die Solarproduktion wieder nach Deutschland zurückzuholen, mehr Flächen für die Windenergie freizugeben und mehr Handwerker auszubilden.
Kleinwindanlage aus dem 3D-Drucker?
Energiethemen spielen aktuell auch bei den Verbraucherzentralen eine große Rolle. Der Markt für kleine Windanlagen ist bislang beispielsweise noch sehr überschaubar. Dennoch sieht Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW hier zwei Chancen.
Die eine sei, dass ein Investor eine Fabrik baut und dann zu einem günstigen Preis in die Massenproduktion von Kleinwindanlagen einsteigt. Die andere wäre, dass Verbraucher mittels 3D-Druck ihre eigene Anlage herstellen könnten - zu viel niedrigeren Kosten. Zwar sei dabei auch der Stromertrag nicht allzu hoch. Doch könnten viele Menschen in Deutschland so eigene positive Erfahrungen mit den Erneuerbaren sammeln.
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