Alternative Antriebe Fahren lernen mit Wasserstoff
Fahrschul-Autos haben traditionell Dieselmotoren. Ein Betrieb aus Saarbrücken nutzt für seine Fahrstunden einen Wasserstoff-Antrieb. Für Schüler kann die Technik auch Tücken haben.
Es erinnert ein bisschen an einen Sauna-Aufguss, wenn Fahrlehrer Rouven Klein aus Saarbrücken sein neues Fahrschul-Auto abstellt. Statt Abgasen steigt viel Dampf auf, und es tropft ein wenig Wasser. Gemeinsam mit Sven Schmitt hat Klein zum Start ihrer Fahrschule voovoo drive eine echte Seltenheit am Start: ein Fahrschul-Auto, das nicht mit Diesel oder Benzin, sondern mit Wasserstoff angetrieben wird. "Wir arbeiten sehr eng mit den Herstellern von Wasserstoff-Fahrzeugen zusammen. Nach unserem Kenntnisstand sind wir wahrscheinlich weltweit die erste Fahrschule, die ein solches Fahrzeug umgerüstet hat", sagt Klein.
Wirklich belastbare Zahlen gibt es dazu noch nicht. Dem Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen ist bisher aber kein Wasserstoff-Fahrschul-Auto bekannt. Man befürworte aber den Vorstoß aus Saarbrücken. Die Fahrschule verzichtet komplett auf Verbrennungsmotoren und setzt stattdessen ausschließlich auf Bio-Erdgas, Elektroantrieb - und eben Wasserstoff. "Dieser nachhaltige Ansatz ist uns sehr wichtig, und irgendjemand muss ja damit anfangen", sagt Schmitt.
Umbau gestaltet sich schwierig
Fahrzeuge mit Brennstoffzellen sind immer noch selten. Für rund 60.000 Euro hat voovoo drive eines der wenigen verfügbaren Modelle gekauft - einen Toyota Mirai. Unabdingbar für jedes Fahrschul-Auto: die Pedale auf der Beifahrerseite, damit der Lehrer im Notfall eingreifen kann. Bei Verbrennern verbindet üblicherweise ein Gestänge die Pedale. Es wird zwischen Fahrer- und Beifahrerraum in der Mitte verbaut.
Das Problem: Einer der drei Wasserstofftanks sitzt genau dort. Da war in diesem Fall etwas Pionierarbeit nötig. Nach langem Suchen habe man eine Firma in Deutschland gefunden, die den komplizierten Einbau der Pedale übernommen hat, erklärt Klein: "Zum Glück hat sich die Firma bereit erklärt, dieses spannende Experiment durchzuführen - und es hat funktioniert. Wir haben jetzt einen mit Seilzug betriebenen Fahrschulwagen."
Schnelle Beschleunigung
Fahrschul-Autos haben traditionell einen Dieselmotor. Der ist robust, langlebig und kommt den Schülerinnen und Schülern auch in Sachen Kupplung am Anfang sehr entgegen. Aber auch bei den Fahrschulen findet ein Wandel statt. Denn für die Zielgruppe - hauptsächlich Teenager - hat das Thema Nachhaltigkeit enorme Bedeutung, wie die Bewegung "Fridays for Future" gezeigt hat. Ein emissionsfreier Wasserstoffantrieb kommt bei Jugendlichen wie Adrian Bredebusch gut an.
Auf dem Übungsplatz ist Bredebusch auch schon mal mit einem Diesel gefahren. Als einer der ersten Fahrschüler lernt er jetzt mit dem neuen Wasserstoff-Fahrzeug. Das Fahrgefühl beschreibt Bredebusch als "angenehmes Gleiten". Aber es gibt auch Tücken, denn im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren, die ihre Leistung erst mit zunehmender Drehzahl voll entfalten, haben Brennstoffzellen von Beginn an volle Leistungsstärke. "Der beschleunigt total schnell, und man hat auch kein Audio-Feedback, wie schnell man gerade fährt. Man muss andauernd auf den Tacho gucken", sagt der Fahrschüler.
Wie Hybride und E-Fahrzeuge hat auch das Wasserstoff-Auto ein Automatikgetriebe. Das ist angenehm für Fahranfängerinnen und Fahranfänger und wohl auch die Form, die sich mittelfristig durchsetzen wird. Das hat mittlerweile auch der Gesetzgeber erkannt. Lange Zeit war die Prüfung nur mit klassischer Gangschaltung möglich. "Zum Glück gibt es seit 1. April jetzt auch die Möglichkeit, dass man diese Schaltausbildung mehr oder weniger kombiniert oder anhängt", erläutert Fahrlehrer Schmitt. Dadurch können die Schülerinnen und Schüler ihre Prüfungen jetzt ohne Einschränkungen mit Automatikfahrzeugen machen.