CO2-Pläne der EU Die Autoindustrie ist entsetzt
Die Autoindustrie kritisiert den Kompromiss der EU für schärfere CO2-Grenzwerte. Auch die Grünen sind unzufrieden. Brüssel will den CO2-Ausstoß von Neuwagen bis 2030 erheblich senken.
Der europäische Autoherstellerverband hält die Pläne der EU für unrealistisch, Abgaswerte von Neuwagen bis 2030 deutlich zu senken. "Diese Regulierung fordert zu viel und fördert zu wenig", erklärte der Verband der Automobilindustrie. Nirgends sonst in der Welt gebe es ähnlich scharfe Ziele. Die europäische Automobilindustrie werde im internationalen Wettbewerb stark belastet. Nun seien Arbeitsplätze in Gefahr.
Die österreichische Umweltministerin Elisabeth Köstinger wies Kritik der Autohersteller an den künftigen Klimavorgaben für Neuwagen zurück. Die für 2030 vorgesehenen Kohlendioxid-Werte seien "ambitioniert, aber machbar", sagte die Politikerin. Österreich hat derzeit den EU-Vorsitz und hatte die Verhandlungen geleitet.
Lob und Kritik von der Bundesregierung
Bundesumweltminsterin Svenja Schulze bewertet das Vorhaben als Nachweis, dass die EU in der Lage sei, etwas gegen den Klimwandel zu tun. Weitere Schritte seien aber notwendig, so die SPD-Politikerin. Kritischer schätzt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Lage ein. Der CDU-Politiker bezeichnete die EU-Ziele als "sehr ambitioniert", er habe sich für "realistische Grenzwerte, die man auch erreichen kann", eingesetzt. Die Bundesregierung hatte eine Absenkung um 30 Prozent angepeilt.
Dagegen gehen den Grünen die EU-Pläne nicht weit genug. Die Umweltexpertin der Partei, Rebecca Harms, sprach von einem Armutszeugnis. Sie räumte aber ein, dass der Kompromiss das Beste sei, "was mit den Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten zu erreichen war".
Die Pläne der EU
Nach dem Willen der EU sollen Neuwagen bis 2030 erheblich klimafreundlicher werden. Der CO2 Ausstoß soll zwischen 2021 und 2030 um 37,5 Prozent sinken. Für leichte Nutzfahrzeuge wurde eine CO2-Reduktion um 31 Prozent vereinbart. Für beide Fahrzeugklassen soll bis 2025 eine Minderung um 15 Prozent als Zwischenetappe erreicht sein. Das geht aus einer Einigung von Unterhändlern der EU-Staaten und des Europaparlaments hervor.
Realistische Ziele
Der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke betonte: "Wir brauchen Grenzwerte, die nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität zu erreichen sind."
Schärfere Grenzwerte könnten für Autofahrer auch Vorteile mit sich bringen. Der europäische Verbraucherverband BEUC unterstreicht, dass niedrige CO2-Werte auch weniger Verbrauch bedeuten und Fahrer bei neuen sparsamen Modellen Sprit und Geld sparen können.
Mehr E-Autos nötig
Zu schaffen sind die neuen Zielwerte nur, wenn Hersteller neben Diesel und Benzinern immer mehr Fahrzeuge ohne Emissionen wie reine Elektroautos verkaufen. Dafür müssen sie aber ihre Produktion umbauen.
Bisher ist in der EU festgelegt, dass Neuwagen im Flottendurchschnitt 2021 nicht mehr als 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen sollen. Von dieser Basis aus soll die Senkung folgen. Der europäische Durchschnitt lag zuletzt bei 118,5 Gramm.