Nach dem Druckabfall Preissprung am Erdgasmarkt
Der Preis für Erdgas ist am europäischen Markt zeitweise um rund 14 Prozent nach oben gesprungen. Grund sind die drei Lecks an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2.
Am Erdgasmarkt haben die Preise heute deutlich angezogen. Der Preis des Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas zur Lieferung im Oktober sprang in der Spitze um 14 Prozent auf 212 Euro für eine Megawattstunde nach oben. Der Kontrakt für den Januar-Termin 2023 legte um gut elf Prozent auf knapp 234 Euro zu. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.
Nach gleich drei Lecks in nur kurzer Zeit an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 wird ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen. Sollte es sich um einen Anschlag handeln, käme angesichts des Aufwands nur ein staatlicher Akteur infrage, hieß es.
Keine Einschränkung der Erdgasversorgung
Deutsche und dänische Behörden wiesen darauf hin, dass die Vorfälle keine Auswirkung auf die Gasversorgung hätten, da die Leitungen zuletzt nicht für den Gasimport benutzt worden seien. Während über Nord Stream 1 bis vor einigen Wochen noch Gas aus Russland nach Deutschland geflossen war - wenn auch mit gedrosselter Kapazität -, war die Genehmigung für Nord Stream 2 kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine von der Bundesregierung auf Eis gelegt worden. Danach hatte Berlin wegen des Krieges eine Nutzung ausgeschlossen.
Nach Meinung des Rohstoff-Experten Michael Blumenroth von der Deutschen Bank wird jetzt dem Markt klar, dass auch in Zukunft unter keinen Umständen mehr Gas durch die beiden Pipelines fließen werde. Blumenroth hält es vielmehr für möglich, dass am Markt die Sorge umgeht, Russland könne zukünftig auch noch die verbliebenen Gasflüsse durch die Ukraine und die Türkei nach Westeuropa einstellen.
Die Preisentwicklung zeige, wie nervös der Erdgasmarkt sei, sagte Heiko Lohmann vom Marktbeobachter Energate Gasmarkt. Der Markt sei illiquide, was die Schwankungen verstärke. Lohmann glaubt allerdings nicht, dass die nun höheren Preise von Dauer sein werden. “Es wird wieder runter gehen”, so Lohmann.